Krebse

Krebse
Krebse

[662] Krebse, Krustenthiere oder (lat.) Crustaceen (die), bilden die fünfte Classe des Thierreichs und sind Gliederthiere, welche acht oder mehr Füße und keine Flügel haben, durch Kiemen athmen und sich durch Eier fortpflanzen.

Ihr Kopf bildet mit dem Brusttheil ein ununterbrochenes Ganzes. Sonst rechnete man die Krebse zu den Insekten. Hierher gehören die Asseln, welche einen eiförmigen gegliederten Körper, vierzehn Beine und borstenförmige Fühlhörner haben. Sie leben theils im Wasser, theils auf dem Lande an feuchten Orten. Bekannt ist die Kellerassel, auch Kelleresel oder Kellerwurm genannt, die in Kellern und an andern feuchten Orten lebt, dunkelgrau und am Bauche weißlich ist. Sie werden gegen Gelbsucht, Engbrüstigkeit, Wassersucht und Verstopfung der Harnwege medicinisch angewendet und heißen in den Apotheken Tausendfüße. – Am bekanntesten ist der Flußkrebs, welcher eine wohlschmeckende, aber nicht leicht verdauliche Speise gibt. Derselbe hat ungleich gekrümmte, nach innen gezahnte Scheren, in welchen er eine so große Kraft besitzt, daß er Gegenstände festzuhalten vermag, welche sein eignes Gewicht übersteigen. Der Kopftheil ist nur von unten deutlicher zu unterscheiden, indem er oben mit der harten Rückenschale zu einem Ganzen verwachsen ist. An dem Kopfe sitzen die Augen auf länglichen Stielen, längere und kürzere Fühlhörner und die Freßwerkzeuge. Die Scheren bilden das erste Paar Beine. Die beiden folgenden Beinpaare haben mit den Scheren große Ähnlichkeit, obgleich die letzten Glieder viel kleiner sind, und die beiden hintersten Fußpaare haben statt der Scheren nur einfache Haken. Die Scheren bestehen aus einem feststehenden Theile, dem Daumen, und einem beweglichen, dem Finger. Der Schwanz besteht äußerlich aus sechs Panzerringen und an dem letzten sitzt eine aus mehren Blättern bestehende Flosse. An der untern Seite der Schwanzringe stehen fußartige Theile, deren das Männchen drei Paar, das Weibchen fünf Paar hat. Unter dem Schwanze trägt das Weibchen die Eier, nachdem dieselben das Innere desselben verlassen haben. Man findet die Krebse in Flüssen, Teichen und Bächen, und sie sind um so wohlschmeckender, in je reinerm Wasser sie leben. Sie halten sich besonders in den Löchern und unter Steinen am Ufer auf und gehen des Nachts und bei Gewittern gern ans Land. Die Farbe des Krebses ist schwarzgrün; nach dem Sieden aber wird dieselbe desto schöner roth, je neuer die Schale ist. Merkwürdig ist die Reproductionskraft der Krebse, indem Scheren, Fühlhörner und Beine, wenn sie abgebrochen werden, wieder wachsen. Das Ausreißen des Schwanzes tödtet jedoch das Thier. Die Krebse nähren sich von kleinen Fischen, Fröschen, Insekten, Würmern, Obst, besonders aber von Aas, Moder und Schimmel. Sie sollen ein Alter von 20 Jahren erreichen können und dann beinah einen Fuß lang werden. Die Ausdünstung der Schweine können sie nicht vertragen, sodaß sie sterben, wenn sie in die Nähe derselben kommen. Alljährlich wechseln sie ihre Schale, die Männchen im späten Frühjahr, die Weibchen im Herbste. Die neue Schale bildet sich unter der alten und sogar die Eingeweide häuten sich. Während dieser Zeit nennt man sie Butterkrebse. Zu beiden Seiten des Magens, in der Nähe des Kopfes, findet man bei diesen Krebsen zwei kalkartige Steine, die Krebssteine oder Krebsaugen, aus denen wahrscheinlich die neue Schale sich bildet. Wenn man in ruhigen dunklen Nächten oder während Gewitter am Himmel stehen, in einem krebsreichen Flusse mit einer Laterne hinausgeht, so kommen die Krebse eilig aus ihren Löchern und begeben sich auf den Grund, wo man sie mit der Hand fassen kann. Diese Art Krebse zu fangen ist in manchen Gegenden verboten, weil durch sie zu viele Krebse weggefangen wer den. – Gleichfalls ein schmackhaftes Fleisch hat der Seekrebs oder Hummer. Er ist ebenso gebildet wie der Flußkrebs, wird jedoch oft 2 Fuß lang und hat dabei ein Gewicht von fast 12 Pfd. Man findet ihn vorzüglich in der Nordsee. Er ist röthlichbraun und vermehrt sich sehr stark. Man hat bei einem Weibchen gegen 13,000 Eier gefunden. – Sehr wohlschmeckend soll die Garnele sein, ein nur zwei Zoll langer Krebs, den man häufig an den nordischen und franz. Küsten fängt. – Eine eigne Familie bilden die Kahlschwänze, deren Schwänze nicht mit Schalen versehen sind, und die häufig leere Schnecken- oder Muschelschalen bewohnen, daher auch Schalenkrebse oder Einsiedler heißen. Am bekanntesten unter ihnen ist der Bernhardskrebs und der Diogenes. – Die Krabben haben einen ovalen oder eckigen, fast ebenso breiten oder noch breitern [662] als langen Leib, Scheeren, und einen kurzen Schwanz, der beim Weibchen unter den Leib gekrümmt ist. Die vorstehend abgebildete gemeine Krabbe ist von grünlich grauer Farbe, welche gekocht roth wird. Man findet sie besonders an den Küsten der Nordsee; sie wird kaum faustgroß und ist wegen ihres wohlschmeckenden Fleisches geschätzt.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1838., S. 662-663.
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