[774] Ludwig IX., der Heilige, König von Frankreich 1226–70, wurde 1215 geboren und regierte nach dem Tode seines Vaters Ludwig VIII. anfangs unter der Vormundschaft seiner Mutter Blanca von Castilien. Er war ein guter [774] Fürst, welcher seine Unterthanen glücklich zu machen und die Übermacht der unruhigen, miteinander in steter Fehde liegenden Reichsbarone zu beschränken suchte. Heinrich III. König von England, vereinigte sich mit den unzufriedenen Baronen, wurde aber von L. in sechs Tagen 1241 zweimal geschlagen und zum Frieden gezwungen. Im Jahre 1244 wurde L. von einer schweren Krankheit befallen und gelobte einen Feldzug nach Palästina, den er vier Jahre nachher unternahm. Er eroberte 1249 Damiette, schlug den Sultan von Ägypten, den Herrn von Palästina, in zwei Schlachten und zeichnete sich selbst durch große Tapferkeit aus. Pestartige Krankheiten und Mangel an Lebensmitteln nöthigten ihn jedoch zum Rückzuge, auf welchem sein Heer fast ganz aufgerieben und er selbst gefangen genommen wurde. Gegen Damiette und 800,000 Byzantiner (ungefähr 100,000 Mark Silber) erlangte er seine Freiheit wieder und einen Waffenstillstand auf 10 Jahre. In Frankreich hatte Blanca die Regierung geführt, war aber gestorben, als L. 1254 zurückkehrte. L. beschäftigte sich nun angelegentlich mit Verbesserung der Rechtspflege und verminderte die Abgaben. Endlich unternahm er 1270 einen neuen Kreuzzug, ging zu Schiffe nach Afrika, belagerte Tunis, fiel aber als Opfer einer pestartigen Krankheit, welcher auch ein großer Theil seines Heers erlag. L. stand während seines Lebens im größten Ansehen bei seinen Zeitgenossen, war zwar nicht frei von religiöser Schwärmerei, wußte aber doch die Anmaßungen der Geistlichkeit ebenso wie die widerspenstigen Barone im Zaume zu halten. Nachdem er 1297 von Papst Bonifacius VIII. heilig gesprochen worden war, wurde unter Ludwig XIII. das Fest des h. Ludwig in allen Kirchen eingeführt.