Manfred

[43] Manfred, Fürst von Tarent, der 1231 in Sicilien geborene Sohn Kaiser Friedrich II. (s.d.) aus dessen jedoch nicht ebenbürtiger Ehe mit der Gräfin Blanca von Lancia, war in Denkungsart, Neigungen, Fürsten-und Feldherrntugenden seinem berühmten Vater höchst ähnlich, auch durch persönliche Wohlgestalt ausgezeichnet und erhielt von dem ihm vorzüglich günstig Gesinnten das Fürstenthum Tarent in Unteritalien, sowie die Thronfolge in Apulien und Sicilien für den Fall des Absterbens der nähern Erben zugesichert. M. führte nach seines Vaters Tode (1250) die Reichsverwaltung in Italien unter sehr schwierigen Umständen, indem der päpstl. Stuhl den Nachlaß des im Bann gestorbenen Friedrich II. in Anspruch nahm, und bewahrte die Rechte Kaiser Konrad IV., seines Halbbruders, bis dieser 1252 selbst anlangte und die Regierung antrat. Obgleich M. sich gegen ihn vorwurfsfrei benahm, wurde er doch auch bei dem 1254 erfolgten Tode desselben angeschuldigt, ihn vergiftet zu haben, während Andere das den Hohenstaufen feindliche Rom deshalb anklagten. Auf Verlangen der Großen und weil der von Konrad IV. dazu verordnete Markgraf Bertold von Hohenburg vor den päpstl. Drohungen zurücktrat, übernahm M. jetzt von Neuem die Reichsverwaltung für seinen Neffen Konradin, sah sich indessen bald zu einem Vergleich mit dem päpstl. Stuhle bewogen; als dieser sich aber [43] ebenso rasch wieder zerschlug, fand er beim Volke und namentlich bei den in Unteritalien damals wohnenden Sarazenen so kräftige Unterstützung, daß er die päpstl. Truppen verjagte und in Sicilien und Unteritalien sich behauptete. Als in Folge des Gerüchts von Konradin's Tode 1258 die Prälaten und Großen in M. drangen, selbst den Thron zu besteigen, gab er diesem Verlangen nach; da sich aber später die Grundlosigkeit jenes Gerüchts aufklärte, versicherte er, blos lebenslänglich die Krone behalten zu wollen. Um sich des unbequemen Nachbars zu entledigen, vergab endlich Papst Urban IV. kraft der erhobenen päpstl. Ansprüche Konradin's Reich 1263 an Karl von Anjou, den Bruder des franz. Königs Ludwig IX., welcher jedoch erst unter dem folgenden Papste, Clemens IV., im Jahre 1265 mit einem franz. Heere nach Italien kam und durch Verrath in das Herz des Reichs eindrang. Den Heldentod der Schmach vorziehend, blieb M. gegen ihn in der Schlacht bei Benevent im Febr. 1266. Trauriger war das Loos seiner Familie, welche Karl einkerkern und so hart behandeln ließ, daß M.'s Witwe schon 1271 erlag; auch seine drei Söhne starben im Kerker, nachdem sie 31 Jahre Fesseln getragen hatten und blos ihre Schwester Beatrix ward nach 18jähriger Hast entlassen, um dadurch Karl's Sohn aus aragon. Gefangenschaft zu befreien.

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Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1839., S. 43-44.
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