[157] Mithridates hießen im Alterthume mehre Könige von Pontus, einem Staate an der Südküste des schwarzen Meeres, von denen sich M. VI., genannt der Große, durch seine ausgezeichneten Fähigkeiten und kühnen Eroberungspläne vorzüglich bekannt gemacht hat und deshalb von Cicero für den größten Fürsten Asiens nach Alexander dem Großen gehalten wird. M. kam 124 v. Chr. im 13. Jahre zur Regierung und faßte während einer mehrjährigen Reise in Asien den Plan, sich zum Beherrscher dieses Erdtheils zu machen. Er fing nun an, seinen Staat südl. bis in die Nähe des Halys, durch Eroberung von Kleinarmenien und der östl. am schwarzen Meere bis in die Krim gelegenen Gebiete zu vergrößern, legte zahlreiche feste Schlösser zum Schutze seines Reichs an und brachte eine Kriegsmacht von 250,600 M. zu Fuß, 50,000 Reitern, 130 Sichelwagen und 460 Schiffen zusammen, mit denen er nach mancherlei vorhergegangenen Irrungen den Krieg gegen die Römer eröffnete, die ihm in jenen Gegenden keine gleiche Macht entgegenstellen konnten. M. eroberte fast ganz Kleinasien, ließ viele tausend dort wohnende röm. Bürger mit ihren Familien um. bringen und sandte ein Heer von 130,000 M. nach Griechenland, das Athen und andere Städte einnahm, ehe der röm. Feldherr Sylla hier im I. 87 v. Chr. seinen Fortschritten Einhalt that, Athen und Griechenland vom Feinde befreite, während M. selbst von einem andern röm. Heere zum Aufgeben seiner Eroberungen und zu einem harten Frieden gezwungen wurde. Aber schon im I. 83 v. Chr. begann M. die Feindseligkeiten von Neuem, ward jedoch nach mannichfachem Wechsel des Kriegsglücks endlich von Pompejus 67 v. Chr. am Euphrat gänzlich besiegt und rettete sich nur mit einigen hundert Reitern in die nordöstl. Länder am schwarzen Meere. Er galt für todt, als er plötzlich wieder hervortrat, ein Heer sammelte, in Pontus vordrang und obgleich seine frühern Bundesgenossen ihn verließen und die Landesbewohner gegen ihn waren, doch die von Pompejus gemachten Friedensbedingungen zurückwies und vielmehr die Absicht hegte, durch Pannonien zu den Galliern und mit ihnen nach Italien vorzudringen, weshalb er schon Gesandte an sie abgeordnet hatte. Sein eigner Sohn Pharnazes wiegelte aber das Heer gegen ihn auf und als M. kein Mittel sah, sein Ansehen wiederherzustellen, ließ er sich 64 v. Chr. von einem Gallier mit dem Schwerte durchbohren, um nicht in röm. Gewalt zu gerathen. Nach M. ward ein lange Zeit berühmtes angebliches Universalmittel und Gegengift, für dessen Erfinder er galt, Mithridat genannt, auch ist M. wegen seiner Kenntniß in Sprachen sprüchwörtlich geworden, deren er 22 gesprochen haben soll.