Moore

[185] Moore (Thomas), geb. 1780 zu Dublin, gehört zu den ausgezeichnetsten unter den lebenden engl. Dichtern und ist der einzige Irländer unter ihnen. M. ist der Sohn eines Kaufmanns, beendigte seine Universitätsstudien mit Hülfe seiner guten Anlagen sehr frühzeitig, wurde Sachwalter, war eine Zeit lang als Schreiber beim Admiralitätsgericht auf den bermudischen Inseln angestellt, zog sich aber bald von aller amtlichen Thätigkeit zurück und lebte ganz den Musen und den Wissenschaften. Schon durch seine im J. 1800 erschienene Übersetzung des Anakreon (s.d.) erregte er Aufmerksamkeit, welche die später herausgegebenen »Gedichte von Thomas Klein« (eine Anspielung auf seine kleine Statur), in denen bei viel Witz und Phantasie auch etwas Leichtfertigkeit waltet, sehr gesteigert wurde. Überhaupt hat er im Gebiete der Liebe viel Reizendes und Schönes gedichtet und den Austausch zärtlicher Gefühle unschuldiger Herzen mit beredter Sprache geschildert. Allbekannt ist seine »Lalla Rookh« (Lond. 1817), eine morgenländische Dichtung, welchen Charakter auch »Die Liebe der Engel« theilt; vorzüglichen Ruhm erwarb er sich auch durch seine »Irischen Lieder«, in denen er zu den schönsten irischen Melodien nationale Texte lieferte. Für sein bedrücktes Vaterland und seine katholischen Glaubensgenossen sprach er mit beißendem Witze in mehren poetischen und prosaischen Schriften, so namentlich in den »Aufgefangenen Briefe oder das Pennyfelleisen«, einer Sammlung beißender Gedichte und poetischer Episteln, welche er den angesehensten Personen am Hofe zuschrieb, und wie mehre andere satirische Schriften unter dem Namen Thomas Brown herausgab. Von seinen Schriften in Prosa sind ein Roman »Der Epikuräer« (Lond. 1827), die gegen die in Irland heimischen Misbräuche gerichteten »Memoiren des Capitain Rook« (Lond. 1823), die »Reise eines Irländers zur Entdeckung einer Religion« (2 Bde., Lond. 1833), worin er zur allgemeinen Verwunderung für die alleinseligmachende katholische Kirche auftritt, und unter drei biographischen Werken das Leben seines Freundes Byron (s.d.) anzuführen, dessen gesammelte Werke er auch herausgegeben hat. Von den meisten seiner Werke sind deutsche Übersetzungen vorhanden.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1839., S. 185.
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