[325] Ode (die) ist eine von den reinlyrischen (s. Lyrik) Gedichtformen und bei den alten Griechen verstand man darunter sogar alle, namentlich zum Gesang geeignete lyrische Dichtungen, folglich auch das Lied (s.d.), welches in neuerer Zeit davon geschieden wurde. Man begreift nämlich jetzt [325] unter Oden lyrische Gedichte, in denen sich der höchste Schwung der Ideen, das überflutende, feurigste Gefühl und der kühnste Bilderschmuck, die erhabenste Kraft der Sprache mit den mannichfaltigsten kunstvoll und dem Inhalt angemessen erfundenen rhythmischen Formen, gleichviel ob mit oder ohne Reim, oder mit einem der von den Alten auf uns gekommenen reimlosen, lyrischen Versmaße, zu einem dichterischen Ganzen verbinden. Nach dem nähern Inhalte unterscheidet man religiöse Oden oder Hymnen (s.d.), heroische Oden, welche Heldenthum, Geistesgröße und die höhere Menschheit, didaktische oder im Lehrton gedichtete Oden, welche erhabene und begeisternde Wahrheiten und die Ideale der Kunst und des Lebens feiern. Von den erstern enthält das A. T. in mehren Psalmen und dem sogenannten Liede Mosis und der Debora uralte Muster; auch von griech. und röm. Odendichtern besitzen wir mehres hierher Gehörige, sowie aus früher christlicher Zeit Kirchenhymnen und altdeutsche Lobgesänge. Von neuern deutschen Dichtern haben Klopstock, Cramer, Denis, Kretschmann, Haller, Stolberg u.A. des Vorzüglichen viel geliefert und auch nebst Gleim, Ramler, Schiller und Goethe die heroische, sowie mit Hagedorn, Uz, Lavater, Voß, Kosegarten, Schubart, Arndt, Platen u.A. die didaktische Ode vielseitig bearbeitet.