Pantheon

Pantheon

[393] Pantheon, ein Name, welcher aus zwei griech., »Alles« [393] und »Gott« bedeutenden Worten gebildet ist, hieß im Alterthum ein den vornehmsten oder allen Gottheiten gemeinschaftlich gewidmeter Tempel, deren einer der berühmtesten und zugleich eines der am besten erhaltenen röm. Baudenkmale das umstehend abgebildete Pantheon des Agrippa, des Schwiegersohnes des röm. Kaisers Augustus, ist.

Agrippa ließ es kurz vor Beginn der christlichen Zeitrechnung auf dem ehemaligen Marsfelde zu Rom aufführen und bei des August Rückkehr aus Ägypten, dem rächenden Jupiter und allen Göttern weihen. Seit dem I. 607 ist es durch Papst Bonifacius IV. der h. Jungfrau und durch Gregor IV. im I. 830 allen Märtyrern oder Heiligen gewidmet, deren vorhandene Überreste er auf 28 Wagen in die neue Kirche bringen ließ, welche deshalb die von Sta.-Maria ad Martyres, gewöhnlicher aber noch von der runden Form des Gebäudes die Rotunda genannt wird. Ehedem führten zwölf Stufen zu dem Eingange hinauf, allein der Boden ist durch Schutt und Trümmer ringsum so erhöht worden, daß er höher als der des Pantheons geworden ist, welches aber auch an sich so niedrig liegt, daß die Tiber bei hohem Wasser selbst das Innere überschwemmt. Die Mauer der Rotunda ist 18 F. dick, ganz aus tiburtinischen (bei Tivoli, sonst Tibur gebrochenen) Quadersteinen aufgeführt und inwendig mit Marmor bekleidet; es sind darin sechs antike Nischen, jede mit zwei viereckigen Pfeilern und zwei korinthischen Säulen geziert und eine Hauptnische angebracht, welche ursprünglich für die Bildsäule Jupiter's bestimmt, jetzt der Hauptaltar einnimmt. Der Durchmesser des innern Raumes beträgt 72 Schritt oder 144 F. und ebenso groß wird die Höhe bis zur Decke angegeben, welche aus einem Rundgewölbe besteht, das aber in der Mitte eine 27 F. weite Öffnung hat. Nur durch diese fällt Licht in das Gebäude, dessen zum Theil mit Porphyr belegter Fußboden sich überall nach der Mitte neigt, wo für das bei Regenwetter von oben eindringende Wasser ein Abfluß angebracht ist. Von späterer Bauart ist die 110 F. lange, 44 F. tiefe Vorhalle mit 16 korinthischen Säulen von oriental. Granit mit Fußgestellen und Capitälen von weißem Marmor und ohne diese 37 F. hoch, sowie unten gegen 15 F. im Umfange. Die Glockenthürmchen zu beiden Seiten ließ Papst Urban VIII. (1623–44) anbringen. Die Fronte des Gebäudes war äußerlich mit vergoldeten Erzplatten, der Giebel mit Silberplatten gedeckt und im Innern befanden sich die schönsten Bildsäulen der Götter. Die besten davon ließ Kaiser Konstantius nach Konstantinopel schaffen, das Erz Papst Urban VIII. abnehmen und zu dem Hauptaltar in St.-Peter, sowie zu Kanonen verwenden. Jetzt ist die Kirche, in welcher sich auch Rafael's Grabstätte befindet, vorzüglich mit dem Andenken von berühmten Künstlern gewidmet, deren Brustbilder hier aufgestellt sind. – Pantheon wird ferner ein Ort genannt, der die Grabstätten oder Denkmale der berühmtesten Männer eines Landes enthält, und in Paris führt die schöne ehemalige Kirche der h. Genovefa diesen Namen, welche in der Revolution jene Bestimmung erhielt. (S. Paris.) Endlich ist derselbe Ausdruck auch als Buchtitel für Sammlungen von Lebensbeschreibungen berühmter Männer einer Nation und selbst für Sammlungen aus einzelnen Fächern der Literatur benutzt worden, wie es z.B. ein »Pantheon deutscher Erzähler« gibt.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1839., S. 393-394.
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