Réfugiés

[649] Réfugiés, ein franz. Wort, das Flüchtlinge bedeutet, dient vorzugsweise zur Bezeichnung der Franzosen, welche als Glaubensgenossen der reformirten Kirche nach der 1685 erfolgten Zurücknahme des Edicts von Nantes (s. Cevennen) durch Ludwig XIV., lieber auswanderten, als sich zum Übertritt in die katholische Kirche zwingen ließen. Obgleich die Grenzen sorgfältig bewacht und die aufgefangenen Auswanderer gemishandelt und ihrer Habe und der Freiheit sogar beraubt wurden, gelangten doch über eine halbe Million Reformirte ins Ausland, und diese nüchternen und betriebsamen Leute fanden in der Schweiz, in Deutschland besonders in Sachsen, Brandenburg und Hessen, in Dänemark, Holland und England eine gastfreie Aufnahme, wofür sie mancherlei nützliche und einträgliche Künste und Gewerbe zum großen Nachtheile des franz. Handels dahin verpflanzten, und in Brandenburg, wo sie vorzüglich begünstigt wurden, insbesondere den Grund zu dem später so bedeutend gewordenen Fabrikwesen des preuß. Staates legten.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1839., S. 649.
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