Rückgrath

[762] Rückgrath, Wirbelsäule, heißt die in der hintern und mittlern Partie des Rumpfs gelegene knöcherne Säule, [762] welche den Kopf mit dem Becken verbindet. Sie besteht aus 24 übereinander gelegenen, durch Knorpelplatten und Bänder mehr oder minder beweglich miteinander verbundenen Knochen (den sogenannten wahren Wirbeln im Gegensatze zu den falschen), 7 Hals-, 12 Brust- und 5 Lendenwirbeln von ringförmiger Gestalt, an denen man insbesondere wieder den Körper, den Bogen und verschiedene Fortsätze, die theils zum Ansatze von Muskeln, theils zur Verbindung der einzelnen Wirbel untereinander dienen, unterscheidet. Das Rückgrath ist nicht ganz gerade, sondern sanft wellenförmig gekrümmt, enthält innerhalb der beschriebenen Wirdelbeine einen Kanal für das Rückenmark (s.d.), der längs des ganzen Rückgraths von oben nach unten verläuft, nach oben durch das Hinterhauptsloch mit der Schädelhöhle in Verbindung steht, nach unten aber in den Kreuzbeinkanal endet, und wird in den Hals-, Brust- und Lendentheil abgetheilt, von denen der Hals- und Lendentheil weit beweglicher sind als der Brusttheil. Manche rechnen auch noch das Kreuz- und Steißbein zur Wirbelsäule, deren andere Abtheilungen im Gegensatze zu den schon beschriebenen 24 wahren Wirbeln falsche genannt werden. Das Rückgrath ist bei dem weiblichen Geschlechte kürzer als bei dem männlichen, auch nicht zu jeder Tageszeit gleich lang, nämlich des Morgens nach dem Aufstehen fast um einen Zoll länger als Abends, indem im Verlaufe des Tages die Zwischenwirbelknorpel vermöge der aufrechten Körperstellung durch die Schwere der Wirbelsäule selbst zusammengedrückt werden, was nothwendig eine Verkürzung des Rückgraths zur Folge haben muß. Das Rückgrath bietet mitunter Bildungsfehler dar, indem es z.B. einen oder mehre Wirbel zu viel oder zu wenig haben und in seinen einzelnen Theilen von der naturgemäßen Richtung abweichen kann, wie dies z.B. bei dem gespaltenen Rückgrathe der Fall ist. Außerdem kann es durch Krankheit, wie z.B. den sogenannten Zweiwuchs, oder in Folge übler Gewohnheiten und widernatürlich gezwungener Stellungen, die manche Menschen vermöge ihrer Berufsgeschäfte längere Zeit hindurch annehmen müssen, sich auf mannichfache Weise nach vorn, hinten oder nach der einen oder andern Seite verkrümmen, oder sonst leiden.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1839., S. 762-763.
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