Real [1]

[633] Real stammt aus dem Lateinischen und bedeutet überhaupt sachlich oder was eine Sache angeht, daher auch material und wirklich oder wahr. Realien und Realkenntnisse sind demnach Sachkenntnisse; Realinstitute oder Realschulen solche Bildungsanstalten, in denen vorzugsweise Sachkenntnisse mit Ausschließung oder Unterordnung der ihnen entgegengesetzten Sprachkenntnisse gelehrt werden; ebenso sind Realdisciplinen oder Realwissenschaften die, welche nur die im Leben stattfindende Anwendung ihrer Lehren im Auge haben, wie die deshalb sogenannte praktische Chemie, die praktischen Rechts- und medicinischen Wissenschaften, die angewandte Mathematik, die Mechanik und Gewerbskunde u.s.w. – Realität ist Wirklichkeit, das Gegentheil von Schein und Einbildung und das Reale wird daher auch dem Idealen (s. Idee) entgegengestellt; sodann versteht man unter einer Realität auch ein Haus-, Garten-, Feld- oder ähnliches Grundstück, daher in diesem Sinne von An-und Verkauf von Realitäten die Rede ist. – Realgeld ist im Gegensatze von bloßen Werthzeichen, wie Papiergeld und Banknoten, solches Geld, das den ihm beigelegten Werth wirklich besitzt, also seinem Nennwerth entsprechend ausgeprägtes Metallgeld. – Reallasten werden Leistungen genannt, welche auf einer unbeweglichen Sache haften und von dem jedesmaligen Besitzer derselben getragen werden müssen. Es gehören dahin die sogenannten Hofedienste, die Zehnten, Frohnen, Zinsen und Gülten, Realservituten (s. Dienstbarkeit und Dienste) und andere durch Herkommen, Gesetz, Verträge, Verjährung und sonst begründete Leistungen, von denen in neuester Zeit, da sie anerkannt große Hindernisse für den landwirthschaftlichen Gewerbfleiß sind, manche gesetzlich theils aufgehoben, andere zur Ablösung (s.d.) geeignet erklärt worden sind. – Realisiren heißt etwas verwirklichen oder wirklich machen, daher einen Plan ausführen; in der kaufmännischen Geschäftssprache nennt man es einen Wechsel, Staatspapiere oder auch Waaren realisiren, wenn man sie gegen baares Geld umsetzt.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1839., S. 633.
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