Ruyter

[784] Ruyter (Michiel Adriaanszoon de), einer der berühmtesten holländ. Admirale, war der Sohn eines Matrosen, 1607 zu Vliessingen geboren und sollte das Seilerhandwerk lernen, entlief aber im elften Jahre, wurde Schiffsjunge und bahnte sich blos durch seine ausgezeichneten Dienste den Weg zu den höchsten und wichtigsten Stellen. Schon 1635 war er Schiffscapitain und 1641 befehligte er die den Portugiesen gegen Spanien zu Hülfe geschickte Flotte, sowie später gegen die afrikan. Seeräuber im Mittelmeer. Seine glänzendsten Kriegsthaten verrichtete R. in den wiederholten Kriegen mit England von 1652–67, wo er anfangs unter de Tromp befehligte, seit 1665 aber das Obercommando führte und nach mehrfachen Siegen über die engl. überlegene Flotte, im Jun. 1667, während schon die Friedensunterhandlungen zu Breda begonnen hatten, noch in die Themse eindrang, eine Menge Schiffe zerstörte und bis London Bestürzung verbreitete, was die Holländer beim Friedensschlusse sehr begünstigte. Auch in dem 1672 mit Frankreich und England zugleich ausgebrochenen Kriege bewährte R. seinen Ruhm gegen die vereinigten überlegenen Gegner und erfocht Vortheile zur See, welche den Verlusten der Holländer zu Lande die Wage halten halfen. Gegen die Engländer focht R. auch an der afrik. Küste, in den westind. und amerik. Gewässern zu verschiedenen Zeiten mit Auszeichnung und zur Belohnung für den 1659 Dänemark gegen Schweden geleisteten Beistand wurde er vom Könige von Dänemark mit seiner ganzen Familie in den Adelstand erhoben und ihm ein Jahrgeld ertheilt. Um die span. Flotte gegen die franz. zu unterstützen, ward R. 1676 ins Mittelmeer gesandt und griff dort die überlegene franz. Flotte unter dem berühmten Admiral Duquesne am 29. Apr. im Meerbusen von Catanea an. Gleich zu Anfange der erfolgenden, höchst bedeutenden Seeschlacht ward R. am linken Fuß verwundet und bald nachher zerschmetterte ihm eine Kanonenkugel den rechten Fuß; dennoch befehligte er fort, bis sein Schiff nicht mehr kampffähig war und ihm die einbrechende Nacht einen günstigen Rückzug nach Syrakus gestattete, wo er an seinen Wunden starb. Der König von Spanien hatte R. nach seinem Tode noch zum Herzoge erhoben, welche Ehre jedoch seine Kinder im Geiste des Verstorbenen ablehnten, der mit den Eigenschaften eines Helden die größte Uneigennützigkeit und Bescheidenheit verband. Seine Leiche ward in der Neuenkirche zu Amsterdam beigesetzt und ihm dort von der Republik ein prächtiges Grabmal errichtet.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1839., S. 784.
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