Satyr

Satyr

[46] Satyr stellte in der griech. Mythologie, wie die Faunen, Silenen und Panen, eine Art Wesen vor, welches mehr oder minder an die thierische Natur streifte und den noch ungezähmten Naturgeist der Wälder und Fluren bezeichnete Sie waren ursprünglich peloponnesische Waldgötter und ihre Körperbildung näherte sich der Ziegen- oder Bocksgestalt.

Sie hatten spitze Ohren, Glatzen und kleine Erhöhungen am Kopfe, welche in spätern Darstellungen in wirkliche Hörner verlängert wurden. So fügten auch die spätern Künstler Bocksfüße und Schwanz hinzu, während die frühern das Thierische in diesen Gestaltungen mehr blos in dem Gesichte, den Geberden und Handlungen derselben ausdrückten, indem sie ihnen sonst vollkommen menschliche Bildung verliehen, die nur geistig unausgebildet auf der Stufe natürlicher Roheit erschien. Das ganze Geschlecht der Satyrn, Faunen, Silenen und Pane erscheint in den Darstellungen so verwandt, daß kein besonderer, wesentlicher Unterschied zu bemerken ist. Ihr Hauptausdruck ist lüsterne Begier nach Befriedigung sinnlicher Triebe. Besonders oft werden sie im Genusse des Weines und im Zustande der Berauschtheit dargestellt. So werden die Satyrn mit den Silenen dem Gefolge des Bacchus beigesellt, bei dessen Festen sie immer musicirend und tanzend erscheinen; denn man betrachtete sie als besonders große Liebhaber der Musik und gab ihnen daher auch, selbst wenn man sie außer Handlung darstellte, gern die Flöte oder Schalmei als Attribut jener Eigenschaft bei. In den Satyrspielen oder Satyrdramen (s. Satire), die von ihnen den Namen hatten, traten sie als Chor unter Anführung des Silen auf. Ihre Farbe war roth, so auch die ihrer Gewänder, wenn sie mit solchen bekleidet dargestellt wurden, gewöhnlicher aber waren sie in Ziegenfelle gehüllt, auf dem Kopfe hatten sie Epheukränze oder Weinlaub, in den Händen den Thyrsus, einen mit Weinlaub umwundenen Stab, und die Flöte. Sie mußten groß und kräftig und etwas burlesk, aber gewandt[46] in ihren Bewegungen erscheinen. Die Scene, in der sie auftraten, stellte allemal Gegenstände der freien Landschaft: Berge, Grotten, Haine, Ufer mit der Aussicht auf das Meer u.s.w. vor.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 4. Leipzig 1841., S. 46-47.
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