Sully

Sully

[331] Sully (Maximilian von Bethune, Baron von Rosny, Herzog von), der erste Minister des franz. Königs Heinrich IV., war einer der ausgezeichnetsten Staatsmänner aller Zeiten.

Geboren zu Rosny 1559 in einer altadeligen Familie, erzogen in den Lehren der protestantischen Kirche, denen er niemals untreu wurde, war er schon als Knabe der Unterrichtsgenosse des Prinzen Heinrich von Navarra, welchen er 1572 nach Paris begleitete. Hier wäre er in der berüchtigten Bluthochzeit (s.d.) ein Opfer des Fanatismus geworden, wenn ihn nicht der Vorsteher des Collegiums von Bourgogne drei Tage lang verborgen gehalten hätte. Als Krieger und Geschäftsmann sich gleich sehr auszeichnend, machte er sich dem jungen Könige in der Folge unentbehrlich und so ward er 1594 zum Staatssecretair, 1596 zum Mitgliede des Finanzconseils, in den folgenden Jahren zum Oberaufseher der Finanzen, 1601 zum Großmeister der Artillerie, 1602 zum Gouverneur der Bastille, endlich zum Gouverneur von Poitou und Großmeister aller Häfen und Landungsplätze von Frankreich ernannt. Er war während der Zeit seines mächtigen Einflusses eifrig bemüht, die Ordnung im Lande, welches durch Räuberbanden beunruhigt wurde, und in den Finanzen herzustellen. Er nahm das Volk gegen die Großen in Schutz, suchte den Handel, den Ackerbau und die Gewerbe zu heben, die Wohlhabenheit der niedern Stände zu fördern, indem er den Luxus besteuerte, und hielt den König von Thorheiten zurück, zu denen er in mancher Beziehung zu seinem und des Landes Schaden geneigt war. Er selbst war rastlos thätig, sparsam und genügsam. So gelang es ihm, in zehn Jahren bei 35 Mill. Einkünften eine Staatsschuld von 200 Mill. zu tilgen und überdies noch einen Schatz von 30 Mill. zurückzulegen. Heinrich IV. hegte zu ihm das größte Vertrauen und gab ihm sogar da nach, wo sein eigner Wunsch mit dem einsichtsvollen Willen seines Ministers im Widerspruche stand. Um ihn zu belohnen, erhob der König 1606 sein Gut Sully an der Loire zum Herzogthum und zur Pairie. Nachdem Heinrich IV. 1610 ermordet worden war, erhielt S. seine Entlassung und mußte sich 1611 mit einem Geschenk von 100,000 Thlrn. vom Hofe entfernen. Einige Jahre nachher berief ihn Ludwig XIII. wieder an den Hof, um sich seines Rathes zu bedienen, und 1634 wurde er zum Marschall von Frankreich ernannt, aber er nahm an den Staatsgeschäften keinen regelmäßigen Antheil und starb 1641 auf seinem Gute Villebon. Er gab 1636 Memoiren über die Verhältnisse des Staats und Hofes unter Heinrich IV. heraus. welche ein wichtiger Beitrag zur Geschichte jener Zeit sind.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 4. Leipzig 1841., S. 331.
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