Varro

[556] Varro (Marcus Terentius) war einer der gelehrtesten Männer und der fruchtbarsten und vielseitigsten Schriftsteller des alten Roms, wurde 116 v. Chr. zu Reate geboren, wovon er Reatinus zum Unterschiede von einem gleichnamigen Dichter genannt wird, und starb 89 Jahre alt in Rom. In seinen jüngern Jahren that er Kriegsdienste, bekleidete dann in Rom öffentliche Würden, wurde aber als vertrauter Freund des Cicero vom Antonius verbannt und kam erst unter Augustus zurück. Von seinen überaus zahlreichen Schriften über Sprache, Geschichte, Philosophie, Ökonomie, Chronologie und andere Gegenstände sind die meisten verloren gegangen, und einer Sage zufolge soll Papst Gregor VII. davon haben verbrennen lassen, was er habhaft werden konnte, angeblich, um das Ansehen des h. Augustinus zu retten, welcher viel daraus entlehnt hatte. So besitzen wir denn nur sechs Bücher von V.'s Werke über die lat. Sprache, welches aus 24 bestand, aber auch in seinen Bruchstücken noch zu den wichtigsten sprachwissenschaftlichen Schriften der Römer gehört, und drei nicht minder werthvolle Bücher von der Landwirthschaft, welche er in seinen letzten Lebensjahren schrieb.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 4. Leipzig 1841., S. 556.
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