[699] Westenrieder (Lorenz v.), ein geschätzter deutscher Geschichtschreiber und um die Geschichte, Landeskunde und auch Erziehung in Baiern besonders verdienter Mann, geb. 1748 zu München, studirte Theologie, ward Weltpriester, 1773 nach Aufhebung der Jesuiten Professor der Dichtkunst in Landshut und 1774 Professor der Rhetorik zu München, wo er 1778 auch in die Akademie aufgenommen und 1795 beständiger Secretair derselben wurde. Nachdem er 1786 zum kurfürstl. geistl. Rathe ernannt und Localschulcommissair worden war, bekleidete er seit 1799 auch die Stelle eines Directors der Büchercommission, wurde 1808 Domcapitular, 1813 in den Adelstand erhoben und starb 1829. W. verfaßte seit 1775 mehre für bair. Schulen bestimmte Werke über Erdbeschreibung, besondere Verdienste aber erwarb er sich um Bearbeitung der bair. Geschichte und um Fortbildung der Sprache. Schöne Wissenschaften trieb er als Vorschule für Geschichtschreibung, vertheidigte das deutsche Schauspiel als eine Schule für Sprache und Sitten, schrieb auch selbst ein Drama »Mark Aurel« und ein Lustspiel »Die zwei Candidaten«, die aber wenig Anklang, während seine »Leiden des guten Jünglings Engelhof« (2 Bde., Münch. 1782) außerordentliche Theilnahme fanden. Zu seinen wichtigern historischen Schriften gehören: »Das Jahrbuch der Menschengeschichte in Baiern« (Münch. 1782), »Geschichte von Baiern« (das. 2 Bde. 1785), »Der bair. historische Kalender« (seit 1786–1816), »Beiträge zur vaterländ. Historie, Geographie u.s.w.« (10 Bde., 1788–1817), »Die Geschichte der bair. Akademie« (2 Thle., 1807). Gegen manche, auch Alterthumsforschung betreffende Arbeiten von W.'s letzten Jahren ist strenger Tadel erhoben worden, auch trat er in dieser Zeit ebenso gegen die Neuerungslust wie früher für den Fortschritt in Bildung und Sitte auf. W.'s Lebensbeschreibung ist von M. Ganderhofer (Münch. 1831) herausgegeben worden.