Wetzel

[707] Wetzel (Friedr. Gottlob), ein ausgezeichnetes, durch Ungunst der Verhältnisse nie zur rechten Entwickelung gelangtes dichterisches Talent der neuern Zeit, wurde 1780 zu Bautzen geboren. Die Mittellosigkeit seines Vaters, eines Tuchmachers, konnte W. auf der Schule und Universität in Leipzig und Jena kaum mit dem Nothdürftigsten unterstützen. Dennoch vermochte er sich nicht auf ein sogenanntes Brotstudium zu beschränken, lebte nach zurückgelegter Studienzeit von 1802–5 an verschiedenen Orten mit poetischen und literarischen Arbeiten beschäftigt und zog nach seiner Verheirathung 1805 nach Dresden. Im J. 1809 übernahm er die Redaction des »Fränkischen Mercur« in Bamberg, der unter seiner Leitung eines der geachtetsten politischen deutschen Blätter wurde, erwarb sich durch seine »Volks- und Kriegslieder« (Altenb. 1815) in den Jahren seit 1813 große Popularität und starb 1819 an einer zum Nervenfieber gewordenen Brustentzündung. Die Bekehrungsversuche des nachher als vorgeblicher Wunderthäter bekannt gewordenen Fürsten von Hohenlohe-Waldenburg-Schillingsfürst beunruhigten ihn noch auf dem Todtenbette und veranlaßten ein Gerücht von W.'s Übertritt zur katholischen Kirche, obgleich er als Protestant gestorben ist und bestattet wurde. Unter seine vorzüglichsten Werke gehören die Trauerspiele: »Jeanne d'Arc«, welchem auch nach Schiller's Vorgange in Bearbeitung dieses Stoffes große Anerkennung gebührt; »Hermannfried, letzter König von Thüringen«; die humoristischen Schriften: »Rhinoceros« (Nürnb. 1810), eine Parodie auf Tiedge's Urania; der die Nützlichkeitsrichtung der Zeit behandelnde »Prolog zum großen Magen« (Altenb. 1815); »Schriftproben« (2 Bde., Bamb. 1814–18). Eine höchst anziehende ehrenvolle Gedächtnißschrift für W. lieferte Z. Funck in »Aus dem Leben zweier Dichter, E. T. W. Hoffmann's und F. G. Wetzel's« (Lpz. 1836).

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 4. Leipzig 1841., S. 707.
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