[797] Zeune (Joh. Aug.), Professor an der Universität und Director der Blindenanstalt zu Berlin, geb. 1778 in Wittenberg, wo sein 1788 verstorbener Vater Professor der griech. Sprache war, studirte in seiner Vaterstadt, habilitirte sich dort 1802 als Privatdocent für Erdkunde, ging aber 1803 als Lehrer der Geographie an das Gymnasium zum grauen Kloster nach Berlin. Hier errichtete er 1806 eine Blindenanstalt und als die bald nachher eintretenden, für Preußen unglücklichen Kriegsbegebenheiten dem kaum eröffneten Institute jede Unterstützung von Seiten der Regierung raubte, wagte Z. seine eigne Habe an dessen Erhaltung, die auch gelang, und die Anstalt kam unter seiner Oberleitung und der Fürsorge seiner verdienstvollen Gattin nach und nach in den gedeihlichsten Zustand. In der ausgezeichneten Schrift: »Gea, Versuch einer wissenschaftlichen Erdbeschreibung« (Berl. 1808; vermehrte 3. Aufl. 1830) sprach er zuerst die Grundsätze aus, wie der Geographie eine bestimmtere, wissenschaftlichere Form zu geben sei, was später von Karl Ritter (s.d.) ausgeführt wurde, und machte sich auch als Schriftsteller über Geologie höchst vortheilhaft bekannt. Im J. 1810 wurde Z. Professor der Geographie an der berliner Universität, wo er im Winter 1812–13 durch patriotisch belebende Vorlesungen über das »Lied der Nibelungen«, sowie durch patriotische Schriften für Erweckung und Ermuthigung des deutschen Volksgeistes kräftig mitwirkte, 1814 auch eine Gesellschaft für deutsche Sprache in Berlin stiftete. Auch eine. Übersetzung der »Nibelungennot und Klage« (2. Aufl. Berl. 1836) hat Z. geliefert, sowie den Text selbst (1815) herausgegeben. In den Jahren 1820–24 besuchte Z. England, Holland, Frankreich und einige andere Länder, um die dortigen Blinden-und Taubstummenanstalten kennen zu lernen und 1828 gründete er in Berlin die Gesellschaft für Erdkunde.