Arnim

[100] Arnim, altes märkisches Adelsgeschlecht, benannt nach dem Dorfe A. (Kr. Stendal), seit 1204 nachweisbar, schied sich im 15. Jahrh. in drei Hauptlinien, die sich später in die Häuser Boitzenburg, Gerswalde, Seidewitz (in Franken), Fredenwalde und Crussow trennten und dann noch weiter verzweigten. – Der Boitzenburger Hans Georg von A. (auch Arnheim), geb. 1581, Feldherr im Dreißigjähr. Kriege, nacheinander in schwed., poln., seit 1626, später als Feldmarschall in kaiserl., 1631-35 in kursächs. Diensten, focht 1631 bei Breitenfeld, wurde 1632 von Wallenstein aus Böhmen vertrieben, siegte 1634 bei Liegnitz über die Kaiserlichen, ward März 1637 bis Nov. 1638 in Schweden gefangen gehalten und starb 18. April 1641 zu Dresden. – Vgl. Irmer (1894). – Graf Heinr. Friedr. von A., aus dem Heinrichsdorff-Werbelowschen Hause, geb. 23. Sept. 1791, gest. 18. April 1859, preuß. Gesandter in Brüssel, Paris und Wien, im Ministerium Brandenburg-Manteuffel 24. Febr. bis 3. Mai 1849 Minister des Auswärtigen. – Freiherr Heinr. Alex. von A., aus dem Hause Suckow, geb. 13. Febr. 1798 zu Berlin, gest. 5. Jan. 1861 zu Düsseldorf, 1840-46 Gesandter in Brüssel, dann bis März 1848 in Paris, veranlaßte den König 21. März zu der Manifestation in der deutschen Sache, übernahm 21. März im Ministerium A.-Boit zenburg, später Camphausen das Ministerium des Auswärtigen, schied aber schon 20. Juni wieder aus. – Graf Adolf Heinr. von A., aus dem Hause Boitzenburg, preuß. Staatsmann, geb. 10. April 1803, gest. 8. Jan. 1868, wurde 1840 Oberpräsident der Prov. Posen, 1842-45 Minister des Innern, nach der Katastrophe vom 18. März 1848 Präsident des neugebildeten Kabinetts, zog sich aber schon 29. März zurück. – Graf Harry von A., aus dem Hause Suckow, Diplomat, geb. 3. Okt. 1824 zu Moitzelfitz in Pommern, seit Okt. 1864 preuß. Gesandter bei der päpstl. Kurie in Rom, wo er, bes. zur Zeit des Vatikan. Konzils, eine bedeutsame polit. Tätigkeit entfaltete, wurde 28. Juli 1870 in den Grafenstand erhoben und 1871 mit den Frankfurter Friedensverhandlungen betraut. Danach Gesandter, seit 9. Jan. 1872 Botschafter des Deutschen Reichs bei der Franz. Republik, geriet er in Konflikt mit dem Fürsten Bismarck, ward 22. Febr. 1874 abberufen und unter der Anklage, wichtige Aktenstücke aus dem Botschafterarchiv zu Paris entfernt zu haben, in einen Prozeß verwickelt, welcher mit seiner Verurteilung zu 9 Monaten Gefängnis endete. Er entwich ins Ausland, veröffentlichte von hier aus zu seiner Verteidigung die Broschüre »Pro nihilo« (1875) und ward 1876 wegen Landesverrats in contumaciam zu 5. J. Zuchthaus verurteilt. Im Begriff, sich nach erlangtem freien Geleit dem Reichsgericht persönlich zur Wiederaufnahme des Verfahrens zu stellen, starb er 19. Mai 1881 zu Nizza. – Graf Traugott Hermann A., Politiker, geb. 20. Juni 1839 in Merseburg, war 1863-75 in diplomat. Dienst, 1872-74 Sekretär Bismarcks, ist seit 1887 Mitglied des Reichstags und hier namentlich für Kolonialpolitik und Reform der Börse tätig.

Quelle:
Brockhaus' Kleines Konversations-Lexikon, fünfte Auflage, Band 1. Leipzig 1911., S. 100.
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