[570] Ferménte (lat.), organische Substanzen, die unter bestimmten Bedingungen komplizierte organische Verbindungen zu zersetzen vermögen, ohne dabei selbst eine wesentliche Umwandlung zu erfahren, so daß eine verhältnismäßig geringe Menge des F. zur Zersetzung großer Mengen der andern Substanz genügt. Die Zersetzungen werden Gärungserscheinungen, die zersetzten organischen Stoffe gärfähige Körper genannt. Die F. sind entweder lebende Wesen (organisierte F.) oder von solchen abstammende, oder gebildete organische Substanzen (ungeformte oder lösliche F., Enzyme, Zymosen). Die organisierten F. sind einzellige Wesen (Spalt- oder Sproßpilze), die in Gegenwart von Wasser, Nährsubstanzen (phosphorsauren, salpetersauren und schwefelsauren Salzen) und bei passender Temperatur (am besten Blutwärme) sich lebhaft vermehren und dabei die gärfähigen Körper zersetzen. Durch Erhitzen auf 100° oder durch Chemikalien (Sublimat, Karbolsäure), werden die organisierten F. abgetötet (Sterilisierung). Ungeformte F. sind im Pflanzenkörper entweder fertig gebildet (Emulsin im Amygdaleensamen, spaltet Amygdalin in Bittermandelöl, Zucker und Blausäure), oder bilden sich in gewissen Vegetationsstadien (Diastase in keimendem Getreidesamen, verwandelt Stärke in Dextrin und Malzzucker), oder werden von Drüsen abgeschieden (Pepsin, verwandelt Eiweiß in Pepton). Über das F. der alkoholischen Gärung, die Zymase, s.d.