Hus

[839] Hus (tschech., d.i. Gans) oder Huß, Johs., böhm. Reformator, geb. um 1369 in Husinetz, seit 1398 Prof., seit 1402 zugleich Prediger an der Bethlehemskapelle zu Prag, eiferte, durch die Schriften Wiclifs angeregt, gegen die Verderbnis der Kirche, ohne jedoch ihre Lehre anzugreifen und blieb daher geschützt durch die Gunst des Königs Wenzel sowie den Erzbischof Sbynko und die sog. böhm. Nation an der Universität; er verschaffte der böhm. Nation im Streite über die Rechtgläubigkeit Wiclifs als Urheber des Dekrets vom 18. Jan. 1409 so großes Übergewicht, daß an 5000 deutsche Studenten und Professoren auswanderten. Infolge einer Beschwerde der Geistlichen wurde H. nach Rom vorgeladen und, da er nicht erschien, 1410 in den Bann getan. In seiner Schrift »De ecclesia« (1413) berief er sich auf die Bibel und ein allgemeines Konzil, begab sich 1414 mit freiem Geleit des Kaisers Sigismund nach Konstanz, wurde dort 28. Nov. verhaftet und, da er sich dem Konzil nicht unterwerfen wollte, 6. Juli 1415 als Erzketzer verbrannt. – H. war auch ein Förderer der tschech. Sprache und einer der bedeutendsten Schriftsteller in derselben (Predigten, Traktate, Briefe, geistl. Lieder). – Vgl. Palacky, »Documenta etc.« (1869); Höfler (1864), Denis (franz., 1878), Lechler (1890), A. Stein (1895).

Quelle:
Brockhaus' Kleines Konversations-Lexikon, fünfte Auflage, Band 1. Leipzig 1911., S. 839.
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