Agave (Botanik)

[103] Agave (Botanik). Sonst von den Botanikern zu der ihr verwandten Gattung der Aloe gezählt, von Linné aber zu einer besondern Pflanzengattung, in die Familie der Coronarien und in die Ordnung der Liliaceen gehörig, erkannt. Als Unterscheidungszeichen von der Aloe bemerken wir eine weit gleichförmigere Blumenkrone. sechs aufrechtstehende, die Krone überragende Staubfäden, und die Fruchtknoten unter der Blume. Die Hauptgattung (Agave americana) ist in Südamerika zu Hause, kommt jedoch auch im südlichen Frankreich, in Italien und der italienischen Schweiz fort. In ihrem eigentlichen Vaterlande vertritt sie die Stelle des nordischen Flachses und Hanfs; auch fanden die Spanier bei der Eroberung Mexiko's, daß die Eingeborenen Papier und eine Art Leinewand aus den schraubenförmigen Fäden der Blätter fabricirt hatten. Ein sehr erquickendes Getränk, durch Gährung in einen magenstärkenden Branntwein verwandelt, liefert der aus dieser Pflanze jährlich gewonnene Zuckersaft, während der scharfe Saft derselben chirurgisch zur Reinigung von Wunden gebraucht wird. Der langsame oder schnelle Wuchs der Pflanze hängt hauptsächlich vom Klima und der Kultur ab. Blüthen kommen nur selten zu Stande, in Gewächshäusern höchstens alle 20 Jahre, weßhalb gewöhnliche Gärtner zu dem Irrwahn verleitet worden, sie für eine, nur alle hundert Jahr blühende Pflanze zu erklären. Die Blüthen treiben einen großen, baumartigen Stengel, an dessen verschiedenen Zweigen sich blaßgelbe, lieblich riechende Blumen bündelweise ansetzen, und einen herrlichen[103] dem Kronleuchter ähnlichen Anblick gewähren. Sie geben einen zähen Honigsaft, der, wenn die Pflanze eingeschlossen steht, einen starken, unangenehmen Geruch ausströmt.

L. M.

Quelle:
Damen Conversations Lexikon, Band 1. Leipzig 1834, S. 103-104.
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