Salze

[42] Salze, entstehen aus einer Verbindung von Metallen, Metalloxyden oder Alkalien mit Säuren, und sind auf der ganzen Erde, [42] oft in großen Lagern, verbreitet. Das Koch- oderKüchensalz, auf das wir uns hier beschränken, ist eine Verbindung von Salzsäure mit Natron; seine tägliche Anwendung zu Speisen und Getränken, zum Einsalzen des Fleisches etc., zu Arzneien, Farben etc. bedarf keiner weiteren Ausführung. Der Mangel oder die Theurung dieses Artikels, der jetzt kaum weniger entbehrlich als das Brod geworden, erzeugt Krankheiten, z. B. Scropheln etc.; sein zu häufiger Gebrauch Scorbut, eine Krankheit, der bekanntlich die Seefahrer wegen öfteren Genusses von gesalzenem Fleische nicht selten unterliegen. – Es gibt drei Arten Kochsalz, nämlich 1) Steinsalz, ein durchsichtiger Stein, in den Gebirgen Polens, Englands, Spaniens etc. in großen Massen lagernd. Meist ist es rein, und wird benutzt, wie es aus dem Schooße der Erde kommt; unreine Massen löst man in Gruben auf, leitet das reine Salzwasser nach Gebäuden, und kocht und krystallisirt es hier. 2) Meersalz, aus verdunstendem Meerwasser theils durch Sonnenwärme (graues S., Boysalz), theils durch Sieden in Kesseln und Pfannen (weißes S.) gewonnen. Frankreich erhält den größten Theil seines Salzbedarfs auf diese Art und führt auch noch bedeutend aus; das Meersalz Englands, Spaniens, Italiens etc. ist weniger in Ansehen, da man hier nicht so viele Sorgfalt auf seine Reinigung verwendet. Zum Einpökeln zeigt sich das Meersalz seiner großen Schärfe wegen als vorzüglich geeignet. 3) Quellsalz, das reinste unter allen, besonders in Deutschland beliebt und vorhanden, wird entweder durch Gradirwerke oder in Siedhäusern gewonnen. Erstere sind meist so eingerichtet, daß die Soole (das Salzwasser) aus hochgestellten Behältern durch der streichenden Luft ausgesetzte Wände von Schwarzdorn herabtröpfelt, während dessen seine Wassertheile verliert und unten in einem großen Becken gesammelt wird. In den Siedhäusern dagegen läuft die Soole durch Röhren in eine Pfanne, wird dann durch nach und nach zunehmendes Feuer so lange gekocht, bis sich auf der Oberfläche Salzkörner bilden, und dann zum Trocknen in[43] Körbe vertheilt. Der in der Pfanne sich ansetzende Rest kömmt im Handel als Bitter- oder Viehsalz vor. Die größten Salinen (d. h. Anstalten zur Salzgewinnung jeder Art) besitzt Deutschland in Halle, Lüneburg, Unna, Schönebeck, Hall, Ischl etc., unter den auswärtigen ist die zu Wieliczka (s. d.) wahrhaft großartig. – Gutes Salz muß rein und weiß, durchsichtig, krystallartig, doch dabei dicht und körnig, ferner leicht an Gewicht, trocken, rein von Geschmack, aber scharf auf der Zunge sein; darf nicht übel riechen, das Wasser nicht trübe machen, und muß sich in ihm schnell und ohne Zischen auflösen. Unter den deutschen S. ist das Lüneburger am weißesten, schmeckt aber etwas bitter und nicht so rein als das Hallische. – Bei den Mexicanern genoß das Salz sogar göttliche Verehrung; jedes Jahr wurde ihm zu Ehren ein glänzendes Fest gefeiert. Als lebendiges Bild des Gottes Salz wählte man ein Mädchen, bekleidete es mit ihrer Rolle entsprechenden Gewändern und erwies ihm während eines ganzen Tages göttliche Ehren. Am nächsten Morgen wurde die Jungfrau aber dem Gotte geopfert.

V.

Quelle:
Damen Conversations Lexikon, Band 9. [o.O.] 1837, S. 42-44.
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