Iodsaure Salze

[963] Iodsaure Salze (Iodica salia), Verbindungen der Iodsäure mit Basen; sie werden theils durch unmittelbare Vermischung der Iodsäure mit der Base, theils durch Zusammenbringen des Iods mit einem Alkali u. Wasser, auch durch Zerlegung von Chloriod mittelst wässeriger Alkalien gewonnen; sie sind meist schwerlöslich od. unlöslich in Wasser, unlöslich in Alkohol; sie kommen mit 1, auch 2 u. 3 Atomen Base vor, werden in der Hitze zerlegt, auch durch Salz-, Hydriod- u. Hydrobromsäure, schwefelige Säure u. Schwefelwasserstoff, verpuffen, mitverbrennlichen Körpern erhitzt, unter Entwickelung von Ioddampf. a) Iodsaures Ammoniak, NH4O, IO5, entsteht aus Iodsäure od. Chloriod durch Versetzen mit Ammoniak; beim freiwilligen Verdunsten der Lösung schießt es in kleinen Würfeln an; bei 150° zersetzt es sich unter Zischen, indem sich gleiche Volumina Sauerstoff u. Stickstoffgas, außerdem Ioddampf u. Wasser bilden; auf glühenden Kohlen verpufft es, durch Chlorwasserstoffsäure entsteht daraus Dreifach-Chloriodsalmiak, Wasser u. freies Chlor. b) Iodsaurer Baryt (Iodas baryticus), BaO, IO5 + Aq, fällt als weißes Pulver nieder, wenn man Iod mit Barytwasser od. Chloriod mit kohlensaurem Baryt kocht; bei 200° verliert er sein Krystallwasser; beim Glühen entweicht Ioddampf u. Sauerstoff, der Rückstand ist fünffach basischer überiodsaurer Baryt (5BaO, IO7); auf glühenden Kohlen verpufft diese Verbindung nicht; mit Chlorwasserstoff zerlegt sie sich unter Entwickelung von Chlor u. Bildung von Chloriod. c) Iodsaures Bleioxyd, PbO, IO5, entsteht als weißer Niederschlag durch Vermischen eines löslichen Bleioxydsalzes mit iodsaurem Natron; schwer löslich in Wasser, gibt beim Erhitzen Iod u. Sauerstoff, u. es bleibt ein Gemenge von Bleioxyd u. Iodblei zurück, aus welchem Essigsäure das Bleioxyd auszieht. d) Iodsaures Cadmiumoxyd, CdO, IO5, wie das Bleisalz dargestellt; voluminöser, bald krystallinisch werdender Niederschlag, der sich in überschüssigem, essigsaurem Cadmiumoxyd sehr leicht löst; beim Erhitzen erhält sich dieses Salz, wie die entsprechende Bleiverbindung. e) Iodsaures Ceroxydul, CeO, IO5 + Aq., durch Fällen von schwefelsaurer Ceroxydullösung mit iodsaurem Natron erhalten, erscheint als weißer Niederschlag, der beim Glühen iodfreies Teroxyd hinterläßt u. schon unter 200° sein Kryallwasser verliert. f) Iodsaures Eisenoxyd = 2Fe2O3, 3IO5, wird erhalten durch Fällen einer Lösung von essigsaurem Eisenoxyd mit iodsaurem Natron, od. von Eisenchlorid mit iodsaurem Kali, weißes Pulver von herbem Eisengeschmack, wenig löslich in Wasser; als Arzneimittel angewendet. g) Iodsaures Eisenoxydul = FeO, IO5, bildet sich bei Mischung einer Lösung von Eisenvitriol mit hinreichendem iodsaurem Kali als ein fleischfarbener, herb eisenartig schmeckender, in Wasser schwer, leicht in Eisenvitriol löslicher Niederschlag; beim Erhitzen der Lösung des Niederschlags, so wie der bei der Darstellung desselben bleibenden Flüssigkeit, entsteht ein gelbbrauner Niederschlag: basisch iodsaures Eisenoxyd. h) Iodsaures Kali, aa) neutrales iodsaures Kali = KO, IO5, wird bei Bereitung des Iodkaliums mit Ätzkali erhalten, auch durch Zusammenschmelzen von chlorsaurem Kali u. Iodkalium dargestellt; krystallisirt in kleinen, weißen, undeutlichen Körnchen, ist luftbeständig, schmeckt Anfangs kühlend salzig, dann widerlich metallisch; entwickelt, für sich erhitzt, Sauerstoff, wobei Iodkalium zurückbleibt, löst sich in 14 Theilen Wasser bei gewöhnlicher Temperatur, nicht in Alkohol, verpufft, mit verbrennlichen Körpern erhitzt; bb) zweifach iodsaures Kali, entsteht, wenn man Chloriod mit kohlensaurem Kali zerlegt, krystallisirt in Rhomboëdern; cc) dreifach iodsaures Kali, durch Auflösen des neutralen Salzes in überschüssiger verdünnter Schwefelsäure u. Krystallisiren erhalten, krystallisirt in rhomboidalen Blättern, wie das vorige schwer löslich. i) Iodsaurer Kalk = CaO, IO5, bildet kleine vierseitige Prismen, löst sich in 400 Theilen kaltem, 100 Theilen warmem Wasser auf, übrigens wie iodsaurer Baryt; wird als Arzneimittel angewendet. k) Iodsaures Kobaltoxydul, CoO, IO5 + Aq., bildet sich durch Lösen von frischgefälltem kohlensaurem Kobaltoxydul in Iodsäure, erscheint in violettrothen Krystallen, welche[963] beim Glühen Iod u. Sauerstoff abgeben, während Kobaltoxydoxydul zurückbleibt. l) Iodsaures Kupferoxyd, 2 (CuO, IO5) + 3Aq., entsteht als grünlich blauer Niederschlag beim Vermischen sehr concentrirter Lösungen von Kupfervitriol u. iodsaurem Natron; beim Glühen hinterläßt es reines Kupferoxyd; Ammoniak fällt daraus einen schwarzen Niederschlag von Iodstickstoff; Millon hat außerdem folgende Verbindungen der Iodsäure mit dem Kupferoxyd dargestellt: 3 (CuO, IO5) + Aq. u. 3 (CuO, IO5 + CuO) + Aq. In Ammoniak ist das iodsaure Kupferoxyd mit dunkelblauer Farbe leicht löslich; eine heiß gesättigte Lösung setzt beim Erkalten Krystalle von dunkelblauer Farbe ab, welche nach der Formel Cu O, IO5 + 2NH3 + 3Aq., zusammengesetzt sind. m) Iodsaures Lithion, LiO, IO5, durch Lösen von kohlensaurem Lithion in Iodsäure erhalten. n) Iodsaure Magnesia, MgO, IO5 + 4Aq., schießt beim gelinden Verdampfen einer Lösung von kohlensaurer Magnesia in Iodsäure in glänzenden Krystallen an, die in der Wärme einen Theil des Krystallwassers verlieren u. beim Glühen reine Magnesia hinterlassen. o) Iodsaures Manganoxydul, MnO, IO5, durch Fällen von concentrirter essigsaurer Manganoxydullösung mit iodsaurem Natron erhalten; blaßroth, in 200 Theilen Wasser löslich, hinterläßt beim Glühen reines Manganoxydoxydul. p) Iodsaures Natron, NaO, IO5, wird wie das Kalisalz, dem es sich sehr ähnlich verhält, gewonnen. Basisches überjodsaures Natron, 2Na, OI7 + 3Aq.; durch eine Mischung von 7 Theilen kohlensaurem Natron, 1 Theil Iod, 100 Theile Wasser läßt man unter Erwärmung Chlorgas streichen u. sammelt das niederfallende Salz; es ist in kaltem Wasser kaum, in heißem leichter löslich, verliert erst in der Weißglühhitze allen Sauerstoff. q) Iodsaures Nickeloxydul, NiO, IO5 + Aq., durch Auflösen von Nickeloxydulhydrat in Iodsäure dargestellt; gelbes krystallinisches Pulver, das sich schwer in Wasser löst u. beim Glühen reines Oxydul hinterläßt; in Ammoniak löst es sich zu einer blauen Flüssigkeit, aus welcher Alkohol kleine Krystalle von der Zusammensetzung NiO, IO5 + 2NH3 ausscheidet. r) Iodsaures Quecksilberoxyd, HgO, IO5, durch Digestion von frischgefälltem Quecksilberoxyd mit Iodsäure dargestellt; ein weißes, in Wasser unlösliches Pulver, in Chlorwasserstoffsäure unter Chlorentwickelung löslich, durch Erhitzen wird die Verbindung in Quecksilberjodid verwandelt. s) Iodsaures Quecksilberoxydul, Hg2O, IO5, durch Fällen einer neutralen Lösung von salpetersaurem Quecksilberoxydul mit iodsaurem Natron erhalten; weißer Niederschlag. t) Iodsaures Silberoxyd, AgO, IO5, durch Fällen einer Silberoxydlösung mit Iodsäure erhalten, weißer Niederschlag, unlöslich in Wasser, fast unlöslich in verdünnter Salpetersäure, leicht löslich in Ammoniak, zerlegt sich beim Glühen in Iodsilber u. Sauerstoffgas. u) Iodsaurer Strontian, SrO, IO5 + Aq., durch Fällen einer heißen Lösung von Chlorstrontium mit einer heißen Lösung von iodsaurem Natron erhalten; voluminöser flockiger Niederschlag. v) Iodsaure Thonerde. Wenn man Thonerdehydrat in Iodsäure löst, so erhält man nach dem Verdunsten eine syrupdicke Flüssigkeit, aus welcher sich zerfließliche Krystalle abscheiden. w) Iodsaures Uranoxyd, U2O3, IO5 + 5Aq., durch Fällen von salpetersaurem Uranoxyd mit iodsaurem Natron erhalten, gelber Niederschlag, der beim Glühen Uranoxydul hinterläßt; das Uranoxydulsalz ist graugrün, zersetzt sich sehr bald u. enthält dann Oxydsalz. x) Iodsaures Wismuthoxyd, BiO, IO5 + Aq., wenn man zu einer Wismuthoxydlösung, welche durch Wasser nicht mehr gefällt wird, iodsaures Natron im Überschusse setzt, so erhält man iodsaures Wismuthoxyd als weißen Niederschlag: beim Glühen desselben bleibt Wismuthoxyd u. Iodwismuth zurück. y) Iodsaures Zinkoxyd, ZnO, IO5 + 2Aq., aus schwefelsaurem Zinkoxyd u. iodsaurem Natron erhalten; weißes, in Wasser schwer lösliches Pulver, das sich leicht in Ammoniak u. in Salpetersäure löst. Aus der ammoniakalischen Lösung setzen sich beim Verdunsten Krystalle von der Formel 3 (ZnO, IO5) + 4NH3 ab.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 8. Altenburg 1859, S. 963-964.
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963 | 964
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