Salpetrigsaure Salze

[809] Salpetrigsaure Salze (Nitrite), Verbindungen von Basen mit salpetriger Säure. Sie sind meist in Wasser leicht löslich, manche auch in Alkohol; mit verbrennlichen Körpern verpuffen sie; versucht man, sie durch stärkere Säuren zu zersetzen, so entsteht Salpetersäure u. es entweicht Stickoxydgas, welches an der Luft rothe Dämpfe von salpetriger Säure bildet; mit Salzsäure entwickeln sie kein Chlor. Bei Abschluß der Luft mit Schwefelsäure behandelt, entwickeln sie farbloses Stickoxydgas; Eisenoxydulsalze werden schwarzbraun gefärbt, Quecksilberoxydulsalze werden reducirt. Die wichtigsten S. S. sind: a) Salpetrigsaures Ammoniak. H4NO, NO3, wird durch Zusammenreiben von salpetrigsaurem Silberoxyd mit Salmiak u. Wasser od. durch wechselseitige Zerlegung von salpetrigsaurem Bleioxyd u. schwefelsaurem Ammoniak, od. endlich durch Einleiten von salpetrigsauren Dämpfen in Ammoniakflüssigkeit bis zur unvollständigen Sättigung; durch Abdampfen der Lösung erhält man das trockene Salz. Beim Erhitzen der Lösung zerfällt das Salz in Stickstoffgas u. Wasser, bes. bei Gegenwart von etwas Säure; das trockene Salz gibt beim Erhitzen Stickstoffoxydul, Ammoniak u. Wasser. b) Salpetrigsaures Amyloxyd, C10H11O, NO3, siedet bei 99° u. läßt sich in allen Verhältnissen mit Alkohol u. Äther mischen; der Dampf bewirkt heftigen Blutandrang nach dem Halse u. zersetzt sich bei 260° unter Explosion. Mit Zink, Schwefelsäure u. Alkohol erwärmt, bildet sich Amylalkohol u. salpetrigsaures Äthyloxyd; Chlorgas färbt es roth, dann grün, indem sich salpetrigsaures Dichloramyloxyd, C10H9Cl2O, NO3 bildet; eine nach Reinetten riechende, bitter schmeckende Flüssigkeit. c) Salpetrigsaures Äthyloxyd, C4H5O, NO3, so v.w. Salpeteräther, s.d. d) Salpetrigsaurer Baryt, BaO, NO3 + HO, entsteht beim Glühen des salpetersauren Baryts, sowie beim Einleiten[809] von salpetrigen Dämpfen in eine Lösung von Baryt; von Ätzbaryt wird er durch Einleiten von Kohlensäure, von salpetersaurem Baryt durch Umkrystallisiren u. Vermischen mit Alkohol gereinigt. Er ist luftbeständig, leicht löslich in Wasser u. Weingeist. e) Salpetrigsaures Bleioxyd; wenn man eine Auflösung von neutralem salpetersaurem Bleioxyd in 20 Theilen Wasser bei 60 bis 70° mit 63 Thln. sein vertheiltem Blei digerirt, so erhält man eine gelbe Lösung, aus welcher beim Erkalten goldgelbe Schuppen auskrystallisiren, ein Doppelsalz von basisch salpetrigsaurem u. basisch salpetersaurem Bleioxyd = 2PbO, NO3 + 2PbO, NO5 + 2HO. Wird die Lösung mit Blei gekocht, so scheiden sich aus der erkalteten gelben Lösung orangerothe Krystalle von der Zusammensetzung 4PbO, NO3 + 3PbO, NO5 + 3HO aus. Wird die sehr verdünnte Lösung von salpetersaurem Bleioxyd mit über 2 Äquival. Blei längere Zeit gekocht, so entfärbt sich die Anfangs gelbe Lösung u. beim Erkalten krystallisirt viertelsalpetrigsaures Bleioxyd, 4PbO, NO3 + HO. f) Salpetrigsaures Kali, KO, NO3, wird mit salpetersaurem Kali verunreinigt durch Erhitzen von Salpeter erhalten; aus der Lösung des geschmolzenen Salzes krystallisirt erst der Salpeter; wird die Flüssigkeit mit Essigsäure neutralisirt u. mit dem doppelten Volumen Weingeist gemischt, so scheidet sich noch Salpeter aus u. die Flüssigkeit trennt sich in zwei Schichten, von denen die untere das salpetrigsaure Kali aufgelöst enthält; durch Verdampfen über Schwefelsäure erhält man undeutliche Krystalle. Es ist zerfließlich u. gibt, mit starken Säuren übergossen, Stickoxydgas. g) Salpetrigsaurer Kalk, CaO, NO3, entsteht beim Zersetzen einer heißen Lösung von salpetrigsaurem Silberoxyd mit Kalkwasser; krystallisirt in sehr zerfließlichen, in Alkohol unlöslichen Säulen. h) Salpetrigsaure Magnesia, MgO, NO3, wird in Lösung erhalten, wenn man eine Lösung von salpetrigsaurem Silberoxyd mit gebrannter Magnesia kocht; beim Verdampfen der Flüssigkeit bleibt das Salz als eine blätterige, zerfließliche, in Alkohol unlösliche Masse zurück, welche sich in der Wärme leicht zersetzt. i) Salpetrigsaures Manganoxydul, MnO, NO3, ein zerfließliches Salz. k) Salpetrigsaures Natron, NaO, NO3, ist dem Kalisalze ähnlich, aber in Weingeist löslich, wird auf ähnliche Weise wie dieses dargestellt. l) Salpetrigsaures Silberoxyd, AgO, NO3, fällt als schwerlösliches Salz nieder, wenn man eine Lösung von salpetrigsaurem Kali od. Natron mit einer Lösung von salpetersaurem Silberoxyd vermischt; durch wiederholtes Auflösen u. Krystallisiren kann es rein erhalten werden. Beim Glühen hinterläßt es metallisches Silber; es dient zur Darstellung anderer salpetrigsaurer Salze.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 14. Altenburg 1862, S. 809-810.
Lizenz:
Faksimiles:
809 | 810
Kategorien: