[178] Toulouse, die ehemalige Hauptstadt der französischen Provinz Languedoc, jetzt die des Departements Haute-Garonne, an der Garonne, über welche hier eine herrliche Brücke von 810 F. Länge und 72 F. Breite führt. Mitten aus römischen Ruinen erhebt sie sich mit ihren engen, krummen Straßen und alten Giebelhäusern wie eine verwitterte Geistergestalt aus dem Mittelalter, aus jener romantischen Zeit, wo sie vor allem zur Oriflamme des Christenthums schwur, und ihre Söhne, die herrlichen Raimunde, Grafen zu T., gen Palästina sandte zum heiligen Kampfe. Aber ein Kranz von Immergrün flicht dabei sich um ihre Schläfe: immer neu und jung ist ja die herrliche Natur in ihrem Umkreise. Den Thyrsusstab in der Rechten und einen Gartenzweig goldener Aehren in der Linken, beugt sich Südfrankreichs Genius über die Stadt, in welcher 71,000 Ew. leben und weben in Handel mit Ceres' und Bacchus' goldenen Gaben. Das Rathhaus (Capitol) gehört zu den schönsten in Frankreich; ausgezeichnet ist auch die Saturniuskirche mit ihren vielen Reliquien, das große Schauspielhaus, der erzbischöfliche Palast, das Münzgebäude und die Stückgießerei. Für Kunst und Wissenschaft sorgen die Facultäten der Theologie, Jurisprudenz, Wissenschaft und Literatur, eine Gesellschaft der Wissenschaften und Künste, die Kunstakademie, Veterinairschule, Artillerieakademie, eine Sternwarte, eine Gemäldesammlung, 2 Bibliotheken, ein Museum[178] und die 1323 gestiftete Akademie des Jeux Floraux, deren Preise in goldenen und silbernen Blumen bestehen. Außerordentlich reizend in Wuchs, Manier und Tracht sind die Landmädchen der Umgegend, dürfen wir anders einem so erfahrenen Kenner des weiblichen Geschlechtes, wie dem Fürsten Pückler, hierin vollkommen trauen.