[377] Wallis (Geographie). Wer hätte die Schweiz besucht und nicht das romantische Thal des Rhone, den Canton Wallis? Gebildet von den beiden höchsten Gebirgsketten der Alpen, den berner- und den penninischen Alpen, die vom St. Gotthard auslaufend, den Canton im Norden und Süden umschließen, wird derselbe westlich von dem Genfersee bespült und hat im Südosten und Westen Piemont und Savoyen zu Nachbarn. Das Hauptthal, 28 Stunden lang, ein treuer Begleiter des Rhone, sendet 16 Nebenzweige nach Süd und Nord, und auf seinem Bergrücken trägt es den Grimsel, das Finsteraarhorn, den Monte Rosa, das Matterhorn, den großen Bernhard, den Simplon etc., über welche letztere zwei Straßen nach Italien führen. Fast alle diese Berge bedeckt ewiger Schnee, und auf ihnen lasten die größten und ausgedehntesten Eismeere und Gletscher der Schweiz. 80 Bäche strömen von denselben dem Rhone zu, über welchen längs des Thales 15 Brücken führen. Dieser stete Wechsel von Berg und Thal, von dem starren Eismeere bis zu den immer grünen Matten der südwestlichen Thäler, erzeugt denn auch die auffallendsten Contraste in den klimatischen Verhältnissen des walliser Landes. Dort eine kümmerliche, fast erstorbene Vegetation, die das Obst nicht zur Reise bringt, und hier die herrlichsten Früchte des Südens, die spanische Traube, die indische Feige, die Mandel, der Maulbeerbaum. Im Allgemeinen ist das 78 Quadrat M. große Land von einem üppigen Wachsthum gesegnet und keine Gegend der Schweiz so reich an seltenen Pflanzen aller Breitengrade Europa's. Die 80,000 Bewohner sprechen theils Deutsch, theils ein französisches Patois, sind meist arm, nicht industriös, und treiben selbst die Alpenwirthschaft nicht mit der Sorgfalt, wie die der andern Cantone. Obst-, Weinbau und Jagd sind die vornehmsten Beschäftigungen. Die sehr großen Wälder bergen noch Gemsen, Wölfe, Bären, Luchse und mildes Geflügel in Menge.[377] In Unterwallis findet man viele jener unglücklichen Geschöpfe, die Cretins.
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