Krone

[548] Krone. Die Krone, lat. corona, franz. couronne, engl. crown, ist das Zeichen der Souveränität. Fürsten, überhaupt der hohe Adel, tragen sie statt des Helmes im Wappenschild.

Aus der Merowingerzeit sind acht Votiv-Kronen bekannt, die bei wechselnder Grösse ganz von Gold gefertigt und reich mit Edelsteinen geschmückt sind. Jede ist mit vier Ketten versehen, die oben in einen geschmückten Knopf oder in einen einfachen Ring zusammenlaufen, damit sie aufgehängt werden kann. Vier derselben bestehen je aus einem breiten, vollkommenen Reife; die übrigen vier sind symmetrisch durchbrochen, eine in Gestalt einer rundbogigen Säulengalerie, welche der in der spätrömischen und griechischen Bauweise üblichen Säulenstellung vollkommen entspricht. Die Steine bilden bei allen am unteren Rande des Reifes ein Gehänge; die fünf grösseren tragen aus ihrer Mitte herabhängend ein mit Steinen besetztes Kreuz, die grösste trägt zudem zwischen den Gehängen die Goldbuchstaben RECCESVINTHVS REX OFFERET, welche darauf schliessen lassen, dass diese Krone und so auch wahrscheinlich die übrigen – von dem Könige Reccesvinthus (zwischen 649–672) als »Ex voto« dargebracht ward. Die Stirnreife sind zudem mit aneinandergereihten Kreisen und halbkreisförmigen Vertiefungen geziert, sowie mit verschiedengestaltetem Blätterwerk und ein- und auswärtsgebogenen Ranken nach Art der sogenannten Palmetten. Der die Kette verbindende Knopf der grössten Krone hat die Gestalt eines sich nach unten zu verjüngenden Würfelkapitäls mit roh gezeichneten Palmblättern und ist aus Quarz geschnitten. Alle Verzierungen der Krone sind geprägt oder leicht eingegraben; nirgends findet sich Filigran oder gar wirkliche Email.

Die eigentliche deutsche Kaiserkrone, gemeiniglich die Krone Karl's des Grossen genannt als die historisch wichtigste und älteste, wird in der kaiserlichen Burg zu Wien aufbewahrt. Sie ist durchgängig von Gold und 14 Mark 11 Lot 3 Quentchen schwer, achteckig, mit acht oben zugerundeten Feldern, die in einen Bügel auslaufen. Je zwei sich gegenüberstehende Bügel sind miteinander verbunden. Sie gehen von Kreuzen aus, die auf dem Stirnfeld sich befinden. Oberhalb, längs des Bügels selbst erheben sich wiederum dicht aneinander acht oben abgerundete Felder mit sehr reichen Perlenzieraten, von denen das letztere die ebenfalls aus kleinen Perlen gebildete Inschrift CHVONRADVS DEI GRATIA ROMANORVM IMPERATOR AVG trägt. Ausserdem wechseln die unteren Felder in der Grösse gleichmässig derart, dass fortlaufend ein grösseres von zwei kleineren eingefasst wird, indem das Stirnfeld zur ersteren gehört. Dieses trägt zudem oben das mit Edelsteinen verschiedener Form, Grösse und Farbe reichgeschmückte Kreuz, das wie die unteren Felder zwischenhinein dicht mit künstlerischer Filigranarbeit ausgestattet ist. Jedes kleinere Feld trägt eine buntemaillierte Darstellung biblischer Personen (Salomon, David, Hiskias, Christus) nebst der lateinischen Beischrift. Ein weiterer Schmuck dieser Krone, das Sudarium, welches als Inful oder Fanones zu den Seiten herabhing, ist im Laufe der Zeit verloren gegangen. Die Krone ist übrigens nicht das Werk eines Künstlers, sondern scheint anfänglich nur aus den unteren acht Feldern bestanden zu haben, und zwar ist auch dieser Teil eine byzantinische Arbeit aus dem 11. Jahrhundert. Kreuz und Bügel sollen eine spätere Hinzufügung[548] sein, frühestens aus der Zeit Konrads IV.

In Frankreich wurde zuerst die Lilie in das Gepräge der Krone verflochten, während in Deutschland und England durch das 14. und 15. Jahrhundert vornehmlich Blätter und Ranken verwendet werden. Die englische Königskrone (Heinrichs IV.) bestand aus einem mit einem Rubin, drei grossen Saphiren, zehn grossen Perlen, nebst vielem Goldschmiedewerk verzierten Reife, über den sich breit ausladende, getriebene Blätter erhoben, je zwei aufeinanderfolgende durch eine Lilie und drei Perlen unterbrochen. Auch diese Krone war also noch eine offene, während Heinrich VI. (1429–1461), aus dem Gepräge seiner Münzen zu schliessen, an seine Krone oben einen gebogenen Bügel anbringen liess, der späterhin einen zweiten recktwinkelig kreuzte. Schon Heinrich IV. trug unter seiner Krone eine reichverzierte Unterkappe, während sie bis auf seine Zeit auf dem blossen Kopfe getragen wurde.

Die österreichische Hauskrone, fälschlich oft für eine deutsche Kaiserkrone gehalten, wurde 1570 für Rudolf II. gefertigt und von da an von den Habsburgern als Krone von Ungarn, Böhmen und Österreich bei dem Einzug zur Krönung in Frankfurt getragen. In ihrer bekannten Darstellung auf dem österreichischen Wappen ist sie mit einem Reichsapfel gekrönt, der ihr in Wirklichkeit abgeht. Auf ihrem mit Edelsteinen belegten und mit vier grösseren und vier kleineren Blättern besetzten Reif erheben sich auf jeder Seite zwei oben spitz zulaufende, konvexe und sich zu je einer Viertelskugel vereinigende mit figürlicher Darstellung besetzte Schilder, die in der Mitte von vorn nach hinten einen breiten, keilförmigen Ausschnitt lassen, durch welchen die rote Kronkappe sichtbar wird. Der Rand desselben ist mit einer perlenbesetzten Einfassung emailliert. Über dem Ausschnitt erhebt sich der Bügel, der ein Kreuz mit ungeschliffenem Saphir trägt.

Erwähnenswert ist ferner die deutsche Königskrone, die im Domschatz zu Aachen aufbewahrt wird. Sie wurde von Richard von Cornwallis behufs seiner Krönung aus England mitgebracht. Der Reif ist von Silber, stark vergoldet, geht oben in eine Lilie aus und ist mit vorspringenden Kameen und anderen Edelsteinen geschmückt.

Die Krone des heiligen Stephan von Ungarn stammt aus dem 11. Jahrhundert. Sie ist eine geschlossene Königskrone mit zwei Bügeln. Das Kreuz steht schief. Es steht auf der Mitte der Krone, da wo die Bügel sich treffen. Zu beiden Seiten hängen kleine, mit Edelsteinen geschmückte Kettchen herunter, wie solche die byzantinische Kaiserkrone schmücken, die durch das Ebenmass ihrer Formen und schönste Ausstattung vor allen genannten sich auszeichnet. Ihre acht Platten wurden erst 1860 und 61 bei Nyitra-Ywanka (Ungarn) aufgefunden.

Markgrafen führten im Wappen eine Krone mit 4 Lilien und 12 Palmen, die Grafenkrone hatte 16 Perlen, die Freiherrnkrone hat deren 12; in den Stadtwappen trifft man die Mauerkrone, die einen Mauerkranz mit Zinnen darstellt.

Auch in der Ikonographie drückt die Krone Königswürde aus, ist ein Zeichen von Macht und Herrlichkeit. Sie ist ein Attribut von Gott Vater, Christus und der heiligen Jungfrau, sowie von der Gestalt der christlichen Kirche. Wo sie auf der Erde liegt, ist sie das Zeichen der Verachtung irdischer Hoheit, auch der Unschuld und Tugend. Nach Weiss, Kostümkunde; Müller und Mothes, Archäologisches Wörterbuch.

Quelle:
Götzinger, E.: Reallexicon der Deutschen Altertümer. Leipzig 1885., S. 548-549.
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