Stephan [2]

[326] Stephan, der Heilige, der erste König von Ungarn, 997 bis 15. August 1038 n. Chr.; geb. 979 zu Gran, der Sohn des Magyarenfürsten Gejsa und der Christin Sarolta, wurde er mit dem Vater u. dessen Familie 994 zu Gran getauft, vertauschte damit seinen bisherigen Namen Vaik mit dem Namen S., wurde mit Gisela, der Schwester des Bayerherzogs Heinrich vermählt u. verpflichtete sich eidlich, dem Christenglauben treu zu bleiben u. die Ungarn, die ihm schon vor seiner eigenen Taufe als dem Mitregenten Treue geschworen hatten, zu bekehren. Kaum nach Gejsas Tode zur Regierung gelangt, begann S. sofort sein Wort im ganzen Umfange zu lösen, obwohl der Haß der Magyaren gegen die Deutschen, die vorzugsweise das Christenthum predigten, sowie der Befehl, die Sklaven freizugeben, bald einen gefährlichen Aufstand hervorriefen. S. besiegte mit Hilfe der Deutschen die Empörer, rief Mönche u. Geistliche aus allen Nachbarländern herbei und konnte bald Ungarn in 10 Bisthümer, Gran als Metropole voran, eintheilen. Am 15. August 1000 ließ er sich zu Gran als König krönen, wozu ihm Papst Sylvester II. (s. Sylvester) die Krone übersandt hatte. Die Organisation der Bisthümer im einzelnen, der Bau von Kathedralen und Kirchen, die Errichtung von Schulen u. Bibliotheken dauerte fort, obwohl in Ungarn u. Siebenbürgen noch ein schwerer Aufstand niedergeschlagen werden mußte, u. als S. 1038 st., hatte das Christenthum bereits dermaßen Wurzel gefaßt u. war nebenbei die königl. Gewalt so erstarkt, daß seine Nachfolger (seine eigenen Kinder, darunter der hl. Emmerich, waren alle vor ihm gestorben und dies führte nach seinem Tode zu einer heillosen Verwirrung) keine allzugroße Mühe mehr hatten, die letzten widerstrebenden Elemente niederzuschlagen und zu vernichten. Gedächtnißtag S.s: der 2. Sept. An Lobreden und Lebensbeschreibungen war bis gegen Ende des vorigen Jahrh. kein Mangel, aber ein tüchtiger Historiker, der S.s Leben quellenmäßig behandelt [326] hätte, ist uns nicht bekannt geworden.

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1857, Band 5, S. 326-327.
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