Carl der fünfte Des Kriegs mit Schwerdt und Worten müde Floh Carl der fünfte von dem Thron In eine Zelle, suchte Friede, Und fand ihn hier. Dem Göttersohn Gab nun sein Gärtchen mehr Vergnügen Als einst Paviens Lorberfeld, Nicht Cäsar ...
Cato An des Coytus jähem Strand Lag trotzig, gleich dem Höllengotte, Im Eingang einer Lavagrotte, Des Cato Schatten. Sein Gewand, Noch starr von seinem Heldenblute, Bedeckte halb nur seine Hand, Die traulich in der Wunde ruhte, Durch die sein Geist ...
Chloe O pfuy, Montan! ich sage dir, Laß doch das Küssen seyn: Sieh nur, die Wangen glühen mir, Ich werde wahrlich schreyn. Schon wieder! Würde mein Gesicht Jetzt meine Mutter sehn, Nein, wahrlich nein, ich könnt ihr nicht Verhehlen, was ...
Chloris Aus Eifersucht des Lebens satt, Warf Chloris sich betrübt auf ihre Lagerstatt; Und ihren Buhler recht zu kränken, Der einen Blick nach Sylvien gethan, Rief sie die Venus brünstig an, Ihr einen leichten Tod zu schenken. Vielleicht war dies ...
Circe Nach des Ulysses Koch und Räthen Berührte Circens Wunderstab Zuletzt auch seinen Hofpoeten, Dem er die freye Tafel gab. Er fleht; allein da half kein Flehen: Werd eine Gans, rief sie. Doch er Blieb unverwandelt vor ihr stehen Und ...
Damokles Glaubt nicht, daß bei dem größten Glücke Ein Wütrich jemals glücklich ist; Er zittert in dem Augenblicke, Da er der Hoheit Frucht genießt. Bei aller Herrlichkeit stört ihn des Todes Schrecken Und läßt ihn nichts als teures Elend ...
Damon und Egle Damon. Was seh ich, Egle? Ha, Mordjo! An deiner Wange klebt ein Floh, Der soll von meiner Hand erblassen. Egle. Pfui, Damon! machst Du's nicht auch so! Wer lebt, muß leben lassen.
Damon und Theodor Der schwarze Himmel drohte der Welt den fürchterlichsten Beschluß des schönsten Sommertages. Noch ruhten Damon und Theodor unter einer kühlenden Laube; zwei Freunde, die der Welt ein rares Beispiel würden gewesen sein, wenn sie die Welt zum ...
Damötas und Phyllis Damötas war schon lange Zeit Der jungen Phyllis nachgegangen; Noch konnte seine Zärtlichkeit Nicht einen Kuß von ihr erlangen. Er bat, er gab sich alle Müh'; Doch seine Spröde hört' ihn nie. Er sprach: »Zwei Bänder ...
Das Beinerhaus Ein persischer Kalif, der zwar den Grieß, Das Zipperlein und eine Fistel hatte, Sich aber doch als Gott verehren ließ, Verlor sich auf der Jagd. Auf einer grünen Matte, Die tief im Holze lag, sah er mit leisem ...
Das Bild des Todes An Serena. Des großen Zoroasters Ruhm War durch ganz Orient verbreitet. Von Oromaz ins Heiligthum Der himmlischen Magie geleitet, Trat er auf Hermes lichte Spur Und fand der plastischen Natur Geheime Werkstatt aufgeriegelt, Und las mit ...
Das Bildniß Belinde war das schönste junge Weib; Doch kein vollkommner Glied fand sich an ihrem Leib, Als ihre Zunge. Welche Plage Für ihren guten Mann! Doch war ihr Cleon lieb, So gern er auch im Trinkgelage Der Grillen finstern ...
Das Chamäleon Zween Wanderer mit Kennersmienen, Sie waren aus Burgund und Kent, Begegneten im Orient Sich bey Palmiras Prachtruinen. Sie saßen matt vom langen Gehn In einer Ceder breiten Schatten, Und sagten sich, was sie gesehn, Vielleicht auch nicht gesehen ...
Das Diadem Herr Bachus liebt den vollen Krug, Trotz einem Abt am Rhein Und trank auf seinem Ritterzug Des Tags zween Eimer Wein. Ward dann der Kopf ihm schwer und dumm, So knüpfte seine Hand Der heißen Stirn ein Schnupftuch ...
Das Eingebinde Frau Löwin kam im Cedernwald Mit einem Knäblein wohlgestalt Ins erste Wochenbette. Da war im ganzen Reich kein Thier, Das nicht dem Prinzen oder ihr Was eingebunden hätte. Der Esel trat zuerst herbey Und sang mit bardischem Geschrey ...
Das Elixir An Stilling. Der Derwisch Aladin lag in Buchara krank: Sein Fuß berührte schon des Grabes jähe Stufen. Man ließ den Avicenna rufen. Er kam. Du mußt in deinem Trank Von diesem Elixir, sprach er nach reifen Schlüssen, Des ...
Das Epheu Seht diesen Eichenstamm; gestürzt vom Ungestüm Des Wettersturms, liegt er im traurigen Gefilde. Um ihn schwang Epheu sich und fiel und stirbt mit ihm. O Freundschaft! dich erkennt mein Herz in diesem Bilde.
Das ertrunkene Weib Ein böses Weib, das keinem Drachen wich, Die schrecklichste von allen Ruthen Des strafenden Geschicks, ersäufte sich Und ward ein Spiel der Fluthen. Ihr Mann sucht den entseelten Leib, Den er mit Sang und Klang begraben wollte ...
Das Füllen Ein Füllen, das die schwere Bürde Des stolzen Reiters nie gefühlt, Den blanken Zaum für eine Würde Der zugerittnen Pferde hielt; Dies Füllen lief nach allen Pferden, Worauf es einen Mann erblickt, Und wünschte, bald ein Roß zu ...
Das Gebet Ein Eremit am Libanon, Den man als einen Heilgen ehrte, Und welchen Gott zum öftern schon Durch himmlische Gesichte lehrte, Lag flehend einst vor seinem Thron. Da nahte sich in stiller Feyer Eloah, Fürst der Seraphim, Berührt sein ...
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»In der jetzigen Zeit, nicht der Völkerwanderung nach Außen, sondern der Völkerregungen nach Innen, wo Welttheile einander bewegen und ein Land um das andre zum Vaterlande reift, wird auch der Dichter mit fortgezogen und wenigstens das Herz will mit schlagen helfen. Wahrlich! man kann nicht anders, und ich achte keinen Mann, der sich jetzo blos der Kunst zuwendet, ohne die Kunst selbst gegen die Zeit zu kehren.« schreibt Jean Paul in dem der Ausgabe vorangestellten Motto. Eines der rund einhundert Lieder, die Hoffmann von Fallersleben 1843 anonym herausgibt, wird zur deutschen Nationalhymne werden.
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Romantik! Das ist auch – aber eben nicht nur – eine Epoche. Wenn wir heute etwas romantisch finden oder nennen, schwingt darin die Sehnsucht und die Leidenschaft der jungen Autoren, die seit dem Ausklang des 18. Jahrhundert ihre Gefühlswelt gegen die von der Aufklärung geforderte Vernunft verteidigt haben. So sind vor 200 Jahren wundervolle Erzählungen entstanden. Sie handeln von der Suche nach einer verlorengegangenen Welt des Wunderbaren, sind melancholisch oder mythisch oder märchenhaft, jedenfalls aber romantisch - damals wie heute. Michael Holzinger hat für diese preiswerte Leseausgabe elf der schönsten romantischen Erzählungen ausgewählt.
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