Ibrahim An meinen Carl. Eh Ferdinand mit frommer Wuth Die Mauren von sich stieß, Floß Omars junges Heldenblut Durch Gusmanns Ritterspieß. Aus Furcht der Rache (reich und groß War dieser Saracen) Floh Gusmann und blieb athemlos Vor einem Garten stehn ...
Inkle und Yariko Die Liebe zum Gewinnst, die uns zuerst gelehrt, Wie man auf leichtem Holz durch wilde Fluten fährt; Die uns beherzt gemacht, das liebste Gut, das Leben, Der ungewissen See auf Brettern preiszugeben; Die Liebe zum Gewinnst, der ...
Jost Von seinem milden Landesvater Durch Frohnen abgezehrt, lag Jost Auf faulem Moos. Ein frommer Pater Gab in dem letzten Kampf ihm Trost: Bald, sprach er, wird euch Gott entbinden Vom Joch, das euch so hart gedrückt: Die Ruhe, die ...
Kalliste O Leser! stelle dir mit zärtlichem Gemüte Einmal die größte Schönheit vor, Auf deren Stirn der Frühling lächelnd blühte, Um deren Herz sich längst ein edelmütig Chor Entzückter Jünglinge bemühte; Die stell' itzt deinem Geiste dar Und fühl' es ...
Kiefuen Ein Mandarin ward wegen Räubereyen, Die Fürsten nur sich selbst verzeihen, Zum Schwert verdammt. Kiefuen, sein Sohn Warf sich vor des Beherrschers Thron Und bat um seines Vaters Leben: »Ich weiß, er ist des Todes werth; Doch mußt du ...
Kleant Kleant, ein lieber Advokat, Der, wie es ihm nach seinem Eid gebührte, Der Unterdrückten Sache führte Und manchen armen Schelm vom Galgen und vom Rad Durch seinen Witz los prozessierte, Half, weil man ihn um seinen Beistand bat, Die ...
Kotill Kotill, der, wie es vielen geht, Nicht wußte, was er machen sollte, Und doch nicht müßig bleiben wollte; Denn müßig gehn, wenn man's nicht recht versteht, Ist schwerer, als man denken sollte: Kotill ging also vor die Stadt ...
Krispin und Krispine Daß oft die Weiber bis ins Grab Sich mit den Männern schlecht vertragen, Sind leider schon sehr alte Klagen, Die man uns oft zu lesen gab. Doch daß die Männer bis ins Grab So manche gute ...
Lais und Dorant Lais: Was willst du, daß zum Ball ich heut Für eine Maske wähle? Dorant: Borg eines ehrbarn Weibes Kleid, So kennt dich keine Seele.
Lied eines Negersklaven im Anfang des nordamerikanischen Krieges Wohl dir, liebes Afrika! Nun behälst du deine Kinder, Schon verkauft Germania Seine Söhne wie die Rinder. Mit stiefmütterlicher Hand Reißt es sie von seinen Brüsten, Um durch sie das neue Land ...
Lisette Ein junges Weib, sie hieß Lisette; Dies Weibchen lag an Blattern blind. Nun weiß man wohl, wie junge Weiber sind; Drum durft' ihr Mann nicht von dem Bette, So gern er sie verlassen hätte; Denn laßt ein Weib schön ...
Mikromegas Ein Midas 1 war so winzig klein Als keiner aus dem Heer der Affen, Die Jupiter zum Scherz geschaffen, Und doch vor Sehnsucht groß zu seyn Schon oft bald aus der Haut gesprungen. Nichts ließ er unversucht; allein Noch ...
Minos und der Schatten Wer warst du auf dem Narrenrund? Sprach Minos einst im Richtertone Zu weiland einem Erdensohne, Der blaß vor seinem Sopha stund. Narr mit: erwiedert ihm der Schatten; Doch ach! zu spät ward ichs gewahr; Von zwölf ...
Monime Durch schöner Glieder Reiz, durch Schönheit des Verstands Erwarb Monime sich den Beifall Griechenlands; So manches Buhlers Herz besiegten ihre Blicke, Mit Wollust sah er sie, beschämt wich er zurücke. Denn war Monime schön: so war ihr Herz zugleich ...
Nänie Ihr schattichten Gebüsche Vernehmt mein Angstgeschrey! Auch ihr, ihr stummen Fische Stimmt meinen Seufzern bey! Beweint in bittern Klagen Des Schicksals Tyranney: Denn, ach, kaum kann ichs sagen, Mein Baßglas ist entzwey.
Neran Der Filz Neran lag krank. Um Beicht mit ihm zu halten, Berief man einen Mönch. Habt ihr, fieng dieser an, Ein neues Testament? Ein neues? rief Neran, Meynt ihr ich mache zwey? es war zu viel am alten.
Odoard und Isabelle Im Land der Allobrogen Lebt Fräulein Isabell: Sie schoß mit Pfeil und Bogen So gut als Wilhelm Tell: War jung und schön, doch spröde Und kalt für Lieb und Scherz; Auch gieng im Land die Rede, Sie ...
Pallas An den Erbprinzen von H.D. Prinz, um den Sohn Ulyssens groß zu bilden, Stieg Pallas einst von des Olymps Gefilden; Doch damals war sie braun und alt, Verhüllt in Mentors ernste Miene. Bey dir behielt sie ganz die ...
Philinde Philinde blieb oft vor dem Spiegel stehn; Denn alles kann man fast den Schönen, Nur nicht den Trieb, sich selber gern zu sehn Und zu bewundern, abgewöhnen. Dies ist der Ton, aus dem die Männer schmähn; Doch Mädchen, bleibet ...
Phlegon Wißt ihr, woher es kömmt, daß Phlegon seine Hand Dem reichen Gänschen Thais angetragen? Der blinde Amor schoß, mit ungewisser Hand, Statt in sein Herz, in seinen Magen.
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Aristophanes hielt die Wolken für sein gelungenstes Werk und war entsprechend enttäuscht als sie bei den Dionysien des Jahres 423 v. Chr. nur den dritten Platz belegten. Ein Spottstück auf das damals neumodische, vermeintliche Wissen derer, die »die schlechtere Sache zur besseren« machen.
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Romantik! Das ist auch – aber eben nicht nur – eine Epoche. Wenn wir heute etwas romantisch finden oder nennen, schwingt darin die Sehnsucht und die Leidenschaft der jungen Autoren, die seit dem Ausklang des 18. Jahrhundert ihre Gefühlswelt gegen die von der Aufklärung geforderte Vernunft verteidigt haben. So sind vor 200 Jahren wundervolle Erzählungen entstanden. Sie handeln von der Suche nach einer verlorengegangenen Welt des Wunderbaren, sind melancholisch oder mythisch oder märchenhaft, jedenfalls aber romantisch - damals wie heute. Michael Holzinger hat für diese preiswerte Leseausgabe elf der schönsten romantischen Erzählungen ausgewählt.
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