Abdul Der mächtige Schach Abdul saß Auf Cores Thron, als in dem Reiche Das Feuer einer faulen Seuche Das Volk bey Miriaden fraß. Der Heilkunst emsigstes Bestreben Erhielt nicht eines Kranken Leben: Sie welkten alle wie das Gras. Um dieses ...
Aglae Was Chloe doch wohl brauchen mag, Um immer so zu blühn, Wie kaum am schönsten Frühlingstag Aurorens Wangen glühn? Ich bin so weiß, und weißer noch Als sie, doch nicht so roth; Und ohne Rosen sind ja doch Die ...
Alcest Durch Unglück mehr als durch Versehn Verlor Alcest im Handel sein Vermögen. Er saß bereits der Schulden wegen. Kein Freund erschien, ihm beizustehn, So viel in London ihrer waren. Sein Sohn allein, noch in des Jünglings Jahren, Wagt's ...
Alcest Alcest, den mancher Kummer drückte, Der, weil er sich nicht zu dem Laster schickte Noch sich vor reichen Toren bückte, Bei Fleiß und Kunst sich elend sah, Stund neulich traurig auf. Freund, geht dir dies nicht nah', Daß viele ...
Almanzur In Bagdad kam einst zum Califen Ein Iman mit geheimen Briefen Von Menas heilgem Scherif an: »Ich sende dir den grösten Meister In der Magie, den Menschen sahn; Die guten und die bösen Geister Sind seinem Machtwort unterthan.« So ...
Amor und der Schäfer Der Schäfer. Auf ewig, Amor, gute Nacht, Mein freyes Herz darf nicht mehr lieben, Es ist aus seinem Rausch erwacht Und hat dich, schlauer Feind, vertrieben. Verwünscht sey deiner Pfeile Macht! Auf ewig, Amor, gute Nacht ...
Amor und die Torheit An Amor ist alles Geheimnis: die Pfeile, Der Köcher, die Fackel, die Jugendlichkeit. Wer wollte erschöpfen in Tageseile Was alles Gott Amor gehört und geweiht! Ihn völlig erklären, ich könnt es mit nichten; Mein Ziel ist ...
Amynt Amynt, der sich in großer Not befand Und, wenn er nicht die Hütte meiden wollte, Die hart verpfändet war, zehn Thaler schaffen sollte, Bat einen reichen Mann, in dessen Dienst er stand, Doch dieses Mal sein Herz vor ihm ...
Amynth Amynth, der sich mit Wünschen quälte, Weil ihm zu seinem Zeitvertreib Ein Regiment, ein schönes Weib Und eine Tonne Golds noch fehlte, Lag einst bey düsterm Sternenlicht Und sann auf glänzende Projecte, Als ihn ein mystisches Gesicht Aus seinen ...
An Zoe Auf ihren Geburtstag. Noch flimmerte mit blassem Schein Der Morgenstern. Ich floh die Bahre Des Schlafs: im festlichen Talare Eilt ich in unsern Lorbeerhayn, Um deinem Bild, auf dem Altare Der Freundschaft, einen Kranz zu weihn. Itzt trat ...
Ankündigung eines Mädchenphilanthropins Zu wissen sey, daß ich, Petrill, Auf häufiges Begehren, Die Töchter Deutschlands lehren will Empfindeln und – gebähren.
Antikritik Ein Traum ist Gelons Theorie Der Staatskunst; sagt ihr, Menschen lassen Sich nicht in ihre Formen passen. Warum denn nicht? Er stümmelt sie.
Apoll und sein Schwan Vor seinem Tode sang der Schwan Sein erstes Lied und auch das letzte. Apoll, den das Gekreisch ergötzte, Nahm ihn zu seinem Vogel an: »So sollten es, rief er mit Lachen, Die Poetaster alle machen.«
Apotheose Gorgor, ein brittischer Despot, Verstarb an einem Gallenfieber. Er fuhr den Acheron hinüber Und nahte sich dem Höllengott Mit einer hämisch wilden Miene, Wie ein Tyrann auf deutscher Bühne. Wer warst du, fragte der Monarch, Als noch dein Geist ...
Auf Eudoxiens Grab Eudoxia verließ die Welt Aus Gram nach ihres Mannes Tode: Dieß ist die erste neue Mode, Die jungen Weibern nicht gefällt.
Auf Germans Grab German ruht unter diesem Steine. Der treue Patriot Trank sich in lauter deutschem Weine Auf Deutschlands Wohl zu todt.
Auf Lindorn Es ist doch eine wahre Pein Mit Lindorn umzugehn: Man findet sich nicht ganz allein, Und ist auch nicht zu zween.
Auf Marulls Grab Marull schläft unter diesem Stein, Ein Handelsmann von schöpferischen Gaben: Er würde, wär er nicht schon längst gemein, Den Bankerott erfunden haben.
Auf Radulfs Grab In dieser Marmorgruft Verwesen Radulfs kalte Reste; Er war Minister, sonst verweste Er in der freyen Luft.
Auf Sunims Grab Ihr, deren Chor bey Abels Todtenfeyer Die ersten Elegien sang, Löst, Engel Gottes, mir den Augenschleyer Und stimmet meiner Harfe Klang. Geleitet mich zu jenem frohen Hügel, Den eine Rosenkrone schmückt. Das eiserne, verhängnißvolle Siegel Des Todes ...
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E.T.A. Hoffmanns zweiter Erzählzyklus versucht 1817 durch den Hinweis auf den »Verfasser der Fantasiestücke in Callots Manier« an den großen Erfolg des ersten anzuknüpfen. Die Nachtstücke thematisieren vor allem die dunkle Seite der Seele, das Unheimliche und das Grauenvolle. Diese acht Erzählungen sind enthalten: Der Sandmann, Ignaz Denner, Die Jesuiterkirche in G., Das Sanctus, Das öde Haus, Das Majorat, Das Gelübde, Das steinerne Herz
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