Amynth Amynth, der sich mit Wünschen quälte, Weil ihm zu seinem Zeitvertreib Ein Regiment, ein schönes Weib Und eine Tonne Golds noch fehlte, Lag einst bey düsterm Sternenlicht Und sann auf glänzende Projecte, Als ihn ein mystisches Gesicht Aus seinen ...
An Zoe Auf ihren Geburtstag. Noch flimmerte mit blassem Schein Der Morgenstern. Ich floh die Bahre Des Schlafs: im festlichen Talare Eilt ich in unsern Lorbeerhayn, Um deinem Bild, auf dem Altare Der Freundschaft, einen Kranz zu weihn. Itzt trat ...
Ankündigung eines Mädchenphilanthropins Zu wissen sey, daß ich, Petrill, Auf häufiges Begehren, Die Töchter Deutschlands lehren will Empfindeln und – gebähren.
Antikritik Ein Traum ist Gelons Theorie Der Staatskunst; sagt ihr, Menschen lassen Sich nicht in ihre Formen passen. Warum denn nicht? Er stümmelt sie.
Apoll und sein Schwan Vor seinem Tode sang der Schwan Sein erstes Lied und auch das letzte. Apoll, den das Gekreisch ergötzte, Nahm ihn zu seinem Vogel an: »So sollten es, rief er mit Lachen, Die Poetaster alle machen.«
Apotheose Gorgor, ein brittischer Despot, Verstarb an einem Gallenfieber. Er fuhr den Acheron hinüber Und nahte sich dem Höllengott Mit einer hämisch wilden Miene, Wie ein Tyrann auf deutscher Bühne. Wer warst du, fragte der Monarch, Als noch dein Geist ...
Auf Eudoxiens Grab Eudoxia verließ die Welt Aus Gram nach ihres Mannes Tode: Dieß ist die erste neue Mode, Die jungen Weibern nicht gefällt.
Auf Germans Grab German ruht unter diesem Steine. Der treue Patriot Trank sich in lauter deutschem Weine Auf Deutschlands Wohl zu todt.
Auf Lindorn Es ist doch eine wahre Pein Mit Lindorn umzugehn: Man findet sich nicht ganz allein, Und ist auch nicht zu zween.
Auf Marulls Grab Marull schläft unter diesem Stein, Ein Handelsmann von schöpferischen Gaben: Er würde, wär er nicht schon längst gemein, Den Bankerott erfunden haben.
Auf Radulfs Grab In dieser Marmorgruft Verwesen Radulfs kalte Reste; Er war Minister, sonst verweste Er in der freyen Luft.
Auf Sunims Grab Ihr, deren Chor bey Abels Todtenfeyer Die ersten Elegien sang, Löst, Engel Gottes, mir den Augenschleyer Und stimmet meiner Harfe Klang. Geleitet mich zu jenem frohen Hügel, Den eine Rosenkrone schmückt. Das eiserne, verhängnißvolle Siegel Des Todes ...
Aurora und Tithon Die Göttin, die der Ost verehrt, Sie, deren Rosenwagen Den jungen Tag zur Erde fährt, Aurora, kurz zu sagen, Sah oft den Lenz in Tellus Arm Und niemals ward das Herz ihr warm Beym Anblick ihrer Küsse ...
Baharam An Bodmer. Wie mancher Geck, der Kronen trägt, Trüg itzt als Domherr die Calotte, Hätt einst dem stolzen Aftergotte Sein Volk die Arbeit auferlegt, Wie Baharam sie zu erwerben. Ein Königssohn aus Persien War Baharam. Um seinen Erben Nicht ...
Bav und Mäv Ich bin der Autor, ich! du lügst, das Stück ist mein! So stritten Bav und Mäv sich mit ergrimmter Miene Jüngst um ein Trauerspiel. Kaum kam es auf die Bühne, So wollte keiner mehr des Mondkalbs Vater ...
Belial und Satan Belial. Ha! lieber Vetter, könnten wir Doch Seelen tödten, glaube mir, Es gäbe was zu lachen. Satan. Du schwatzest wie ein dummer Wicht; Ich würde, wären sie es nicht, Sie stracks unsterblich machen.
Beweis von hintenher Jüngst rühmte sich der Arzt Rhabarbarin, Ich sey durch ihn von Gicht und Pest genesen. Die Probe, daß er nie mein Arzt gewesen, Ist, weil ich noch am Leben bin.
Boreas und Alekto Als einst Fürst Boreas, der Popanz der Natur, Auf einen Staatsbesuch zum Vetter Pluto fuhr, Verdarb sein freyer Hauch Alekten Von ungefehr die hydrische Frisur. Das war ein Lärm! Die falben Schlangen bleckten Mit gräßlichem Gezisch den ...
Boreas und Phöbus Windgott und Sonnengott sahn einen Reiter, Der gegen Wetterunbill sorglich ausgerüstet. Vorsicht tut not dem, den's im Herbst gelüstet Hinauszuziehn: bald ist es trüb, bald heiter; Und wenn sich Iris mit der bunten Schärpe brüstet, So ...
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Als Hoffmanns Verleger Reimer ihn 1818 zu einem dritten Erzählzyklus - nach den Fantasie- und den Nachtstücken - animiert, entscheidet sich der Autor, die Sammlung in eine Rahmenhandlung zu kleiden, die seiner Lebenswelt entlehnt ist. In den Jahren von 1814 bis 1818 traf sich E.T.A. Hoffmann regelmäßig mit literarischen Freunden, zu denen u.a. Fouqué und Chamisso gehörten, zu sogenannten Seraphinen-Abenden. Daraus entwickelt er die Serapionsbrüder, die sich gegenseitig als vermeintliche Autoren ihre Erzählungen vortragen und dabei dem serapiontischen Prinzip folgen, jede Form von Nachahmungspoetik und jeden sogenannten Realismus zu unterlassen, sondern allein das im Inneren des Künstlers geschaute Bild durch die Kunst der Poesie der Außenwelt zu zeigen. Der Zyklus enthält unter anderen diese Erzählungen: Rat Krespel, Die Fermate, Der Dichter und der Komponist, Ein Fragment aus dem Leben dreier Freunde, Der Artushof, Die Bergwerke zu Falun, Nußknacker und Mausekönig, Der Kampf der Sänger, Die Automate, Doge und Dogaresse, Meister Martin der Küfner und seine Gesellen, Das fremde Kind, Der unheimliche Gast, Das Fräulein von Scuderi, Spieler-Glück, Der Baron von B., Signor Formica
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Zwischen 1765 und 1785 geht ein Ruck durch die deutsche Literatur. Sehr junge Autoren lehnen sich auf gegen den belehrenden Charakter der - die damalige Geisteskultur beherrschenden - Aufklärung. Mit Fantasie und Gemütskraft stürmen und drängen sie gegen die Moralvorstellungen des Feudalsystems, setzen Gefühl vor Verstand und fordern die Selbstständigkeit des Originalgenies. Michael Holzinger hat sechs eindrucksvolle Erzählungen von wütenden, jungen Männern des 18. Jahrhunderts ausgewählt.
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