[453] Chromfarben, als Chromoxyd (Chromgrün), Chromoxydhydrat (Guignets Grün), chromsaures Bleioxyd (Chromgelb), chromsaures Zinkoxyd (Zinkchromgelb), Kadmiumchromat (Kadmiumchromgelb), chromsaurer Kalk (Kalkchromgelb), zinksaures Chromoxyd (Zinkgrün), phosphorsaures Chromoxyd (Arnaudons-, Plessysgrün), Chromchlorid (Violett), chromsaures Kupfer (Chrombraun), gehören zu den wichtigsten Farben. Sie besitzen, wenn sie kein gegen Schwefelwasserstoff empfindliches Metall enthalten, die Eigenschaft, an der Luft unveränderlich zu fern; sie zeichnen sich ferner, wie die Kobaltverbindungen, durch große Feuerbeständigkeit aus und finden daher auch in der Porzellanmalerei vielfache Verwendung. Die wichtigsten Chromfarben sind die folgenden:
Chromgelb (Amerikanergelb, Baltimoregelb, Gothaergelb, Leipzigergelb, Wienergelb, Parisergelb, Patentgelb, Zwickauergelb), gleich verwendbar in Oel wie in Wasser, an der Luft und im Lichte beständig, aber gegen Schwefelwasserstoff sehr empfindlich, auch leicht angreifbar durch Kohlensäure und ätzende Alkalien, Wasserglas, besteht in reinem Zustande aus chromsaurem Bleioxyd; die billigeren Sorten werden mit Leichtspat, Schwerspat, Kreide, selbst mit [453] Kalkhydrat vermischt, und richtet sich ihr Wert immer nach dem Gehalt an reinem Chromgelb. Soweit die Chromgelbe nicht durch Beimischung von weißen Körpern absichtlich verändert sind, haben alle die orangefarbenen und roten (Chromorange und Chromrot) ausgenommen einerlei Zusammensetzung, vermöge des verschiedenen Aggregatzustandes aber von sehr verschiedener Farbe, vom hellsten Strohgelb bis zum dunkelsten Hochgelb. Zur Darstellung dient rotes chromsaures Kali und ein Bleisalz, meistens Bleizucker, aber auch basisch essigsaures Bleioxyd, Chlorblei, Chlorblei-Bleioxyd und schwefelsaures Bleioxyd. Wenn es sich um ganz bestimmte Nuancen handelt, ist die Herstellung der Farben schwierig. Bleizuckerlösung ohne weiteres mit doppeltchromsaurem Kali ausgefällt, liefert hellzitronfarbiges Chromgelb, das aber schnell dunkler wird, sich zusammenzieht und kristallinische Struktur, dunkelstrohfarbenen Ton beim Trocknen annimmt; bei Ueberschuß von Bleizucker und Gegenwart von viel Wasser erhaltener Niederschlag, den man rasch und wiederholt mit sehr viel Wasser auswäscht, behält das Chromgelb seine feurige, dunkelzitrongelbe Farbe, trocknet zu leichten Stücken aus und gibt, im Gegensatze zu dem ersten Verfahren, mit Berliner- oder Pariserblau, feurige grüne Farben. Je kräftiger und anhaltender die Flüssigkeiten gerührt werden und je mehr Wasser man verwendet, desto heller bleiben die Nuancen und desto leichter und voluminöser ein Kennzeichen für die Güte des Chromgelbs werden die Farben. Hellzitrongelbe oder schwefelgelbe Nuancen können nur auf die Weise erhalten werden, daß man bei Gegenwart von sehr viel Wasser den Bleizucker mit einer Lösung von chromsaurem Kali fällt, die so viel Schwefelsäure enthält, daß die eine Haste des Bleizuckers durch Chromsäure, die andre Hälfte durch Schwefelsäure gefällt wird. Chlorblei, Chlorblei-Bleioxyd und schwefelsaures Bleioxyd werden ebenfalls mit doppeltchromsaurem Kali, Kalinatron und Schwefelsäure in Chromgelb übergeführt, bei Gegenwart von viel Wasser und unter fortwährendem Umrühren; doch sind die Farben nie so voluminös und von so schönen Nuancen wie die aus Bleizucker. Kalkchromgelb, chromsaurer Kalk, aus neutralem Kaliumchromat und Chlorcalcium hergestellt, ist eine gelbe, an Schönheit den vorgenannten Farben nachstehende, jedoch viel billigere und luftbeständigere Farbe, die sich namentlich zum Aufstellen von Chromgelb eignet; indessen darf man mit dem Zusatz nicht zu weit gehen, da Kalkchromgelb ein viel geringeres spezifisches Gewicht als Bleichromgelb besitzt.
Chromgrün, feurige grüne Körperfarben in den verschiedensten, stellen und dunkeln, gelb- und blaugrünen Nuancen, die verschieden benannt, im Grunde aber immer nur entweder reines Chromgrün, nämlich Chromoxyd, oder aber Mischfarben aus Chromgelb und Pariserblau mit größeren oder geringeren Zusätzen von der Verfälschung (Verbilligung) dienenden Substanzen, wie Kreide, Gips, Schwerspat, Leichtspat u.s.w. sind. Eigentliches Chromgrün, Chromoxyd, ist an der Luft, am Licht und im Feuer sowie in Säuren, sogar den stärksten Mineralsäuren, unveränderlich, seine Farbe nicht glänzend, vielmehr matt, etwas ins Graue gehend, seines hohen Preises wegen selten in der Dekorationsmalerei, meist in der Porzellandekoration seiner Feuerbeständigkeit halber verwendet. Es wird durch Reduktion (Glühen) von Kaliumbichromat mit organischen Substanzen, wie Kartoffelstärke, Papiermasse, mit Salmiak oder mit Schwefelblumen, Ablöschen der Schmelze in Wasser, Pulvern und Trocknen hergestellt. Guignets Grün, Vert Virginal, Vert Pelletier, Mittlers Grün, Smaragdgrün, Chromoxydhydrat, ebenfalls reine Chromgrüne, werden hergestellt, indem man 1 Teil pulverisiertes doppeltchromsaures Kali mit 3 Teilen kristallisierter Borsäure zu dunkelm Rotglühen erhitzt, wobei die Masse sehr stark aufschäumt, beim Erkalten zu einem porösen, schwarzgrünen Schwamm erstarrt, der mehrere Male mit Wasser ausgekocht wird, wobei sich Borsäure und borsaures Kali lösen, während Chromoxydhydrat, veränderliche kleine Mengen Borsäuren enthaltend, zurückbleibt. Guignets Grün ist ein sehr feuriges dunkles Grün, wie es in ähnlicher Wärme und mit gleichem Feuer durch Mischen nicht hergestellt werden kann, ist weder in Mineralsäuren noch in Alkalien löslich, daher sehr beständig. Die durch Mischung von Chromgelb mit Pariserblau hergestellten grünen Farben, die als Amerikanergrün, Chromgelbgrün, Deckgrün, Wienergrün, Emeraldgrün, Französischgrün, Gothaergrün, grüner Zinnober, Laubgrün, Magdeburgergrün, Meergrün, Myrtengrün, Naturgrün, Oelgrün, Pannetiers Grün, Permanentgrün, permanenter grüner Zinnober, Seidengrün, Smaragdgrün, Staubgrün, Türkischgrün, Wiener Deckgrün, Zinnobergrün von den Farbenfabriken in Verkehr gebracht werden, weisen eine Anzahl verschiedener Nuancen auf. Die Mischfarben vertragen einen großen Zusatz von Schwerspat, und es kommen ganz besonders gut deckende, feurige Chromgrüne im Handel vor, die nur 10% Chromgelb und Pariserblau, dagegen aber 90% Schwerspat enthalten, wodurch der Preis für 100 kg Chromgrün mit 1620 ℳ. erklärlich erscheint. Wird aus Gelb und Blau hergestelltes Grün rein oder schon mit Spat versetzt mit Schwerspat gemischt, so behält es seine Nuance nicht, sondern wird bei größerem Zusatz immer bläulicher und zuletzt bläulichgrau, weil Pariserblau mehr Deckkraft besitzt als Chromgelb; bei Zusatz von Gelb geht die Farbe wieder in ein reines Grün über. Die Herstellung dieser grünen Mischfarben kann auf zwei Arten geschehen: man mischt entweder Chromgelb und Pariserblau in nassem Zustande mit den beschwerenden Zusätzen mittels Kollergängen und Farbreibmaschinen in den entsprechenden Verhältnissen aufs innigste, preßt, und trocknet, oder man läßt die zur Erzeugung von Chromgelb und Pariserblau dienenden Salzlösungen zuerst jede für sich vereinigt, also das Chromgelb und Pariserblau, auf die Füllmasse laufen, mischt, verreibt, preßt und trocknet ebenfalls. Um schöne grüne Nuancen zu erhalten, muß man den erstgenannten Weg einschlagen und dafür sorgen, daß beide Mischfarben sorgfältig ausgewaschen sind. Alle gemischten Chromgrüne decken auch bei Zusatz von Schwerspat, trocknen als Oelfarben sehr gut, haben aber als Wasserfarben viel weniger Schönheit, Deckkraft und Glanz, was natürlich ist, da der Spat im Wasser eine gewisse Deckkraft besitzt, während solcher in Oel durchsichtig wird. An nicht zu sehr belichteten Stellen sind sie ziemlich haltbar;[454] durch starkes Licht verbleicht das Blau, wodurch das Grün nach und nach besser wird, und diese Veränderung ist bei Oelfarben weniger als bei Wasserfarben bemerkbar. Trocken dem Lichte ausgesetzt, wobei kein Bindemittel den Einfluß des Lichtes und der Luft hindert, bleichen die gemischten Chromgrüne ungemein rasch und werden gelber; schon nach zwei Stunden ist ein Unterschied bemerkbar. Chromgrün in Lack in verschiedenen Tönen, ein Gemenge von Chromoxyd mit Tonerde, hergestellt durch Fällung einer Tonerdesalz-Chromoxydsalz-Lösung mit Soda, Auswaschen und Ausglühen des Niederschlages, der eine um so hellere Färbung annimmt, je mehr er Tonerde enthält. Als Chromsalz wendet man am einfachsten eine Lösung von Kaliumbichromat an, die, mit Schwefelsäure und Alkohol versetzt, so lange stehen bleibt, bis sie eine schöne grüne Farbe angenommen hat.
Chromkupferschwarz, durch Glühen von chromsaurem Kupferoxyd bei Luftzutritt, Behandeln der geglühten Masse mit kochender Salzsäure, glänzend schwarze Körperfarbe, die hauptsächlich im Zeugdrucke verwendet wird.
Chromorange, Orangechromgelb, Gemenge von basischem und neutralem chromsauren Bleioxyd von mehr oder weniger tiefer Nuance; es nähert sich um so mehr der hochroten Nuance, die der basischen Bleiverbindung eigen ist, je mehr von dieser basischen Verbindung bei der Darstellung entstehen konnte. Bei der Herstellung wird neben neutralem oder basisch-essigsaurem Bleioxyd und doppeltchromsaurem Kali eine gewisse Menge eines Alkalis angewendet, wodurch aus dem gelben chromsauren Bleioxyd ins Rot gehende Nuancen Chromorange, Orangechromgelb erzielt werden.
Chromrot (Chromzinnober, Zinnoberimitation), basisch-chromsaures Bleioxyd, aus schwefelsaurem, basisch-essigsaurem Bleioxyd, Chlorblei, doppeltchromsaurem Kali und einem Alkali hergestellte, mehr oder weniger intensiv rote Farbe, die sich gleich gut als Wasser- und Oelfarbe, zum Druck u.s.w. eignet. Die Tiefe des Farbentons ist nicht bedingt durch die verwendeten Bleiverbindungen, auch nicht als Resultat einer abweichenden Zusammensetzung anzusehen, sondern sie ist lediglich auf den besonderen Aggregatzustand, in dem dieses basisch-chromsaure Bleioxyd bei irgend einem der Darstellungsverfahren nach abweichenden Methoden erhalten wird, zurückzuführen. Gewinnt man Chromrot in kristallinischen Körnern (und zwar in je gröberen, desto besser), so kann ihr Feuer und ihre Intensität die des Zinnobers nahezu erreichen. Je mehr man aber die Farbe naß oder trocken zerreibt, die Kristalle zerkleinert, oder bei der Darstellung die Kristallentwicklung durch beständiges Bewegen und Umrühren der Flüssigkeit stört, desto mehr wird die Nuance in diejenige des Chromgelbs übergeführt. Es kann daher der Erfahrungssatz ausgesprochen werden: Das basisch-chromsaure Bleioxyd hat nur in gröberer Kristallform eine rein rote Farbe und ist um so schöner rot, je größer und vollkommener die Kristalle ausgebildet sind [1]. Die Herstellungsmethoden sind: 1. Fällen einer Lösung von basischem Bleisalz, neutralem Bleisalz, Chlorblei oder Chlorbleioxyden mit einer Lösung von neutralem oder doppeltchromsaurem Kali, Auswaschen mit Wasser, Versetzen mit konzentrierter Aetzlauge; 2. Zusammenschmelzen von Chromgelb mit Salpeter, wodurch zwar dunkelste Töne, aber auf zu kostspielige Weise erzielt werden; 3. Ausfällen eines Gemisches der Lösungen von Bleizucker und konzentrierter Aetznatronlauge mit doppeltchromsaurem Kali; 4. Behandeln von Bleiweiß mit Aetznatronlauge und Versetzen mit einer Lösung von doppeltchromsaurem Kali; 5. Kochen von basischem Bleioxyd-Chlorblei und neutralen und vielfach basischen Chlorbleiverbindungen mit doppeltchromsaurem Kali, oder Kochen der Bleisalze mit Natronlauge im Ueberschuß und Hinzufügen des chromsauren Kali. Vermischen des Chromrots mit weißen Körpern (Gips, Schwerspat) wird nicht leicht vorkommen, weil es zu viel an Intensität verlieren würde.
Chromschwarz, hauptsächlich in der Porzellanmalerei angewendet, durch Glühen von Chromoxyd mit wechselnden Mengen von Eisenoxyd erhalten; das beste Verhältnis für ein tiefes Schwarz ist 1 Teil Chromoxyd, 4 Teile Eisenoxyd.
Literatur: [1] Bersch, Mineral- und Lackfarben, 2. Aufl., Wien 1893. [2] Gentele, Farbenfabrikation, 2. Aufl., Braunschweig 1880. [3] Miercinski, Ed., Mineral- und Lackfarben, 4. Aufl., Weimar 1881.
Andés.
Buchempfehlung
Nach dem Vorbild von Abraham von Franckenberg und Daniel Czepko schreibt Angelus Silesius seine berühmten Epigramme, die er unter dem Titel »Cherubinischer Wandersmann« zusammenfasst und 1657 veröffentlicht. Das Unsagbare, den mystischen Weg zu Gott, in Worte zu fassen, ist das Anliegen seiner antithetisch pointierten Alexandriner Dichtung. »Ich bin so groß als Gott, er ist als ich so klein. Er kann nicht über mich, ich unter ihm nicht sein.«
242 Seiten, 11.80 Euro
Buchempfehlung
Zwischen 1804 und 1815 ist Heidelberg das intellektuelle Zentrum einer Bewegung, die sich von dort aus in der Welt verbreitet. Individuelles Erleben von Idylle und Harmonie, die Innerlichkeit der Seele sind die zentralen Themen der Hochromantik als Gegenbewegung zur von der Antike inspirierten Klassik und der vernunftgetriebenen Aufklärung. Acht der ganz großen Erzählungen der Hochromantik hat Michael Holzinger für diese Leseausgabe zusammengestellt.
390 Seiten, 19.80 Euro