Diorit

[776] Diorit wird in der Gesteinskunde ein älteres, vortertiäres Gestein genannt, das wesentlich aus einem Kalknatronfeldspat (Plagioklas) und Hornblende besteht. Als nicht wesentliche, aber für gewisse Abarten charakteristische Gemengteile kommen noch Glimmer (Biotit), Quarz, auch Augit hinzu. Außerdem fehlen Orthoklas, Apatit, Magnet- und Titaneisen fast niemals. Ist das Gestein in Umwandlung begriffen, so treten auch noch Epidot, Quarz, Viridit, Kaolin, Muskovit, Kalkspat, Eisenhydroxyde und Schwefelkies als Neubildungen auf.

Die zum Diorit gehörigen Gesteine haben in frischem Zustand je nach dem größeren oder geringeren Gehalt an Hornblende eine mehr oder minder dunkle bis schwarze Farbe, die um so gleichmäßiger, je seiner das Korn des Gesteins ist. Grobkörnige Arten sind selten; meist herrschen mittel- und feinkörnige sowie dichte (Dioritaphanit) Gesteine vor. Sehr häufig wechselt die Korngröße in ein und demselben Vorkommen; so z.B. zeigen sich an den Rändern der Gänge und Stöcke meist feinkörnige, im Innern derselben grobkörnige Abarten. Was das Gefüge angeht, so sind die Diorite stets körnig; freilich läßt sich dies und die mineralische Zusammensetzung bei den dichteren Arten erst unter dem Mikroskop erkennen. Die einzelnen Hauptgemengteile zeigen mitunter keine Spur von äußerer Kristallbegrenzung. Oefter noch wird das Gefüge porphyrartig dadurch, daß die Hauptgemengteile in zwei Generationen als Einsprenglinge und als Grundmasse auftreten. Solche Gesteine nähern sich den Porphyriten und wurden teilweise als Dioritporphyre bezeichnet. Eine eigenartige, durch radialstrahlige Anordnung der Hauptgemengteile in kugelförmigen Aggregaten erzeugte Abart ist der sogenannte Kugeldiorit (Corsit) von Korsika. Blasige Diorite und demnach auch mandelsteinartige sind sehr selten. Durch Quetschungen und Gebirgsdruck werden manche Diorite schieferig, indem die zertrümmerten Gemengteile mit ihren Längsrichtungen eine parallele Lage einnehmen (Dioritschiefer). Ihrer chemischen Natur nach sind die Diorite etwas kieselsäurereicher als die nahverwandten und oft mit ihnen verwechselten Diabasen. Sie enthalten 49–59% SiO2, 15–22% Al2O3, 7–13% FeO + Fe2O3, 6–12% CaO, 2–8% MgO, 1–4% Na2O und 0,5–2% K2O. Im allgemeinen überwiegt Kalkerde die Magnesia und Natron das Kali. Das spez. Gew. schwankt zwischen 2,75 und 2,95, und zwar steigt es mit der Abnahme an Kieselsäure. Die Härte der einzelnen Gemengteile liegt zwischen 5,5 und 7, soweit Quarz beigemengt ist. Im allgemeinen gehören die Diorite zu den zähesten Massengesteinen, vornehmlich der faserigen oder lamellaren Hornblende oder deren chloritischen Zersetzungsprodukte wegen. Die Beimengung von resteckenausfüllendem Quarz erhöht die Zähigkeit und Widerstandskraft. Die Bearbeitung, Spaltung und Zurichtung der Diorite begegnet großen Schwierigkeiten. – Bei der Umwandlung trübt sich zunächst der Feldspat; es bilden sich aus ihm Kaolin, Muskovit und Kalkspat, während die Hornblende in der Regel in chloritische Substanz, seltener in Serpentin oder Epidot übergeht. Die weiter fortschreitende Umwandlung liefert unter Lockerung des Zusammenhanges der Gemengteile und Zerfall derselben einen eisenreichen, mehr oder minder sandigen Lehm, nach Wegführung der Alkalien und des Kalkes. Hierbei schreitet die Verwitterung bei den prismatisch abgesonderten Stücken von außen nach innen vor und liefert oft kugeligschalige Formen, deren Kern noch mehr oder minder frisch ist.

Der Diorit bildet selten größere Gebirge; meist tritt er in kleinen Stöcken und Gängen auf und ist sonach in der Hauptsache das Erstarrungsprodukt eines in Spalten und Hohlräumen eingepreßten Magmas. Dies Verhalten macht die bedeutenden Schwankungen in der Korngröße des einzelnen Vorkommens sowie den Mangel an Mandelsteinbildungen erklärlich. Ihre Absonderung ist die bei Ganggesteinen übliche, eine großprismatische oder säulenförmige, aus der, wie bereits bemerkt, bei der Verwitterung Kugelformen hervorgehen können. Die Verbreitung ist eine sehr geringe und nimmt noch ab, da es sich seit Einführung der mikroskopischen Untersuchung gezeigt hat, daß eine große Reihe von Dioriten nicht ursprünglich gebildete, sondern später aus Augit erst durch molekulare Umlagerung entstandene Hornblende (Uralit) führen, also nicht Diorite, sondern Diabase genannt werden müssen. Man darf daher echte Diorite zu den seltenen Eruptivgesteinen rechnen. Schwarzwald, Odenwald, Vogesen, Fichtelgebirge, Harz u.s.w. führen Diorite. Der sogenannte Odenwaldsyenit von Lindenfels ist ein Diorit.

Nach ihrer mineralischen Zusammensetzung unterscheidet man: 1. Hornblendediorit oder eigentlichen Diorit, der nur Hornblende und Feldspat (Plagioklas) als wesentliche Gemengteile führt. 2. Glimmerdiorit, vorwiegend aus dunkelm Magnesiaglimmer und Plagioklas bestehend. Etwas kieselsäurereicher als voriger. 3. Quarzglimmerdiorit oder Tonalit, wesentlich aus Quarz, Magnesiaglimmer und Plagioklas bestehend, kieselsäurereicher als voriger (bis zu 70%), steht dem Granit sehr nahe. 4. Quarzdiorit oder Quarzhornblendediorit, mit Quarz, Hornblende und Plagioklas als Hauptgemengteile. 5. Augitdiorit, neben Hornblende und Plagioklas noch Augit enthaltend, kieselsäurearm. 6. Epidiorit, ein feinkörniger bis dichter Augitdiorit, steht dem Diabas sehr nahe.

Man kann im allgemeinen die Diorite zu den gegen Druck widerstandsfähigsten Gesteinen zählen, und zwar wegen der oft faserigen Hornblende und deren chloritischem Umwandlungsprodukt. Die Gesteine besitzen einen außerordentlich hohen Grad von Zähigkeit, spalten und springen schwer und sind daher schwer zu. bearbeiten. Die Gegenwart von Quarz vermehrt noch in einzelnen Unterarten die Härte; dagegen ist das reichliche Auftreten von Glimmer kein Vorzug bei starker Inanspruchnahme durch Druck und Zug. Die genannten Vorzüge machen den Diorit zu einem hervorragenden Straßenbaumaterial, besonders geeignet zu Kleinschlag (Schotter). Die Druckfestigkeit steigt bei einzelnen Vorkommen bis zu 2000 kg auf 1 qcm. Der Kugeldiorit von Korsika (zwischen Sartène und Santa Lucia de Tallano) wird seines schönen Aussehens wegen als Dekorationsstein verarbeitet, auch geschliffen und poliert, ebenso auch frische Diorite von schwarzer Farbe im Odenwald.[776]


Literatur: Zirkel, Lehrbuch der Petrographie, Leipzig 1894, 2. Aufl., Bd. 2, S. 468; Kalkowsky, Elemente der Lithologie, Heidelberg 1886, S. 94; Herrmann, O., Steinbruchindustrie und Geologie, Berlin 1899.

Leppla.

Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 2 Stuttgart, Leipzig 1905., S. 776-777.
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