Elliptische Integrale und Funktionen

[437] Elliptische Integrale und Funktionen. Kommt in einem Integral unter dem Integralzeichen eine Quadratwurzel aus einem Ausdruck 3. oder 4. Grades in x vor, so wird dasselbe als ein elliptisches Integral bezeichnet.

Man unterscheidet hierbei drei Gattungen: a) Das elliptische Integral erster Gattung hat die Normalform


Elliptische Integrale und Funktionen

oder mit x = sin φ:


Elliptische Integrale und Funktionen

es wird für keinen Wert von x unendlich, b) Das elliptische Integral zweiter Gattung hat die Normalform:


Elliptische Integrale und Funktionen

oder mit: = sin φ.


Elliptische Integrale und Funktionen

es wird nur für einen Wert von x (nämlich x = ∞) algebraisch unendlich, c) Das elliptische Integral dritter Gattung hat die Normalform


Elliptische Integrale und Funktionen

oder mit x = sin φ:


Elliptische Integrale und Funktionen

Es wird für die zwei Werte x = ± h logarithmisch unendlich. Auf diese drei Gattungen kann jedes elliptische Integral zurückgeführt werden. Uebrigens lassen sich die Integrale zweiter Gattung auf Differentialquotienten der Integrale dritter Gattung nach dem Parameter n zurückführen. Die elliptischen Integrale sind doppelt unendlich vieldeutig. Auf sie führen manche bekannte Aufgaben: das ebene und sphärische Pendel, die Rektifikation der Ellipse und der Lemniskate.[437]

Bestimmt man in


Elliptische Integrale und Funktionen

φ als Funktion von u, so bekommt man eine neue Funktion φ = am u (Amplitude u); daher folgt aus


Elliptische Integrale und Funktionen

(Sinus amplitude u). Diese und die Funktionen


Elliptische Integrale und Funktionen

heißen elliptische Funktionen. Indem man dieselben als Argumente in die elliptischen Integrale zweiter und dritter Gattung einführt, erhält man die elliptischen Transzendenten


Elliptische Integrale und Funktionen

wo a Modul heißt.

Mittels der Formel: Π (u, a) = Π (a, u) + u E(a)a E(u) kann man die Transzendente dritter Gattung auf eine andre solche zurückführen, in welcher Argument und Modul vertauscht sind. Die Ableitung der Transzendente Π (u, a) nach a läßt sich durch Transzendenten E (a + u) und E(a – u) ausdrücken. Additionstheorem der elliptischen Funktionen:


Elliptische Integrale und Funktionen

Die elliptischen Funktionen sind doppeltperiodisch, z.B. hat sin am u die zwei Perioden


Elliptische Integrale und Funktionen

Als Weierstraßsche Normalform des elliptischen Integrals 1. Gattung bezeichnet man das Integral


Elliptische Integrale und Funktionen

Die Umkehrung desselben ist die doppeltperiodische p-Funktion.


Litteratur: Von den angeführten Werken eignet sich [1] zur ersten Einführung; zum Studium ist [4] am meisten zu empfehlen, [3] und [4] benutzen funktionentheoretische Hilfsmittel, ohne dieselben jedoch als bekannt vorauszusetzen; [5] geht namentlich auf die Transzendenten zweiter und dritter Gattung ein, während [6] die Modulfunktionen behandelt. In [7]–[9] finden sich Tafeln zur Berechnung der elliptischen Integrale und Funktionen. – [1] Bobek, K., Einleitung in die Theorie der elliptischen Funktionen, Leipzig 1884. – [2] Durège, Theorie der elliptischen Funktionen, 4. Aufl., Leipzig 1887. – [3] Königsberger, L., Vorlesungen über die Theorie der elliptischen Funktionen I und II, Leipzig 1874. – [4] Briot et Bouquet Théorie des fonctions elliptiques, Paris 1875. – [5] Krause, M., Theorie der doppelperiodischen Funktionen einer Veränderlichen, I, Leipzig 1895. – [6] Klein, F., Vorlesungen über die Theorie der elliptischen Modulfunktionen, ausgearbeitet von R. Fricke, I und II, Leipzig 1891–93. – [7] Légendre, Tratte des fonctions elliptiques et des integrales Eulériennes, II vol., Paris 1826. – [8] Schmidt, J.G., System elliptischer Bogen zur Erleichterung der Integralrechnung, Berlin 1842. – [9] Houël, Recueil de formules et de tab. numériques, 3. Aufl., Paris 1889. – [10] Burkhardt, K., Einführung in die Theorie der analytischen Funktionen einer komplexen Veränderlichen II, Leipzig 1899. – [11] Hermité, C., Uebersicht über die Theorie der elliptischen Funktionen, deutsch von Natani, Berlin 1863. – [12] Riemann, B., Elliptische Funktionen, herausgegeben von H. Stahl, Leipzig 1899. – [13] Weierstraß, K., Formeln und Lehrsätze zum Gebrauch der elliptischen Funktionen, herausgegeben von H. Schwarz, 2. Aufl., Berlin 1902. – [14] Thomae, Sammlung von Formeln und Sätzen aus dem Gebiet der elliptischen Funktionen, nebst Anwendungen, Leipzig 1905.

Wölffing.

Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 3 Stuttgart, Leipzig 1906., S. 437-438.
Lizenz:
Faksimiles:
437 | 438
Kategorien:

Buchempfehlung

Haffner, Carl

Die Fledermaus. Operette in drei Aufzügen

Die Fledermaus. Operette in drei Aufzügen

Die Fledermaus ist eine berühmtesten Operetten von Johann Strauß, sie wird regelmäßig an großen internationalen Opernhäusern inszeniert. Der eingängig ironische Ton des Librettos von Carl Haffner hat großen Anteil an dem bis heute währenden Erfolg.

74 Seiten, 4.80 Euro

Im Buch blättern
Ansehen bei Amazon

Buchempfehlung

Große Erzählungen der Frühromantik

Große Erzählungen der Frühromantik

1799 schreibt Novalis seinen Heinrich von Ofterdingen und schafft mit der blauen Blume, nach der der Jüngling sich sehnt, das Symbol einer der wirkungsmächtigsten Epochen unseres Kulturkreises. Ricarda Huch wird dazu viel später bemerken: »Die blaue Blume ist aber das, was jeder sucht, ohne es selbst zu wissen, nenne man es nun Gott, Ewigkeit oder Liebe.« Diese und fünf weitere große Erzählungen der Frühromantik hat Michael Holzinger für diese Leseausgabe ausgewählt.

396 Seiten, 19.80 Euro

Ansehen bei Amazon