Förderrinne [1]

[135] Förderrinne (Schüttelrinne, Wippe, Schwinge), gebräuchlicher Ausdruck 1. für Schwingförderrinne, 2. für Propellerrinne, 3. für Schubförderrinne. Im übrigen vgl. a. Massentransport und [1].

1. Schwingförderrinnen (Fig. 1 und 2) sind auf Pendeln (Holz- oder Rohrfedern, Metallstangen u.s.w.) wagerecht oder bis zu 15% geneigt auf dein Boden gelagerte oder an Decken (Fig. 3) oder Wände gehängte, je nach Belastung und Beschickungsweise der Rinne, Temperatur und Feuchtigkeit des Raumes u.s.w. aus Blech, Kupferblech, Holz, Porzellan u.s.w. hergestellte Tröge, die von einem Kurbelgetriebe eine schwingende Bewegung erhalten, wobei das pulverförmige, sandige, grob- oder feinkörnige, lang- oder kurzstückige,[135] wollige oder faserige Fördergut unter größter Schonung immer in derselben Richtung vorwärtsgeworfen wird. Bei diesen Rinnen wird die Veränderlichkeit des Auflagerdruckes und damit des Gleitwiderstandes des Fördergutes beim raschen Auf- und Niederschwingen für die Förderung ausgenutzt. Einlauf und Auslauf (am Ende oder durch Oeffnung im Trogboden) beliebig, auch an mehreren Stellen zugleich (Schieber oder Zungenklappen). – Lange Rinnen werden in der Mitte geteilt und mit mehreren (2–4) entgegengesetzt stehenden Kurbeln angetrieben, wodurch Ausgleich erzielt und Erschütterungen vermieden werden. Kühl- und Trockenvorgänge sind mit der Förderung leicht zu verbinden. Stockwerkrinnen sind bei Platzmangel sowie zum Reinigen und Sortieren des Gutes (Siebe) zu empfehlen. – Diese Rinnen werden in einer Länge bis zu 15 m und bis zu 610 mm Breite hergestellt. Für größere Längen und für größere Leistungen Ausgleich (Ausbalancierung) nötig durch Teilung: Eine ~ 30 mm höher gelegene Rinne arbeitet in eine andre, mit um 180° versetzt er Kurbel oder Seitenförderung (nach Fig. 1 und 2).

Der Hub beträgt bei den Rinnen von Kreiß bezw. bei den Ausgleichrinnen (Patent Zimmer in London) 25–30 mm, die minutliche Umlaufzahl 300–350 (letztere für geneigte Rinnen). Der Arbeitsaufwand schwankt zwischen 1/200–1/30 PS. für die Metertonnenstunde; bei längeren und breiteren (also mehr leistenden) Rinnen ist er – auf die Einheit bezogen – geringer als bei kleinen Verhältnissen. Wagerechter/Senkrechter Weg bei einer Umdrehung rd. 25 mm/3 mm. Sekundliche Fördergeschwindigkeit des Gutes schwankt zwischen 165 und 265 mm. Gebaut sind Längen von 90 m und 2 m Weite (größere möglich). Besonders häufig für die Entnahme von Kohle und Koks aus Silos (Rütteltisch von Weiß), für den Transport zum Elevator; ebenso für Kies und in chemischen Fabriken u.s.w. [2].

Kohlen- (bezw. Koks-) Fördermengen in Tonnenstunden (nach Kreiß-Zimmer). Eine Neigung von 5% würde die Leistung um ~10% erhöhen, eine Steigung entsprechend verkleinern. Die eingeklammerten Zahlen gelten für Koks.


Förderrinne [1]

Förderrinne von Commichau, Magdeburg (Fig. 3) (meist n = 350–450, Kurbelhalbmesser 10–15 mm, Rinnenstärke 2,5–4 mm – bei Koks größer als bei Kohle –, Pleuelstange aus Holz – elastisch).


Förderrinne [1]

Förderrinne [1]

[136] Die angegebenen Leistungen gelten für Reis, Weizen und Roggen und andre spezifisch gleichschwere Erzeugnisse. Für Gerste sind die Leistungen 0,8fach, für Hafer etwa 0,6fach.

2. Propellerrinnen (System Marcus) (Fig. 4 und 5), Rinnen mit nur wagerechter Bewegung; Rinne und Fördergut werden langsam vorwärts-, die Rinne dann schnell zurückgezogen, ausgeführt außer von H. Marcus, Köln, von G. Luther, A.-G., Braunschweig, von der Kölnischen Maschinenbau-Aktiengesellschaft, Köln-Bayenthal, sowie von der »Karlshütte«, A-G., Altwasser, Schießen, besonders geeignet zur Förderung von Erzen, Kohlen, Asche, Schlacke, Klinkern, Zement, Koks, Sand, Kies, Eis, Salz, Phosphatmehl, Zucker, Holzstoff, Cellulose u. dergl., s. [3].


Förderrinne [1]

Förderrinne [1]

Die eingeklammerten Zahlen in Zahlentafel I gelten für lange Rinnen (über 50 m). In Zahlentafel II gelten die Gewichte für die vollständige Rinne, bestehend aus: Trog, Antrieb, Führung, Riemenscheibenschwungrad, Untergestell aus Förderrinne [1]-Eisen und Schwingen, einschließlich Befestigungsschrauben, Keilen und Schultergefäßen, ausschließlich Verankerung. Der Arbeitsbedarf gilt für Kohlenrinnen.

Die genaue Umdrehungszahl muß nach der Beschaffenheit des Fördergutes bestimmt werden. Feingemahlene backende Stoffe, wie Zement, Mehl u.s.w., 50% geringer als das Korn derselben Substanz.

3. Schubförderrinnen (Fig. 6 und 7) dienen zum Fördern schlammigen, erdigen und[137] pulverförmigen Gutes sowie für gemischte Massen. In einem auf Rollen gelagerten, durch Kurbel bewegten Trog dreht sich eine mit Kratzerschiebern (s. Kratzer) besetzte Welle beim jedesmaligen Hubwechsel um 180° oder wird bei feststehendem Trog vor- und rückwärts bewegt und gleichzeitig um 180° gedreht. Vollständige Schonung des Gutes und geringer Verschleiß: Bei 300 mm Durchmesser werden rund 50 t/St Kohle gefördert. Bei kleinerer Förderlänge wird die Rinne bewegt, bei größerer (bis zu 60 m) die Welle (Ausführung von Heyl & Patterson, Pittsburg) [4].


Literatur: [1] Buhle, Zeitschr. d. Ver. deutsch. Ing. 1899, S. 260, bezw. ders., Technische Hilfsmittel zur Beförderung und Lagerung von Sammelkörpern (Massengütern), Berlin 1901, I. Teil, S. 31; II. Teil, S. 1 ff.; ders., »Hütte«, 19. Aufl., I. Teil, S. 1249 ff. – [2] Ders., »Glückauf« 1904, S. 858 ff., bezw. Technische Hilfsmittel u.s.w., Berlin 1906, 3. Teil, S. 17 ff. – [3] Ders., »Stahl und Eisen« 1904, S. 1046 ff., bezw. Technische Hilfsmittel u.s.w., Berlin 1906, III. Teil, S. 111 ff. – [4] Ders., Deutsche Bauztg. 1904, S. 546 ff., bezw. Technische Hilfsmittel u.s.w., Berlin 1906, III. Teil, S. 11.

M. Buhle.

Fig. 1 und 2.
Fig. 1 und 2.
Fig. 3.
Fig. 3.
Fig. 4 und 5.
Fig. 4 und 5.
Fig. 6 und 7.
Fig. 6 und 7.
Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 4 Stuttgart, Leipzig 1906., S. 135-138.
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