Nickel [1]

[609] Nickel Ni, Metall, Atomgew. 58,7, spez. Gew. 8,9. Schmelzpunkt 1484°.

Das grauweiße starkglänzende Metall ist politurfähig, hämmerbar und duktil. Es ist wie Eisen schweißbar und magnetisch, zeigt aber viel geringere Neigung als dieses, sich mit Sauerstoff zu verbinden, da es sich an feuchter Luft unverändert hält. In Salzsäure und verdünnter Schwefelsäure ist es löslich, durch verdünnte Salpetersäure wird es leicht oxydiert. Schmelzende Alkalien greifen es wenig an. Von den Oxyden des Nickels: NiO Nickeloxydul, Ni2O3 Nickelsesquioxyd und NiO2 Nickeldioxyd bildet nur das erste Salze. Mit Kohlenoxyd geht es eine[609] eigentümliche Verbindung ein, das Nickeltetrakarbonyl NiC4O4, welches bei gewöhnlicher Temperatur eine farblose Flüssigkeit ist, die bei 43° siedet; bei höherer Temperatur zerfällt das Karbonyl wieder in Nickel und Kohlenoxyd. – In der Natur kommt das Nickel gediegen nur im Meteoreisen vor; Nickelerze sind: Kupfernickel, Arsennickel, Rotnickelkies oder Nickelin NiAs, Weißnickelkies oder Chloanthit NiAs2, Haarkies oder Millerit NiS, Arsennickelglanz NiAsS, Antimonnickel NiSb, Garnierit oder Numeait: ein wasserhaltiges Nickelmagnesiumsilikat u.a.m. Außerdem sind viele Pyrite, Magnetkiese und Kupferkiese nickelhaltig. – Nur die oxydischen, schwefel- und arsenfreien Nickelerze können direkt auf Nickel verschmolzen werden, die sulfidischen und arsenhaltigen müssen dagegen vorher zu einem Stein oder einer Speise verarbeitet werden, indem man nach vorhergehender Röstung – bei arsenhaltigen Erzen auch ohne eine solche – die fremden Metalle zum Teil durch die Röst- und Schmelzprozesse oft unter Zusatz von Zuschlägen verschlackt und dadurch eine Anreicherung des Nickels herbeiführt. Die Steine werden dann auf trockenem oder nassem Wege weiterverarbeitet. In ersterem Falle findet die gänzliche Entfernung des Eisens durch ein oxydierendes Schmelzen im Flammofen oder im Konverter statt, wobei dann ein Stein mit etwa 40% Nickel, 40% Kupfer und 15–25% Schwefel gewonnen wird. Nach dem Totrösten des Steins wird das entstandene Nickeloxydul mit Mehl und Syrup zu einem Teig angerührt und in Würfel geschnitten und darauf in Tiegeln, Röhren oder Muffeln bei starker Hitze reduziert. Außer dem hierbei resultierenden Würfelnickel kommt das Metall auch in Form von Stangen in den Handel, die durch Reduktion des Oxyduls mittels Holzkohlenpulvers in Graphittiegeln und durch Eingießen des geschmolzenen Metalls in Eisenformen erhalten werden. Bei der Behandlung des gerodeten Steins auf nassem Wege mit Salz- oder Schwefelsäure bleibt das Eisenoxyd fast ungelöst zurück. Aus der Lösung fällen verschiedene Chemikalien die andern Verunreinigungen und endlich Kalkmilch oder Soda das Nickel als Oxydulhydrat oder Karbonat. Die konzentrierten Speisen werden nach dem Totrösten, das zur Entfernung des Arsens unter Zusatz von Kohle stattfindet, in ähnlicher Weise wie die Steine verarbeitet. Zur Herstellung sehr reiner Nickelsorten werden neuerdings auch elektrolytische Verfahren (Näheres s. [1]) sowie der Mondsche Prozeß benutzt. Bei diesem wird der geröstete und zerkleinerte Stein, nachdem ihm ein großer Teil des Kupfers durch Schwefelsäure entzogen, mittels Wassergases bei 250–300° reduziert. Dann leitet man bei 50–60° Kohlenoxyd darüber und zerlegt das sich verflüchtigende Nickelkarbonyl bei höherer Temperatur in Metall und Kohlenoxyd. Dieses gelangt dann aufs neue zur Verwendung. Näheres hierüber wie über alle Prozesse der Nickelgewinnung s. [2].


Literatur: [1] Ahrens, Handbuch der Elektrochemie, 2. Aufl., Stuttgart 1903. – [2] Schnabel, Handbuch der Metallhüttenkunde, 2. Aufl., Berlin 1904, S. 660 ff. – [3] Dammer, Handbuch der anorgan. Chemie 1893, Bd. 3, S. 488 ff.

Rathgen.

Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 6 Stuttgart, Leipzig 1908., S. 609-610.
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