Nieten, Nietung, Nietmaschinen

[615] Nieten, Nietung, Nietmaschinen. Die Ausführung von Nietverbindungen umfaßt die Herstellung der Nietlöcher (s. Nietlochherstellung) und die Umbildung des zylindrischen Endes des in die zu vernietenden Teile eingesteckten Nietbolzens (s. Niete, Nietenherstellung) zu einem Nietkopf (Schließkopf). Die Stiftennietung (s.u.), bei der ein glatter Stift in die Nietlöcher eingesteckt und hiernach an beiden vorgehenden Enden die Köpfe gebildet werden, hat wegen der Schwierigkeit, genau gleichgroße Köpfe zu erzielen, wenig Anwendung gefunden, obgleich sie den großen Vorteil hat, daß nur Rundeisenstäbe von verschiedenen Durchmessern und keine Niete von verschiedenen Durchmessern und Längen vorrätig gehalten werden müssen.

Die Bildung des Schließkopfs kann durch Hämmern oder Pressen erfolgen. In der Regel werden die Niete – wegen des geringeren Arbeitsaufwands und der Erhöhung des Gleitwiderstands infolge des Zusammenziehens des Niets beim Erkalten – warm eingezogen. Das Erwärmen der Niete geschieht in den Nietwärmöfen, die feststehend und transportabel angeordnet sein können. Bei einer vielgebrauchten Bauart sitzt der mit Koks beschickte Ofen, welcher acht bis zehn Einlegeöffnungen für die Niete besitzt, auf einer hohlen Säule, durch welche die Zuführung der Luft erfolgt. Die Niete dürfen nicht zu rasch, zu hoch und zu lange erhitzt werden. Sehr lange Niete sind nicht auf ihre ganze Länge zu erhitzen, da sonst beim Erkalten die Köpfe abreißen. Vor dem Einstecken des erhitzten Niets ist es durch Aufschlagen von Zunder und anhängender Schlacke zu reinigen.

I. Die Bildung des Schließkopfs durch Hämmern erfolgt bei der Handnietung dadurch, daß zunächst unmittelbar mit den Niethämmern das vorstehende Ende der Nietbolzen aus dem Groben gestaucht wird, worauf die genaue Ausbildung des Nietkopfes mit Hilfe des der Nietkopfform entsprechend ausgehöhlten Setz- oder Schelleisens, auf das mit Zuschlaghämmern geschlagen wird, geschieht. Zur Stützung des Niets am Setzkopf dienen u.a. Nietwinden (Schraubenwinden), die sich gegen einen festen Punkt stützen, pneumatische Gegenhalter (s. Druckluftwerkzeuge, Bd. 3, S. 127), ferner Vorhalter (Vorhalthammer, Nietpfanne), die durch ihre Massenträgheit oder durch Befestigung an einem durch eine Nietwinde unterstützten und am freien Ende von einem Arbeiter gehaltenen Hebel das Niet während der Nietbildung halten. Die Handnietung ist auf einen Nietdurchmesser von etwa 25 mm im Maximum beschränkt.[615]

Zur maschinellen Bildung der Schließköpfe durch Hämmern dienen die Schlagniethämmer und Schlagnietmaschinen. Sie werden fast ausschließlich mit Preßluft betrieben; nur für schwächere Niete findet man auch Schlagnietmaschinen, bei denen durch eine gespannte Feder der Hammer auf das Niet geschleudert wird. Die mit Preßluft betriebenen Schlagniethämmer und -nietmaschinen sind für Niete bis zu etwa 30 mm Durchmesser geeignet, für diene ebenso gute Arbeit wie Preßnietmaschinen (s. unten) liefern. – Für solche Stellen, an denen der Gegenhalter wegen der Form des zu nickenden Arbeitsstücks nicht fest mit dem Hammer verbunden sein kann, sondern wo ein loser Gegenhalter entweder durch seine Massenträgheit oder durch Stützen gegen einen festen Punkt den Schlag aufnehmen muß, verwendet man die vom Arbeiter mit den Händen gehaltenen Schlagniethämmer (Handniethammer), welche den gewöhnlichen Preßlufthämmern (s. Druckluftwerkzeuge, Bd. 3, S. 129 ff.) gleichen und vor denen sie sich durch einen in der Regel größeren Kolbenhub auszeichnen. Die Schlagnietmaschinen nehmen die Schlagwirkung in einem bügelartigen Gestell auf (s. Druckluftwerkzeuge, Bd. 3, S. 128, Fig. 4).[616]

II. Die Bildung des Schließkopfs durch Pressen geschieht in der durch Fig. 1 gezeichneten Weise: a) Einstecken des Niets N, b) Einlegen des Setzkopfs in den Gegenhalter G, c) Schließkopfbildung durch Vorwärtsbewegen des Stempels (Schelleisen, Kopfsetzer) S. – Bei der Schließkopfbildung durch Pressen findet ein Stauchen des Niets durch den ganzen Schaft statt; es ist infolgedessen notwendig, daß die Bleche dicht aufeinander liegen, da sonst ein Teil des Nietschaftmaterials sich zwischen die Bleche drängt und die Herstellung einer dichten Nietung unmöglich macht. Man ersetzt bisweilen das sonst übliche Zusammenziehen der Bleche mittels Schrauben in den benachbarten Nietlöchern durch die Anwendung eines vor und während der Schließkopfbildung angepreßten Blechschlußrings R (Blechschließer, Plattendrücker, Druckring), Fig. 2. Ist man gezwungen, das Niet von der Seite des Stempels S her in das Nietloch einzudecken, so erfordert dies die Anordnung des Blechschlußrings B über dem Gegenstempel G, Fig. 3; vgl. Fig. 21.

Die Stiftennietung ist ohne (Fig. 4) und mit (Fig. 5 und Fig. 21) Verwendung von Blechschlußringen, von denen zur Erzielung gleichgroßer Nietköpfe zwei notwendig sind, möglich. – Die Blechschlußringe werden, um die Luft zu dem Schelleisen zwecks Kühlung, die auch durch Wasserumlauf an ihren Einsteckzapfen erfolgt, zutreten zu lassen, nach den Befestigungsstellen zu erweitert und mit Schlitzen versehen; auch wird der obere Teil, der beim Nieten mit Rücksicht auf die Form der Arbeitsstücke hinderlich sein kann, weggeschnitten. Die Druckfläche muß genügend groß sein, damit eine Befriedigung der Bleche vermieden wird, s. Fig. 2.

Die Preßnietmaschinen sind sehr verschiedenartig ausgebildet. Man kann unterscheiden:

a) nach der Form des Gestells: Bügelnietmaschinen. Fig. 615 (U-förmiges Gestell mit großer [Fig. 6–12] oder kleiner [Fig. 13–15] Ausladung [Maultiefe]), und Zangennietmaschinen, Fig. 16 und 17 (mit doppelarmigen [Fig. 16] oder einarmigen [Fig. 17] Zangenarmen). Die Zangennietmaschinen[617] werden an solchen Arbeitsstücken angewendet, an denen die Bügelnietmaschinen – wegen der bewegenden Teile (Kolben u.s.w.) unmittelbar am Stempel – nicht gebraucht werden können.

b) feststehende (in der Regel Bügelöffnung nach oben, Fig. 6–8; Nietmaschinen mit großer Maultiefe werden entweder vertieft in einer Grube aufgestellt [Fig. 6 und 8], so daß der auf ebener Erde stehende Arbeiter die Nietstempel etwa in Augenhöhe hat oder ebenerdig [Fig. 7], was einen erhöhten Stand für den Arbeiter und größere Gebäudehöhe mit Rücksicht auf die zur Bedienung notwendigen Krane erfordert), versenkbare (Fig. 22 und 22a, in Brückenbauanstalten gebraucht [4], [6]), transportable (auf Wagen stehend oder an einem Kran hängend; man verwendet sie in erster Linie für solche Arbeitsstücke, welche ihres Gewichts oder ihrer sperrigen Gestalt wegen gar nicht oder nur schwer mit einer feststehenden Nietmaschine genietet werden können. Um diesen Nietmaschinen verschiedene Lage der Preßstempel zum Arbeitsstück geben zu können, versieht man sie mit Aufhängevorrichtungen, die mittels Drehzapfen allein, Fig. 14 und 15, oder mittels Drehzapfen und Zahnkränzen, Fig. 913, eine Drehung der Nietmaschine um eine [Fig. 15], zwei [Fig. 9, 11, 13] oder drei [Fig. 1214] Achsen, sogenannte Universalaufhängung, gestatten. Manche Nietmaschinen besitzen auch eine versetzbare Aufhängevorrichtung [Fig. 911] oder zwei Aufhängeösen [Fig. 15]).

c) nach der Betriebsart (s. unten) Druckwasser- (hydraulische), Preßluft- (pneumatische), Dampf-, elektrische, Transmissions-, Handnietmaschinen.

d) ohne und mit Blechschlußvorrichtung (Plattendrücker). Die Blechschlußvorrichtung ist fast nur bei den hydraulischen Nietmaschinen größerer Ausführung vorhanden.

Die Gestelle der Nietmaschinen werden vielfach aus Stahlguß hergestellt; bei den großen feststehenden Nietern sind die Gestelle ein- oder zweiteilig, wobei in letzterem Fall wenigstens der Gegenhalterarm in der Regel wegen der dadurch möglichen geringeren Dickenabmessungen und der Verwendung auch für Rohrschüsse geringen Durchmessers aus Stahlguß besteht (Fig. 6).

In folgendem sollen die Preßnietmaschinen nach der Betriebsart behandelt werden, wobei zur Beurteilung der verschiedenen Systeme zu beachten ist, daß eine gute Nietung zur Voraussetzung hat, daß der Nietstempel unter vollem Druck einige Zeit lang (abhängig von der Größe des Niets) auf das gepreßte Niet wirken muß.

A. Druckwasser- (hydraulische) Nietmaschinen (Fig. 621). Der Nietstempel (Döpper) sitzt in der Regel exzentrisch zur Achse des durch Druckwasser betätigten Preßkolbens, damit auch Eckverbindungen genietet werden können. Der Wasserdruck beträgt im Maximum bis zu 140 Atmosphären. Das Druckwasser wird entweder von einer Pumpe direkt in den Preßzylinder gedrückt oder der Betrieb erfolgt mit Hilfe von Gewichts- oder Luftdruckakkumulatoren (s. Kraftübertragung, hydraulische, Bd. 5, S. 656 und Luftakkumulator, S. 245). Die Gewichtsakkumulatoren für Nietmaschinen werden auch mit veränderlicher Gewichtsbelastung ausgeführt, so daß der Wasserdruck der Nietstärke angepaßt werden kann (Veränderlichkeit des Wasserdrucks z.B. zwischen 65 und 110 Atmosphären); die Belastungsgewichte g, Fig. 8 (Haniel & Lueg, Düsseldorf-Grafenberg) können dem erforderlichen Wasserdruck entsprechend mit Hilfe von Stangen und Stahlteilen an das Hauptbelastungsgewicht G angehängt werden oder unten liegen blieben.

In Beziehung auf die Anordnung der Preßzylinder und -kolben kann man die hydraulischen Nietmaschinen nach folgenden Merkmalen unterscheiden: 1. ohne oder mit Blechschlußvorrichtung; 2. ein- oder mehrfache Druckstufen; 3. Art der Rückbewegung der Preßstempel bezw. Blechschließer.

Fig. 18 zeigt einen Zylinderkopf einer amerikanischen hydraulischen Nietmaschine (Bement, Miles & Co., New York) ohne Blechschlußvorrichtung mit drei Druckstufen und Rückzug durch einen kleinen Hilfszylinder, dessen Kolben G ständig unter Akkumulatordruck steht. Am Gestell B sitzt der Zylinder A mit dem Hauptkolben E vom Durchmesser d1 (1. Druckstufe p d12/4 π); mit diesem kann mit Hilfe von genuteter Mutter M und Schraube S der Kolben J vom Durchmesser d3 verbunden werden (2. Druckstufe p [d12d32] π/4). Der Kolben J kann aber auch so mit dem Kolben E verbunden werden, daß sein Zylinder H, der als Kolben vom Durchmesser [618] d2 im Zylinder A steckt, infolge des Ansatzes am Kolben J bei der Vorwärtsbewegung des Kolbens E mitgenommen wird (3. Druckstufe p (d12 – d22)π/4).

Einen Zylinderkopf mit Blechschlußvorrichtung (Nietmaschine von Anderson & Galloway, London) zeigt Fig. 19. Der Kopfsetzer (Döpper) sitzt exzentrisch an dem 516 mm Durchmesser besitzenden Kolben, der als Zylinder für den den Blechschlußring (Druckring) tragenden, 376 mm Harken Kolben dient und mit dem Rückzugkolben, der ständig unter Akkumulatordruck lieht, verbunden ist. Durch Eintretenlassen von Druckwasser hinter den Kolben des Blechschlußrings wird dieser betätigt, worauf man Druckwasser hinter dem Kolben des Kopfsetzers wirken läßt und zum Schluß zwecks Erzielung des Höchstdrucks den inneren Kolben vom Wasserdruck entlastet, so daß der Wasserdruck auf die Kolbenfläche des Kopfsetzers (ohne Gegendruck) einwirkt.

Der Zylinderkopf der hydraulischen Nietmaschinen, Fig. 7 und 12, von Breuer, Schumacher & Co. in Kalk bei Cöln ist in Fig. 20 [1] dargestellt; i dient als Zylinder für den Kolben a des Blechschlußrings b und als (feststehender) Kolben für den (verschiebbaren) Zylinder c des Schelleisens s; f ist Rückzugszylinder. Die gleichzeitige Vorwärtsbewegung von Blechschlußring und Schelleisen bis zum Auftreffen auf das Werkstück erfolgt in gleicher Weise wie bei der folgenden Anordnung.

Die Zylinderanordnung System Schönbach [1] für Nietbolzen (Einstecken von innen oder außen) und glatte Stifte in der Ausführung der Prager Maschinenbau-A.-G., vorm. Breitfeld, Daněk & Co., ist in Fig. 21 dargestellt. Das Schelleisen s sitzt am Führungsstück b und kann durch die Druckkolben B1, oder B2 betätigt werden; der Blechschlußring g ist am Schlitten c und wird durch den Hilfskolben H bewegt, der gleichzeitig als Rückzugskolben dient. S1 und S2 bezeichnen die durch den Handhebel k bewegten Steuerungen; tritt Druckwasser hinter H, so geht c vorwärts und nimmt durch die Platte p nach Zurücklegung des Weges z auch b mit, bis der Blechschlußring gegen das Blech stößt, worauf durch Eintretenlassen von Druckwasser hinter B1 oder (und) B2 die Kopfbildung erfolgt, wobei der Blechschlußring g, hinter dessen Kolben ein Druck gleich dem vierten Teil des auf das Schelleisen wirkenden Drucks (durch besonderen Akkumulator einstellbar) wirkt, zurückgedrängt wird. Die Rückwärtsbewegung kann in der Regel durch einen einstellbaren Anschlag begrenzt werden.[619]

Eine Hilfseinrichtung für das Nieten von Lokomotivfeuerbüchsen zeigt Fig. 7. Auf den Zylinderkopf A ist ein senkrecht dazu wirkender B abnehmbar aufgeschraubt. – Die Prager Maschinenbau-A.-G., vorm. Breitfeld, Daněk & Co., bringt statt dessen auf dem Führungsschlitten des Zylinderkopfs einen U-förmigen Hilfsbügel an, dessen freier Schenkel das Schelleisen trägt; auf dem Gegenhalterarm des Nieters wird ein kleiner Bock mit dem Vorhalter aufgeschraubt.

Bei den feststehenden Nietmaschinen hängt das Arbeitsstück A in der Regel an einem Kran, s. Fig. 8.

B. Preßluft- (Druckluft-, pneumatische) Nietmaschinen. Die Luftpressung beträgt bis zu 8 Atmosphären. Der Betrieb mit Preßluft bietet den Vorteil, daß keine Rückleitung erforderlich, freie Verlegung der Rohrleitung möglich, Gasrohre und Schläuche für die Zuleitung der Luft anwendbar sind und der Anschluß bei transportabeln Nietmaschinen sich einfach und schnell vollziehen läßt. Man kann drei Anordnungen der Preßluftnietmaschinen unterscheiden (vgl. a. Druckluftwerkzeuge und -maschinen, Bd. 3, S. 127).

1. Die Preßluft wirkt unmittelbar auf den den Döpper tragenden Kolben (wie bei der Dampfnietmaschine Fig. 26). Der Zylinderkopf besteht aus 1–3 hintereinander angeordneten Kammern; die Kolben sind seit miteinander verbunden. Je nach dem auf das Niet auszuübenden Druck wird mit 1–3 Kammern gearbeitet. Diese direkt wirkenden Preßluftnieter sind wegen des hohen Luftverbrauchs wenig in Anwendung gekommen.

2. Zwischen Luftkolben und Döpper ist ein mechanisches Zwischenglied eingeschaltet, und zwar ein Kniehebel (vgl. Fig. 22) oder ein Rollenkamm (Fig. 24). Ueber die hierhergehörigen Systeme von Kniehebelnietmaschinen vgl. a. Bd. 3, S. 127 und 128, Fig. 13 und [1], Da man bei diesen Anordnungen die größte Kraftübersetzung nur auf einer sehr kurzen Strecke am Hubende des Nietstempels erhält, so ist die Entfernung zwischen dem Gegenhalter und dem Nietstempel jedesmal der Dicke der zu verbindenden Bleche anzupassen, weil sonst entweder der volle Nietdruck nicht entwickelt oder der Schließkopf nicht vollständig ausgebildet würde. Um bei Eisenkonstruktionen mit wechselnden Blechdicken und -lagen nicht den Nietstempel fortwährend verstellen[620] zu müssen, haben die Hanna Engineering Works in Chicago die in Fig. 23 dargestellte Anordnung [7] getroffen, bei der eine beträchtliche Kraftübersetzung auf einem längeren Weg des Nietstempels erhalten wird, so daß ohne Stempelverstellung z.B. zwei und drei halbzöllige Bleche genietet werden können. Zwischen der Schubstange a des Druckzylinders und dem Kniehebelpaar b, c, dessen einer Hebel fest gelagert, während der andre mit dem Nietstempel verbunden m, befindet sich der Winkelhebel d, der von einer Schwinge e geführt ist. Die Kniehebel b, c greifen dabei nicht an einem gemeinsamen, sondern an zwei etwas gegeneinander versetzten Zapfen des Winkelhebels an.

Eine Preßluftnietmaschine mit Rollenkamm (Bauart Albree) zeigt Fig. 24. Im Zylinder a bewegt sich ein Kolben, in dessen Innerem die Schubstange b gelenkig beteiligt ist, diese ist durch den Lenker c mit den Gestellschienen d verbunden. Der Gelenkzapfen e trägt eine Rolle, die den Hebel f, der mit dem Stengel g in Verbindung steht, bei der Vorwärtsbewegung des Kolbens nach abwärts drückt. Das Zurückziehen des Stempels erfolgt durch eine federnde Verbindung zwischen g und c [1].

3. Der Luftdruck wird in hydraulischen Druck umgesetzt (hydropneumatische Nietmaschinen), Fig. 25 (Petrick & Ayer in Philadelphia). Die miteinander in Verbindung stehenden Räume a a sind mit Oel gefüllt. Läßt man Preßluft hinter dem kleinen Kolben b wirken, so setzt sich der Döpper c auf das Niet auf; die Kopfbildung wird dann durch Eintretenlassen von Preßluft in den Zylinder d hinter den Kolben e vollzogen, der mit dem Plunger f verbunden ist, wobei eine Druckübersetzung im umgekehrten Verhältnis der Querschnittsflächen der beiden Kolben eintritt (vgl. Pressen). Der Rückzug des Döppers und des Luftkolbens e erfolgt durch die Wirkung von Preßluft in den miteinander in Verbindung stehenden Räumen g und h.

C. Dampfnietmaschinen werden im Hinblick auf die Dampfverluste durch Kondensation in den Leitungen wenig angewendet. Sie können in denselben Anordnungen wie die Preßluftnietmaschinen gebaut werden [1], [3]. Fig. 26 zeigt eine direkt wirkende Dampfnietmaschine von Bement, Miles & Co. in Philadelphia für 65 t Preßdruck.

D. Elektrische Nietmaschinen. Der zum Betrieb erforderliche Elektromotor ist am Gestell der Nietmaschine beteiligt, a) Die Bewegungsübertragung vom Elektromotor zum Nietstempel erfolgt durch Schraubenspindel und -mutter sowie Hebelverbindungen. Hierher gehören die Nietmaschinen von F. v. Kodolitsch in Triest, D.R.P. Nr. 104385 (Fig. 27) [8] und C. Flohr in Berlin [11]. In dem Gehäuse a a befindet sich der Elektromotor. Seine Welle steckt frei drehbar in der mehrgängigen Schraube b, auf der eine Scheibe befestigt ist, die in einer ringförmigen Nut zahlreiche isolierte Drahtwindungen enthält; diesen gegenüber befindet sich ein Eisenring, der von jener Scheibe angezogen und[621] mitgenommen wird, sobald man unter Vermittlung eines Schleifrings einen elektrischen Strom durch die Drahtwindungen sendet. Dieser eiserne Ring ist durch eine federnde Platte mit der auf der Schraube b befestigten Scheibe c derart verbunden, daß ihn die federnde Platte von der mit Drahtwindungen versehenen Scheibe abhebt, sobald der Strom unterbrochen wird. Der Motor ist stets in Betrieb; sendet man Strom in die erwähnten Drahtwindungen, so wird seine Welle mit der Schraube b gekuppelt und diese schiebt ihre Mutter d nach oben und den Nietstempel e gegen den sich auf den Gegenhalter f stützenden Nietbolzen. Der durch die Drahtwindungen zu sendende Strom ist regelbar und dadurch der vom Nietstempel auszuübende Druck zu begrenzen; wenn der diesem Druck entgegenstehende Widerstand größer wird, als der Reibung des angezogenen Kupplungsrings entspricht, gleitet dieser an der die Drahtwindungen enthaltenden Scheibe. Die Mutter ist in zwei doppelarmigen Hebeln g gelagert, die um den im Maschinenbügel festsitzenden Bolzen i sich drehen. Ein mit dem Maschinenbügel und dem Ende der Stempelfassung verbolzter Lenker l gibt dem Stempel e die geeignete Richtung, b) Die Bewegung des Nietstempels erfolgt durch hydraulischen Druck, der mittels eines Verdrängerkolbens, dessen Bewegung vom Elektromotor aus durch Schraubenspindel und -mutter oder Zahnstange und Zahnrad geschieht, erzeugt wird. Zu dieser Klasse gehören die elektrischen Nietmaschinen von A. Piat in Paris [12] und der Leipziger Maschinenbaugesellschaft in Leipzig-Sellerhausen, D.R.P. Nr. 143277 (Fig. 28 und [10]); s.a. Pressen.

E. Nietmaschinen mit Transmissionsantrieb. Hierfür kommen in Betracht: Friktionsspindellpressen, Spindelpressen mit Kniehebelübersetzung, Exzenterpressen, Hebelpressen, Nietmaschinen mit Verdrängerkolben (s. oben unter D. und Pressen) [1], [3], [9].

F. Handnietmaschinen. Diese sind in der Regel entweder Hebelnietmaschinen oder Nietmaschinen mit Verdrängerkolben (s. oben unter D.).

Arbeitsverbrauch u.s.w. beim Nieten.

a) Schlagnietung. Nachfolgende Tabelle gibt nach Versuchen von Frémont [5] über Arbeitsverbrauch und Zeitdauer Auskunft.


Nieten, Nietung, Nietmaschinen

b) Preßnietung. Nach Frémont [5] ist zur Erzielung guter Nietung bei weißwarm bezw. kirschrot eingebrachten Nieten eine Kraft gleich der 2,7–5 fachen Zugfestigkeit des Nietschaftes erforderlich. – Die Maschinenfabrik R.D. Wood & Co. in Philadelphia hat folgende Tabelle [4] aufgestellt:


Nieten, Nietung, Nietmaschinen

Nieten, Nietung, Nietmaschinen

Die Tabelle beruht auf der Annahme, daß die Nieten durch zwei Bleche, die zusammen nicht stärker sind als der Nietdurchmesser, hindurchgehen. Mit zunehmender Blechdicke nimmt, um die Nietlöcher vollständig auszufüllen und zuverlässige Arbeit zu erzielen, der erforderliche Stempeldruck näherungsweise mit der Quadratwurzel des Quotienten aus Blechdicke und Nietdurchmesser zu. – Breuer, Schumacher & Co. in Kalk bei Cöln wählen folgende Drücke (s. nebenstehende Tabelle).

Die Kraft, mit der bei Nietmaschinen mit Blechschlußvorrichtung das Andrücken des Plattendrückers erfolgt, beträgt die Hälfte bis zu einem Drittel des für die Kopfbildung notwendigen Drucks. Weitere Angaben über die Größe des Stempeldrucks s. [1], [3], [5].

Vorschriften über die Ausführung der Nietung. Die Normalbedingungen für die Lieferung von Eisenkonstruktionen für Brücken- und Hochbau, aufgestellt vom Verbände deutscher[622] Architekten- und Ingenieurvereine, dem Verein deutscher Ingenieure und dem Verein deutscher Eisenhüttenleute (1893) bestimmt folgendes: »8. Die Niete sind im hellrotwarmen Zustande, nach Befreiung von dem etwa anhaftenden Glühspan, in die gehörig gereinigten Nietlöcher unter gutem Vorhalten (wo tunlich mit Nietwinden) einzuschlagen. Sie müssen die Löcher nach der Stauchung vollständig ausfüllen. Setz- und Schließkopf müssen zentrale Lage haben, gut und vollanliegend ausgeschlagen sein und es darf dabei keine Vertiefung entstehen. Der etwa entstandene Bart ist sorgfältig zu entfernen. Die Nietköpfe dürfen keinerlei Risse zeigen. Die Niete zu verstemmen ist nicht gestattet. Nach dem Vernieten ist zu untersuchen, ob die Niete vollkommen festsitzen und nicht prellen. Alle nicht fest eingezogenen oder den sonstigen vorstehenden Bedingungen nicht entsprechenden Niete sind wieder herauszuschlagen und durch vorschriftsmäßige zu ersetzen. In keinem Fall ist es gestattet, die Niete im kalten Zustand nachzutreiben.« Vgl. ferner die Vorschriften für Brückenbauten und den Runderlaß des preußischen Ministers der öffentlichen Arbeiten vom 25. November 1891 in »Hütte«, Des Ingenieurs Taschenbuch 1905, 19. Aufl., Bd. 2, S. 325.


Literatur: [1] Fischer, H., Die Werkzeugmaschinen, Bd. 1, 2. Aufl., Berlin 1905. – [2] Weisbach-Herrmann, Lehrbuch der Ingenieur- und Maschinenmechanik, 3. Aufl., 3. Abt., 2. Hälfte, Braunschweig 1901. – [3] Codron, C., Procédés de forgeage dans l'industrie, 1. Teil, Paris 1898. – [4] Reißner, H., Amerikanische Eisenbauwerkstätten, Berlin 1906. – [5] Frémont, Ch., Etude expérimentale du rivetage, Paris 1906. – [6] Zeitschr. d. Ver. deutsch. Ing. 1908, S. 374. – [7] Ebend. 1907, S. 1121. – [8] Ebend. 1898, S. 884; 1901, S. 631. – [9] Ebend. 1886, S. 18. – [10] »Stahl und Eisen«, Düsseldorf 1906, S. 1338. – [11] Zeitschr. f. Werkzeugmaschinen und Werkzeuge 1907, S. 75. – [12] Ebend. 1902, S. 86; 1904, S. 7. – [13] D.R.-Patentschriften, Klasse 49e, Unterabteilung 10–13.

A. Widmaier.

Fig. 1., Fig. 2.
Fig. 1., Fig. 2.
Fig. 3., Fig. 4., Fig. 5.
Fig. 3., Fig. 4., Fig. 5.
Fig. 6.
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Fig. 7., Fig. 8.
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Fig. 9–11.
Fig. 9–11.
Fig. 12., Fig. 14.
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Fig. 13., Fig. 15.
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Fig. 16., Fig. 17., Fig. 18.
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Fig. 19.
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Fig. 20.
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Fig. 21.
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Fig. 22.
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Fig. 22a.
Fig. 22a.
Fig. 23.
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Fig. 24.
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Fig. 25., Fig. 26.
Fig. 25., Fig. 26.
Fig. 27.
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Fig. 28.
Fig. 28.
Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 6 Stuttgart, Leipzig 1908., S. 615-623.
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