[156] Plattieren, Plattierung. A. In der Metallindustrie das Vereinigen zweier oder mehrerer verschiedenartiger Metalle zu einem fest aneinander haftenden Ganzen, dessen Weiterverarbeitung ohne Gefahr der Trennung erfolgen kann (bisweilen auch das Ueberziehen von Metallgegenständen mit einem dünnen Blech eines andern Metalls, wobei in der Regel eine innige Vereinigung durch Löten stattfindet; vgl. [1]).
Der Zweck des Plattierens besteht darin, den Arbeitsgegenstand entweder als aus besserem Material bestehend erscheinen zu lassen oder ihm eine schönere Farbe oder größere Widerstandsfähigkeit gegen Einflüsse der Luft, des Wassers u.s.w. zu geben, als sie das als Unterlage dienende Metall besitzt, das sich jenem gegenüber z.B. durch höhere Festigkeit, geringeren Preis u.s.w. auszeichnen kann. Andern Verfahren gegenüber hat das Plattieren den Vorteil, daß es die Herstellung beliebig dicker, besser haltbarer, bei der Verarbeitung sich nicht trennender oder abbröckelnder Ueberzüge gestattet. Das Plattieren kann auch angewendet werden, um sehr dünne Bleche oder Drähte aus edelm Metall zu erhalten, indem das plattierte Material dünn ausgewalzt bezw. ausgezogen und hierauf das (unedle) Plattiermetall durch chemische Mittel entfernt wird.
Die Herstellung plattierter Bleche kann auf folgende Weise erfolgen:
a) Durch Aufgießen des einen flüssig gemachten Metalls auf das andre und darauffolgendes Auswalzen. In dieser Weise kann z.B. Zinn mit Bleiblech plattiert werden. Die reingeschabte Bleiplatte wird mit geschmolzenem Zinn und etwas Kolophonium angerieben, das Zinn in entsprechender Schicht aufgegossen, hierauf das Ganze ausgewalzt. Wegen der ungleichen Streckung beider Metalle plattiert man besser das Blei auf beiden Seiten mit Zinn, indem die reingeschabte Bleiplatte in einer eisernen Gußform, in der sie durch Zinnstücke gleich weit von den Wänden abstehend gehalten und mit Zinn umgossen wird;
b) Durch einfaches Zusammenpressen der miteinander zu planierenden, in der Regel erhitzten Metalle. Für eine gute, haltbare Plattierung ist metallische Reinheit der zu planierenden [156] Metalle notwendig. Zinn und Blei plattieren sich schon bei gewöhnlicher Temperatur, Zink und Blei bei mäßiger Erwärmung. Die Edelmetalle (Gold, Silber, Platin u.s.w.) werden mit andern Metallen und Legierungen dadurch plattiert, daß die metallisch rein geschabten Platten mit Knoblauch bestrichen, mit einem Schutzblech umwickelt, in einem Muffelofen auf Rotglut erhitzt und hierauf in einer hydraulischen Presse einem starken Druck unterworfen werden, worauf das Auswalzen erfolgt;
c) Durch Erzeugung einer dünnen Schicht des einen Metalls auf einer Platte des andern und darauffolgendes Zusammenpressen der zu vereinigenden Metallplatten. Diese dünne Schicht kann entweder auf chemischem oder auf mechanischem Weg (durch Aufreiben oder Aufpressen) aufgebracht werden. So wird bei der Gold-Kupfer-Plattierung die Kupferplatte mit einer gesättigten Lösung von Gold in Königswasser, bei der Platin-Kupfer-Plattierung mit einer Lösung von Platin in Königswasser, bei der Silber-Kupfer-Plattierung mit einer starken Auflösung salpetersauern Silbers aufgebracht.
Bei dem Aluminiumplattierverfahren von Wachwitz [6], [8] wird das Kupfer zunächst auf mechanischem Wege mit einer äußerst dünnen, dichtanliegenden Schicht Aluminium belegt und hierauf geglüht, wobei eine sehr schwach aluminiumhaltige Kupferlegierung entsteht, welche ein Verschweißen mit Aluminium gestattet. Eisen und Stahl können in gleicher Weise mit Aluminium plattiert werden (vgl. a. d);
d) Durch Aufbringen einer dünnen Schicht eines von den zu planierenden Metallen verschiedenen Metalls zwischen jene. Dieses Verfahren wird bei einzelnen Metallen angewendet, die sich nicht nach einem der angegebenen andern Verfahren plattieren lassen. So gelingt z.B. die Plattierung des Aluminiums mit Nickel, wenn man das Aluminium zuerst mit Kupfer plattiert [2]. Auch nach dem unter c) angegebenen Wachwitzschen Verfahren können zwei Metalle, z.B. Zink und Kupfer, miteinander plattiert werden [6]. Nach D.R.P. Nr. 166823 (Wachwitz) dient ein beiderseits mit Aluminium überzogenes Kupferblech als Zwischenlage der beiden Metalle, z.B. Messing und Stahl; es erfolgt zunächst in einem Muffelofen ein Erhitzen bis zur Schweißtemperatur des Aluminiums mit nachfolgendem Walzen oder Pressen und hierauf eine Erhitzung, z.B. bis zu der Temperatur, bei der im vorliegenden Fall Messing nahezu schmilzt;
e) Durch Schweißen. Bei der Plattierung von Nickel- mit Eisen- oder Stahlblech werden beide Metalle erst durch Schaben und Schleifen gereinigt, mit Boraxwasser bestrichen, schweißwarm gemacht und sehr schnell durch Hämmern oder Walzen miteinander verschweißt [7]; f) Galvanisches Plattieren s. Galvanotechnik, Bd. 4, S. 250.
B. In der Glasindustrie bezeichnet Plattieren das Ueberziehen einer Glasschicht mit einer andersfarbigen. Der an die Pfeife genommene Klumpen farblosen Kristallglases wird in ein farbiges (besonders rotes) Glas eingetaucht und mit dem Ueberzuge in gewöhnlicher Weise zu einem Gefäße ausgebildet.
Das farbige Glas (Ueberfangglas, s.a. Glasmalereitechnik, Bd. 4, S. 554) bildet eine dünne Schicht am Gefäße; wird sie an einzelnen Stellen weggeschliffen, so tritt die farblose Unterlage zum Vorschein. Wird erst farbiges Glas, darüber farbloses und endlich wieder farbiges Glas an die Pfeife genommen, so werden auf beiden Seiten plattierte oder überfangene Gegenstände erzeugt, die durch entsprechendes Wegschleifen gewisser Stellen hübsche Farbenwirkungen zeigen.
C. In der Textilindustrie bezeichnet Plattieren 1. eine besondere Art der Maschenbildung beim Wirken (s. Wirkerei); 2. das Umspinnen von Bändern mit Fäden, Drähten, Papier u.s.w.
Literatur: [1] Karmarsch, K., Handbuch der mechan. Technologie, 6. Aufl., bearbeitet von H. Fischer, Bd. 2, Leipzig 1891. [2] Hoyer, E. v., Lehrbuch der vergleichenden mechanischen Technologie, Wiesbaden 1906. [3] Ledebur, A., Lehrbuch der mechanisch-metallurgischen Technologie, 3. Aufl., Braunschweig 1906. [4] Karmarsch-Heerens Technologisches Wörterbuch, 3. Aufl. von Kick und Gintl, Prag. [5] Hartmann, F., Das Verzinnen, Verzinken, Vernickeln, Verstählen und Ueberziehen von Metallen mit andern überhaupt, 3. Aufl., Wien. [6] Zeitschr. d. Ver. deutsch. Ing. 1901, S. 134; 1903, S. 1893. [7] D.R.P. Nr. 7569, 13304, 23500, 28924, 37176. [8] D.R. Patentschriften, Klasse 49 i, 5.
A. Widmaier.