Ánnenkow

[547] Ánnenkow, 1) Pawel Waßiljewitsch, russ. Schriftsteller, geb. 1. Juli (19. Juni) 1813 in Moskau, gest. 20. (8.) März 1887 in Dresden, studierte zuerst Bergwesen, später Philologie und machte dann viele Reisen ins Ausland, wo er sich die letzten 20 Jahre fast ausschließlich aufhielt. Bekannt wurde er zuerst durch seine Briefe aus dem Ausland (in den »Vaterländischen Annalen«, 1840–42). Besondere Verdienste erwarb er sich als erster berufener Herausgeber der Werke Puschkins (Petersb. 1855–57, 7 Bde.) und von Materialien zu dessen Biographie und zum Verständnis seiner Werke. Er gab ferner die »Korrespondenz und Biographie Stankewitschs« (Mosk. 1867) heraus. Annenkows Hauptwerke erschienen unter dem Titel »Erinnerungen und kritische Skizzen« (Petersb. 1877–81, 3 Bde.).

2) Iwan Waßiljewitsch, russ. General, geb. 1814 im Gouv. Simbirsk, gest. 16. Juni 1887 in St. Petersburg, Bruder des vorigen, 1833 Kornett im Leibgarderegiment zu Pferd, 1848 Oberst, kämpfte in Ungarn, wurde 1855 Generalmajor à la suite, 1861 Generalleutnant, 1862 Oberpolizeimeister und 1877 Kommandant von St. Petersburg, im Juni 1868 Generaladjutant und 1878 General der Kavallerie. Er schrieb eine Geschichte des Leibgarderegiments zu Pferde (1731–1848).

3) Michail Nikolajewitsch, russ. General, geb. 12. Mai (30. April) 1835 in Petersburg, gest. daselbst 22. Jan. 1899, Sohn des 1865 verstorbenen Generaladjutanten Nikolai A. und Enkel des Dekabristen Iwan A., wurde im Pagenkorps ausgebildet, besuchte bis 1859 die Generalstabsakademie, kämpfte 1863–66 in Polen, war 1870 beim preußischen Hauptquartier in Frankreich (vgl. »Der Krieg im Jahre 1870. Bemerkungen und Betrachtungen eines russischen Offiziers«, Berl. 1871), wurde darauf zum Chef des militärischen Transportwesens auf den Eisenbahnen ernannt und leitete während des orientalischen Krieges von 1877/78 die militärischen Verbindungen im Rücken der Armee. 1880–81 beteiligte er sich an der Skobelewschen Achal-Teke-Expedition in gleicher Eigenschaft und erbaute die Militärbahn vom Kaspischen Meer bis Kisil Arwat, die er 1885–1888 über Merw und Bochara bis nach Samarkand fortsetzte (Transkaspische Eisenbahn), wurde aber wegen Unterschlagungen bei den Notstandsarbeiten 1895 administrativ bestraft und seiner Ämter entsetzt. Annenkows Arbeiten über die Transkaspische Bahn sind von Heyfelder verwertet in dem Werke: »Transkaspien und seine Eisenbahn« (Hannov. 1888).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1905, S. 547.
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