Aŏsta

[607] Aŏsta, Kreishauptstadt in der ital. Provinz Turin, an der Dora Baltea, Endstation der Eisenbahn Chivasso-A. und Vereinigungspunkt der Straßen vom Großen und Kleinen St. Bernhard, 583 m ü. M., inmitten von Obsthainen, Rebenhügeln und Mandelbaumpflanzungen gelegen, hat eine Kathedrale mit reichgeschmückter Fassade und dem Grabmal des savoyischen Fürsten Thomas, ein ansehnliches Rathaus, eine Ackerbauschule und (1901) ca. 6200 (als Gemeinde 7875) Einw., die Handel mit Vieh, Butter und Wein betreiben. Die Stadt hat ein Lyzeum, Gymnasium und eine technische Schule und ist Sitz eines Bischofs und eines Unterpräfekten. Nach ihr ist das reizende Tal des Oberlaufs der Dora Baltea Val d'A. benannt. Dasselbe trennt die Grajischen und Penninischen Alpen, hat schönes Wiesen- und Weideland, Waldungen, Bergwerke und Mineralquellen, darunter die von Courmayeur (s. d.), und wurde wegen seiner strategischen Wichtigkeit am Ausgang durch das Fort Bard (s. d.) geschlossen. Die ärmlichen Bewohner, ca. 80,000, die meist französisch sprechen, liefern ein starkes Kontingent zum Kretinismus und zur Auswanderung. – A. wurde 25 v. Chr. vom Kaiser Augustus nach Besiegung der Salasser als Militärkolonie gegründet und erhielt den Namen Augusta Praetoria; von ihr zeugen die noch vorhandenen Altertümer, insbes. ein Triumphbogen mit 16 korinthischen Marmorsäulen, ein Tor mit drei Durchgängen, die Ruinen eines Amphitheaters, die Brücke über die Dora, die Stadtmauern und Türme u.a. Nach dem Untergang des römischen Reiches fiel A. erst den Goten, dann den Langobarden zu, unter denen es Sitz eines Herzogtums war. Ende des 6. Jahrh. an die Franken abgetreten, bildete A. als Hauptstadt einer Grafschaft einen Teil erst des fränkischen, dann des burgundischen Reiches. Die Grafengewalt übte seit dem Anfang des 11. Jahrh. das Haus Savoyen aus. Vgl. Tillier, Historique de la vallée d'Aoste (Aosta 1880–87, 4 Bde.); Eyssenhardt, A. und seine Altertümer (Hamb. 1896).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1905, S. 607.
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