[47] Abraham, Sohn Terachs, der Stammvater der Israeliten. Nach der biblischen Erzählung (1. Mos. 1225) wanderte er zugleich mit seinem Bruders sohn Lot aus Mesopotamien in Kanaan ein, ließ sich im südlichen Teil des Landes nieder, wo er vertragsweise einen Stammsitz gewann, und dehnte im friedlichen Verkehr mit den Einwohnern seine Wanderungen bis nach Ägypten aus. Ursprünglich Abram (»hoher Vater, Vater Arams«) genannt, ward ihm bei der Verheißung einer zahlreichen Nachkommenschaft der Name A. (»Völkervater«) beigelegt. Vorbildlich für die monotheistischen Religionen steht A. am Eingang der Geschichte Israels. Im unbedingten Gottvertrauen verläßt er sein Vaterland, bewährt im Verkehr Frömmigkeit, Friedensliebe, Uneigennützigkeit, Treue, Heldenmut, Barmherzigkeit, Ehrenhaftigkeit und ist bereit, sein glaubensstarkes Wirken durch die Opferung Isaaks, seines Sohnes von der Sara (s. d.), zu krönen. 175 Jahre alt, stirbt A. und wird von seinen Söhnen Ismael (s. d.), den seine Nebenfrau Hagar (s. d.) ihm geboren hatte, und Isaak in der Grabhöhle Makhpela bei seinem Wohnort Hebron begraben. In A. offenbart sich zuerst der Gegensatz des Monotheismus zu den heidnischen Naturreligionen; in seiner Geschichte ist das Anrecht Israels auf Kanaan bekundet und das Bundeszeichen der Beschneidung eingeführt. Die spätere Sage fügt noch fabelhafte kulturgeschichtliche Verdienste hinzu (Unterweisung der Ägypter in Mathematik, Astronomie und Philosophie, Erfindung der Buchstabenschrift und Traumdeutekunst, Gründung der Kaaba in Mekka u.a.). Über die sagenhafte Ausschmückung seines Lebens vgl. Beer, Leben Abrahams (Leipz. 1859); Grünbaum, Neue Beiträge zur semitischen Sagenkunde (Leiden 1893).