Kaaba

[402] Kaaba (arab., »Würfel«). das Hauptheiligtum der Mohammedaner, ein inmitten der großen Moschee Mekkas stehendes viereckiges, 12 m langes, 10 m breites und 15 m hohes, aus dem Stein der Berge Mekkas unregelmäßig erbautes Gebäude, das nach der muslimischen Tradition von Adam angelegt, während der Sündflut in den Himmel entrückt, von Abraham und Ismaël aber, unter Mitwirkung des Engels Gabriel, als Anbetungsstätte des wahren Gottes wiederhergestellt ward. Der geschichtliche Ursprung der K., die zur Zeit Mohammeds bereits als uralt galt, ist unbekannt. Seit 703 n. Chr. ist sie aus abergläubischer Furcht keiner wesentlichen Änderung mehr unterzogen worden, dagegen hat sich 1630 eine vollständige Rekonstruktion als unvermeidlich erwiesen. In ihrer östlichen Ecke ist auf 1,5 m Höhe der berühmte schwarze Stein (el-hadschar el-aswad) eingemauert, der, mehrfach geborsten, gegenwärtig von einem Silberring zusammengehalten wird. Die mineralogische Natur dieses Steins ist noch unbestimmt; der sichtbare Teil seiner kreisförmigen Oberfläche hat ca. 25 cm Durchmesser. Er soll anfangs schneeweiß gewesen, durch die Sünden der Menschen aber allmählich schwarz geworden sein. Die K. wird am Schluß der Haddschzeremonien von den Pilgern siebenmal umkreist, wobei der »schwarze« und der gleichfalls heilige »südliche« Stein mit der Hand berührt, der »schwarze« außerdem geküßt wird; eine tellerartige Aushöhlung in seiner Mitte ist vielleicht z. T. durch diese Küsse der Gläubigen verursacht. Nach uraltem Brauch wird das Heiligtum jährlich mit neuen Seidenstoffen umhüllt (seit der Herrschaft der Osmanen mit schwarzem Brokat, der Koransprüche und auf zwei Drittel der Höhe einen Gürtel in Goldstickerei zeigt).[402] Die Kaabaverehrung ist ein altheidnischer Kultus, den Mohammed, um seine Lehre zu nationalisieren, in sein Religionssystem aufnahm, der aber von den fanatisch-puritanischen Wahhabiten (s. d.) mit Recht als Überbleibsel aus der Heidenzeit verworfen wird. Vgl. Mekka und Mohammed.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 10. Leipzig 1907, S. 402-403.
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