Ahmed

[204] Ahmed (»der Preisenswerte«), Beiname des Propheten Mohammed, daher häufiger mohammedanischer Personenname, insbes. mehrerer Sultane:

1) A. I., 14. Sultan der Osmanen, geb. 1589 in Magnesia, gest. 22. Nov. 1617, bestieg nach dem Tode seines Vaters Mohammed III. 1603 den Thron, setzte den 1593 begonnenen Krieg gegen Kaiser Rudolf II. fort; als sich der gleichzeitige Krieg mit den Persern, die Eriwan und Kars eroberten, ungünstig wandte, schloß A. mit Österreich 11. Nov. 1606 den (mehrmals erneuerten) 20jährigen Waffenstillstand von Sitvatorok, wodurch der frühere Zustand im wesentlichen hergestellt, Österreich aber zum erstenmal als gleichberechtigte Macht anerkannt wurde. Durch den Frieden von 1612 bestätigte A. den Persern die Eroberungen Abbâs' I. Die prächtige Moschee seines Namens zu Konstantinopel erbaute er in sieben Jahren mit einem Aufwande von mehreren Millionen.

2) A. II., 21. Sultan der Osmanen, geb. 1642, gest. 6. Febr. 1695, Sohn Ibrahims (gest. 1648), ward nach seines Bruders Soliman II. Tode von den Janitscharen 1691 auf den Thron erhoben, eine dichterische, melancholische Natur; 19. Aug. 1691 wurde sein Heer unter Mustafa Köprülü bei Slankamen durch den Markgrafen Ludwig Wilhelm von Baden geschlagen.

3) A. III., 23. Sultan der Osmanen, geb. 1673, gest. 1736, Sohn Mohammeds IV. (gest. 1692), gelangte nach Absetzung seines Bruders Mustafa II. 1703 auf den Thron. 1709 flüchtete Karl XII. von Schweden mit den Trümmern seiner bei Poltawa vernichteten Armee nach Bender am Dnjestr und trieb die Pforte zum Kriege gegen Rußland. Am Pruth ward 1711 Peter d. Gr. eingeschlossen; aber die Bestechlichkeit des Großwesirs Baltadschi bewirkte 12. Juli einen ihm günstigen Frieden. A. setzte zwar Baltadschi ab, ratifizierte aber 1712 den Vertrag und nötigte 1714 den inzwischen nach Demotika bei Adrianopel gebrachten Karl XII., sein Land zu verlassen. Den Venezianern nahm der Großwesir Damad Ali Kömürdschi 1715 Morea. Allein bei Peterwardein verlor 5. Aug. 1716 Ali gegen Prinz Eugen Sieg und Leben; Temesvár (13. Okt.) und das Banat wurden von den Österreichern genommen. Verluste, die durch Schulenburgs glückliche Verteidigung Kor sus (19. Aug.) nur gesteigert wurden. Der neue Großwesir Chalil wurde 16. Aug. 1717 bei Belgrad gänzlich geschlagen, und im Frieden von Poscharewatz (21. Juli 1718) trat A. das Banat, Nordserbien mit Belgrad und die Kleine Walachei an Österreich ab. A., in Wollust versunken, überließ die Verwaltung den Wesiren. Trotzdem kam in das Steuerwesen einige Ordnung; Festungen wurden gebaut, die erste türkische Druckerei errichtet. Deshalb wird Ahmeds Regierung als der Anfang des für die türkische Geschichte wichtigen Zeitalters der Einführung europäischer Einrichtungen in das osmanische Reich bezeichnet. Gegen Ende seiner Herrschaft entbrannte der Krieg mit den Persern (Schah Husain) von neuem. Gleichzeitig erhoben sich die mit den Neuerungen unzufriedenen Janitscharen; obwohl A. ihnen Wesir und Minister opferte, wurde er zur Abdankung genötigt (30. Sept. 1730) und starb 1736 im Gefängnis, wahrscheinlich durch Gift. Vgl. Krusinski, Prodromus ad tragicam vertentis belli Persici historiam (Leopolis 1734); Ranke, Die Venezianer in Morea (Werke, Bd. 42).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1905, S. 204.
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