Amoy

[450] Amoy (Hiamun), eine dem Fremdhandel geöffnete Hafenstadt Chinas (Provinz Fukiën), auf einer 15 km langen, 11 km breiten, von 400,000 Menschen in 136 Dörfern und Höfen bewohnten Insel, vor der Mündung des Drachenflusses, der Insel Formosa gegenüber, mit 96,000 Einw. Die dem Festland zugekehrte Stadt ist auf drei Seiten vom Meer umgeben und besteht aus einem ummauerten Teil auf der Höhe und einem an der Küste, hat zwei große buddhistische Tempel, den Nantaiwu mit neun Stockwerken und einer Kolossalstatue des Fo, und den Lamputu mit vier von Riesenschildkröten getragenen Pavillons, sowie ein berühmtes Nonnenkloster. A. ist Sitz eines deutschen Berufskonsuls und der Londoner, englischpresbyterianischen, holländisch-reformierten und römisch-katholischen Mission. Von fremden Firmen zählt man jetzt 40 (3 deutsche), von Fremden überhaupt 240 (40 Deutsche). Die sehr geräumige, sichere Reede ist tief genug für die größten Schiffe; 1899 liefen ein und aus 1951 Dampfer von 1,910,313 Ton. und 57 Segelschiffe von 25,581 T. (britisch 71,75, deutsch 9,89 Proz.). Der Gesamthandel betrug 1899: 20,879,654 Taels. Von der Einfuhr (1899: 14,537,237 Taels) entfielen auf Opium 2,616,399, Baumwollenwaren 1,462,055 Taels; von der Ausfuhr der Landeserzeugnisse (2,423,444 Taels) auf schwarzen Tee von den berühmten Bohea- und Ankihügeln 2,958,909, Zucker 923,550 Taels, der Rest auf Papier, Tabak, Grastuch. Für den Fremdhandel ist A. fast nur noch Zwischenstation zwischen Hongkong und Formosa. – Im 17. Jahrh. war A. der Hauptstützpunkt des Seeräuberhauptmanns Iquan und seines Sohnes Koxinga, die den Holländern und Engländern erlaubten, Handelsniederlassungen zu gründen. Als aber die Holländer durch Koxinga aus Formosa verdrängt worden waren, vereinigten sich 16 holländische Schiffe unter Admiral Bort 1663 mit einer Flotte der Mandschukaiser zu einem gemeinsamen Kriege gegen die Seeräuber. Im Januar 1664 siegte die holländisch-chinesische Flotte; auf Befehl des chinesischen Admirals wurde A. zerstört. Doch war der Ort in der Mitte des 18. Jahrh. wieder in Blüte. 1841 wurde A. von einer englischen Flotte erobert und seit dem zweiten Frieden von Nanking (1842) dem Handel aller Nationen eröffnet. Vorübergehend wurde A. im Sommer 1900 von den Japanern besetzt.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1905, S. 450.
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