Ares

[737] Ares, der griechische Kriegsgott, Sohn des Zeus und der Hera, deren streitsüchtiger Sinn nach Homer auf ihn übergegangen ist in dem Maße, daß er nur am wilden Toben der Schlacht seine Luft hat. Daher ist er den Göttern, selbst Zeus, besonders aber Athene verhaßt, die vor Troja seine Gegnerin ist und ihn verwundet, auch von ihr begünstigten Helden, wie Diomedes und Herakles, den Sieg über ihn verleiht. Dagegen ist er schon bei Homer Freund und Liebhaber der Aphrodite. Bald kämpft er zu Fuß, bald auf dem Kriegswagen, den ihm seine Söhne Deimos und PhobosFurcht« und »Schrecken«) schirren, seine Schwester Eris (»Streit«) voran; auch die mordende Enyo gehört zu A.' Gefolge, der selbst auch unter dem Namen Enyalios verehrt und in der Schlacht angerufen wird. Als sein Lieblingssitz galt das wilde Thrakien. Eine Hauptstätte seines Kults war Theben, wo er und Aphrodite, hier wie anderwärts seine Gemahlin, von ihm Mutter des Deimos und Phobos, Eros und Anteros und der Harmonia, der Gattin des Kadmos, als Stammgötter verehrt wurden. In Athen war ihm die alte Stätte des Blutgerichts, der Areopag, geweiht; hier sollten ihn einst die Götter gerichtet und freigesprochen haben. als er Poseidons Sohn Halirrhothios, der seiner Tochter Alkippe Gewalt angetan, tötete. Natürlich hatte er auch in Sparta besondere Verehrung. Im allgemeinen tritt bei der Einseitigkeit seines Wesens sein Kult nicht so hervor wie der der Friedensgötter. Er galt als Vater einer Reihe kriegerischer Helden z. T. wildester Art, wie des Thrakers Diomedes, des Kyknos, Önomaos, auch des von Kadmos erlegten Drachen bei Theben.

Ares (Rom, Villa Ludovisi).
Ares (Rom, Villa Ludovisi).

Sein Sinnbild ist der Speer, zugleich Sinnbild der Blutrache und des Blutgerichts, und die brennende Fackel, die nach altem Brauch zwei den Heeren voranschreitende Priester des A. den Feinden als Kampfeszeichen zuschleuderten. Die Römer setzten A. ihrem Mars (s. d.) gleich. Vgl. Müller, Ares (Götting. 1848); Stoll, Über die ursprüngliche Bedeutung des A. (Weilb. 1855); Tümpel, A. und Aphrodite (Leipz. 1880); Voigt, Beiträge zur Mythologie des A. und der Athene (»Leipziger Studien«, Bd. 4, S. 225 ff.). – Die griechische Kunst stellte ihn als schönen, jugendlichen Mann dar von kräftigem Bau, mit kurz gelocktem Haar, im alten Stil bärtig, später unbärtig, mit etwas düsterm Gesichtsausdruck. Von seinen Darstellungen die bedeutendste ist die Statue des sitzenden A. in der Villa Ludovisi zu Rom (vgl. Abbildung) mit dem Eros zu Füßen. Der A. Borghese im Louvre, den freilich manche als Achill erklären, stellt ihn stehend und nur mit dem Helm bekleidet dar. In der römischen Kunst erscheint A. stets vollgerüstet und meist stehend. Sehr beliebt war auch die Gruppierung mit Aphrodite, statuarisch und in Wandgemälden. – Vgl. Dilthey in den »Jahrbüchern des Vereins von Altertumsfreunden im Rheinland«, Heft 53. S. 24 ff.; Furtwängler in Roschers »Lexikon der Mythologie«, Bd. 1, S. 487 ff.; Sauer in »Pauly-Wissowas Enzyklopädie«, Bd. 2, S. 642 ff.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1905, S. 737.
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