Diomēdes [1]

[24] Diomēdes, im griech. Mythus: 1) Sohn des Ares und der Kyrene, König der Bistonen in Thrakien, fütterte seine Stuten mit dem Fleisch der in sein Land verschlagenen Fremden, bis er ihnen selbst von Herakles (s. d.) als Futter vorgeworfen wurde.

2) Sohn des Tydeus und der Deïpyle, einer der Epigonen (s. d.), nach dem Tode seines Großvaters Adrastos König von Argos, führte mit seinen treuen Gefährten Sthenelos und Euryalos 80 Schiffe nach Troja, wo er bei Homer als kühner, tapferer Held und Schützling der Athene erscheint, mit deren Hilfe er sogar Aphrodite und Ares verwundet. Mit Odysseus tötet er den trojanischen Spion Dolon, überfällt den Thrakerkönig Rhesos und entführt seine Rosse. Über den Waffentausch mit Glaukos (s. d. 4). Die nachhomerische Sage läßt ihn noch das Palladion mit Odysseus aus Troja rauben. Nach Argos zurückgekehrt, muß er vor seiner durch Aphrodite aus Rache für ihre Verwundung zur Untreue verleiteten Gattin Aigialeia fliehen. Er wird nach Italien verschlagen, steht dem König Daunus in Apulien gegen die Messapier bei und erhielt dessen Tochter Euippe zur Gemahlin nebst der Herrschaft über die apulische Ebene (Campi Diomedis). Die Sage läßt ihn bald in Italien oder in Argos, wohin er zurückgekehrt sei, sterben, bald auf den nach ihm benannten Diomedeischen Inseln im Adriatischen Meer (s. Tremiti) verschwinden, während seine Begleiter in die dort hausenden Reiher (Diomedeische Vögel) verwandelt werden. Nach dieser Sage hat Linné den Albatros Diomedea genannt, was dann Anlaß gab, eine Inselgruppe zwischen dem Prinz von Wales-Kap und dem Ostkap (der Nordgrenze der jährlichen Wanderung dieses Vogels) Diomedesinseln zu nennen. Man verehrte D. als Heros in vielen Städten Ostitaliens; besonders Argyripa (später Arpi) in Apulien galt als seine Gründung. In Argos wurde beim Feste der Athene mit dem Palladion der Schild des D. einhergetragen und sein Bild im Inachos gewaschen. Vgl. Lübbert, De Diomede heroe divinis honoribus culto (Bonn 1889).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 5. Leipzig 1906, S. 24.
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