Ausonĭus

[147] Ausonĭus, Decimus Magnus, der namhafteste röm. Dichter des 4. Jahrh. n. Chr., geb. um 310 zu Burdigala (Bordeaux), Christ, stand als Lehrer der Beredsamkeit und Grammatik in seiner Vaterstadt in solchem Ruf, daß ihn Kaiser Valentinian zum Erzieher seines Sohnes Gratian berief, der ihm nach seiner Thronbesteigung 379 das Konsulat übertrug. Nach Gratians Ermordung lebte A. auf seinem Landgut bei Burdigala in eifriger literarischer Tätigkeit bis nach 393. Außer einer schwülstigen Lobrede auf Gratian besitzen wir von A. eine Reihe von Gedichten über alle möglichen Gegenstände, wie denn überhaupt kein Thema ihm zu gering schien, Gelehrsamkeit und Witz nebst Vers- und Sprachgewandtheit spielen zu lassen: Epigramme, Gedichte auf verstorbene Verwandte (Parentalia) und Fachgenossen (»Commemoratio professorum Burdigalensium«, wichtig für die Kenntnis des damaligen Schulwesens), poetische Episteln und 20 von Neueren »Idyllia« benannte Gedichte, von denen das zehnte: »Mosella«, die poetische Schilderung einer Rhein- und Moselreise von Bingen bis Trier (hrsg. von Böcking, mit Übersetzung, Bonn 1845; von La Ville de Mirmont, Bordeaux 1889; in gereimten Strophen übersetzt von H. Lingg in den »Neuen Gedichten«, Stuttg. 1870, von Ottmann, Trier 1895, in freier Nachdichtung von Viehoff, das. 1885; vgl. Haag, A. und seine Mosella, Berl. 1900), durch glückliche Beschreibung sich auszeichnet. Den Mangel eigentlicher poetischer Begabung sucht A. durch sprachliche und metrische Gewandtheit sowie durch rhetorischen und gelehrten Schmuck zu ersetzen, daher seine Darstellung meist der Einfachheit und Natürlichkeit entbehrt. Hauptausgaben von Schenkl (in den »Monumenta Germaniae historica« V, 2, Berl. 1883) und Peiper (Leipz. 1886). Vgl. Deydou, Un poète bordelais (Bord. 1868); Kaufmann in Raumers »Historischem Taschenbuch«, 1869.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1905, S. 147.
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