[647] Beöthy (spr. böti), 1) Ödön (Edinund), ungar. Politiker, geb. 1796 in Großwardein, gest. 7. Dez. 1854 in Hamburg, war einer der Fiihrer der Reformpartei auf den Reichstagen von 1830, 1832 und 1843. 1848 wurde er zum Obergespan von Bihar und später zum Regierungskommissar ernannt. Nach dem Zusammenbruch flüchtete er sich nach England. Sein Sohn Ákos (Akusius) B., geb. 1838 in Nagy Marja (Bihar), gehört mit wenigen Unterbrechungen seit 1872 dem ungarischen Reichstag an, ein gründlicher Kenner des englischen Verfassungslebens. Er schrieb: »Die Entwickelung und die Kämpfe des ungarischen Staates« (Budapest 19001902, 2 Bde.).
2) Siegmund, ungar. Schriftsteller, geb. 17. Febr. 1819 in Komorn, gest. 19. Jan. 1896, gehörte zu den fruchtbarsten neuern Schriftstellern Ungarns. Von seinen Lustspielen fanden »Steffen Kóbor« (1840) und »Deputiertenwahl« (1843) besondern Beifall.
3) Zoltán, Schriftsteller, Sohn des vorigen, geb. 4. Sept. 1848 in Komorn, seit 1882 Professor der Ästhetik an der Universität zu Budapest und Direktor des Mittelschullehrerseminars. Er hat seit 1870 zahlreiche Erzählungen veröffentlicht, in denen sich ein ungewöhnliches Talent psychologischer Darstellung und realistischer Schilderung kundgibt. Seine Bühnenkritiken erschienen gesammelt u. d. T.: »Szinészek es szinmüirok« (»Bühnendichter und Schauspieler«, 1881). Außerdem schrieb er eine vorzügliche ungarische Literaturgeschichte (6. Aufl. 1891, neue Ausgabe mit Illustrationen), eine von der Kisfaludy-Gesellschaft preisgekrönte Geschichte der ungarischen Prosaerzählung (»A szép prózai elbeszélés«, 1886, 2 Bde.) und »A tragikum« (»Über das Tragische« 1885, von der ungarischen Akademie mit dem Karácsonyi-Preis gekrönt). B. ist Mitglied der ungarischen Akademie und Vizepräsident der Kisfaludy-Gesellschaft. 1896 begründete B. das erste Mädchengymnasium in Ungarn und wurde im selben Jahr zum Ministerialrat ernannt.