Beuthen

[786] Beuthen, 1) B. in Oberschlesien (Oberbeuthen), Stadt u. Stadtkreis im preuß. Regbez. Oppeln, am Ursprung des Beuthener Wassers, Knotenpunkt der Staatsbahnlinien Gleiwitz-Schwientochlowitz und Tarnowitz-Emanuelsegen, 309 m ü. M., hat 5 katholische und eine evang. Kirche, eine Synagoge, ein Gymnasium, eine Realschule, ein fürstbischöfliches Knabenseminar, 2 Waisenhäuser etc.

Wappen von Beuthen in Oberschlesien.
Wappen von Beuthen in Oberschlesien.

Die Zahl der Einwohner belief sich 1900 mit der Garnison (ein Infanteriebataillon Nr. 22) auf 51,404 Seelen, darunter 5622 Evangelische und 2594 Juden. B. hat Galmeigruben, Bergbau auf Steinkohlen und Brauneisenstein, eine Dampfmahl- und eine Dampfschneidemühle, Fabrikation von Marmor- und Sandsteinwaren, eine Kunstschlosserei, eine Fabrik für gebogene Möbel, eine Dampfbierbrauerei etc. B. ist Sitz eines Landgerichts, eines Bergreviers, eines Landsratsamtes für den Landkreis B., einer Handelskammer und einer Reichsbanknebenstelle. Der zu B. gehörige Gutsbezirk B. umfaßt die Eisen- und Walzwerke Friedenshütte und Eintrachthütte und die Zinkwerke Klara-, Rosamunden- und Beuthener Hütte. Zum Bezirk des Landgerichts B. gehören die fünf Amtsgerichte zu B., Kattowitz, Königshütte, Myslowitz und Tarnowitz. – B. wird urkundlich zuerst 1178 erwähnt und erhielt 1254 deutsches Stadtrecht (vgl. Gramer, Chronik der Stadt B., Beuthen 1863). Die Herrschaft B. war böhmisches Lehen und kam 1526 an den Markgrafen Georg von Ansbach. 1603 nahm Joachim Friedrich von Brandenburg die Herrschaft B, nebst Jägerndorf für seinen Sohn Johann Georg in Besitz. Letzterer verlor sie aber 1620 als Anhänger des Winterkönigs, worauf Kaiser Ferdinand II. den Grafen Lazarus Henckel von Donnersmark damit belehnte. 1697 erhob sie Kaiser Leopold zur freien Standesherrschaft. Zwei Anteile davon sind übriggeblieben: der des Grafen Henckel von Donnersmark in Siemianowitz und der des Grafen gleichen Namens in Neudeck. – 2) B. an der Oder (Niederbeuthen), Stadt im preuß. Regbez. Liegnitz, Kreis Freistadt, an der Oder und der Staatsbahnlinie Glogau-Reppen, hat eine evangelische und eine kath. Kirche, ein Schloß, ein Amtsgericht und (1900) 3164 meist evang. Einwohner. Das ehemalige berühmte Gymnasium wurde 1628 vom Kaiser aufgelöst. B., in alten Urkunden Bytom genannt, erhielt im 13. Jahrh. Festungswerke. B. ist der Hauptort des Mediatfürstentums Carolath-Beuthen (s. Carolath).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1905, S. 786.
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